Der völkische Antisemit Johann von Leers in den religionspolitischen Auseinandersetzungen 1933/34
In: Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus, S. 375-398
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In: Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus, S. 375-398
In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: ZfG, Band 59, Heft 6, S. 522-543
ISSN: 0044-2828
Im Beitrag werden publizistische Netzwerke vorgestellt, die sich um Verlage und Zeitschriften gruppierten und die eine Internationale der Rechtsextremisten und Antisemiten in den fünfziger und frühen sechziger Jahren konstituierten, in denen von Leers als Autor eine wichtige Rolle einnahm. Aussagen über seinen Einfluss, der ihm in zyklischen Wellen von der Presse zugeschrieben wurde, und Mutmaßungen über eine "Ortsgruppe Kairo" der SS unter seiner Leitung sind kritisch zu bewerten. Es wird argumentiert, dass von Leers durch gezielte Provokationen in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu erregen suchte und auch gefunden hat. Nachweisbar ist zudem ein uferloser Schriftwechsel mit Rechtsextremisten und Antisemiten in Europa und Nordamerika. Sieht man sich diese Briefe aber - soweit sie überliefert sind - genauer an, so entsteht das Bild eines zunehmend der Wirklichkeit entrückten Fantasten. In Kairo wiederholt sich ein Verhaltensmuster von Leers, das aus den späten dreißiger und frühen vierziger Jahren bekannt war. Ihm zugrunde lag ein zügelloser Aktivismus, der sich allerdings im Ergebnis vielfach als Scheitern erwies: Dies gilt beispielsweise für die Absicht um 1957, die Zeitung "Der Weg" in Kairo wiederzubeleben. Das Projekt kam über die vage Idee nicht hinaus. Ebenso erfolglos blieb der Versuch, Druckmaschinen aus Westdeutschland einzuführen und einen Verlag für einschlägige Schriften aufzubauen, die dann nach Europa verschickt werden sollten. Offenkundig wurde das Scheitern zudem in der Kampagne gegen den Eichmann-Prozess. Die dabei vertretenen Behauptungen waren derart abstrus, dass selbst rechtsextreme Zeitschriften sich weigerten, Beiträge von Leers' abzudrucken. Seine Bedeutung soll damit nicht unterschätzt werden - als Stichwortgeber und als Anlaufstelle für seine Gesinnungsgenossen. Anführer einer weltumspannenden "Internationale der Antisemiten", zu der von Leers gelegentlich erklärt wurde, ist er nie gewesen. (ICF2)
World Affairs Online
Johann von Leers war einer der radikalsten antisemitischen Publizisten des Dritten Reiches. Nach Kriegsende setzte er seine Propaganda ununterbrochen fort – erst von Buenos Aires aus, dann bis zu seinem Tod in Kairo. In Buenos Aires zählte er zu den maßgeblichen Akteuren in den Netzwerken unbelehrbarer Nationalsozialisten. 1956 siedelte er nach Kairo über, wo er zum Islam konvertierte und sich in den Dienst der antiisraelischen Propaganda stellte. Einige Jahre arbeitete er auch dem Bundesnachrichtendienst zu. Leers' Wirken im Kontext der "antisemitischen Internationale" der 1950er- und 1960er-Jahre ist von der Forschung lange Zeit nicht beachtet worden. Diese Lücke wird hier geschlossen.