Was bringt die Biografieforschung der Transformationsforschung?
In: Politische Biografien und sozialer Wandel, S. 27-39
Der Verfasser sieht den Einsatz der Biographieforschung im Bereich der Transformationsforschung und in der Erforschung sozialen Wandels im Allgemeinen durch eine Reihe verbreiteter Vorurteile blockiert, mit denen er sich "im Sinne einer provokanten Zuspitzung" kritisch und Partei ergreifend auseinandersetzt. Für ihn wird die beim einzelnen Subjekt ansetzende Biographieforschung zu Unrecht oft als psychologische Teildisziplin verstanden. Er betont, dass biographische Orientierungen auch in sozialen Strukturen "überpersonaler Art" eine Rolle spielen. Die Arbeitsteilung zwischen Mikro- und Makrosoziologie erscheint ihm als fragwürdig. Strukturen sollten von Prozessen nicht getrennt, sondern selbst als zeitliche Gegebenheiten verstanden werden. Transformationen und sozialer Wandel sind in diesem Verständnis nicht seltene, klare Zäsuren, sondern gesellschaftlicher Alltag. Biographische Wahlen, so die abschließende Schlussfolgerung, sind nicht arbiträr möglich, sie erfordern vielmehr Strukturtransformationen von biographisch gewachsenen Möglichkeiten. (ICE2)