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2002 machte der "Boston Globe" bekannt, dass katholische Priester hunderte Kinder missbraucht hatten und die Bostoner Bistumsleitung die Kleriker einfach nur versetzt hatte. In Deutschland wurde Missbrauch erst acht Jahre später, 2010, zum großen öffentlichen Thema. Die Autorin beschreibt, wie sie sich damals von bischöflichen Beschwichtigungen blenden ließ und erst durch viele Gespräche mit Betroffenen und durch Einsicht in interne Papiere verstand, warum Vertuschung nicht ein Fehler im kirchlichen System ist, sondern das System selbst. Bis heute pflegen Bischöfe einen taktischen Umgang mit der Wahrheit. Sie reflektiert aufgrund eigener Erfahrung die ethischen und presserechtlichen Bedingungen ihrer Arbeit.

Die Journalistin Florin plädiert für mehr Frauenmacht in der katholischen Kirche, konkret, dass Frauen auch Priesterinnen werden können. Gesellschaftliche und Gender-Argumente stehen im Vordergrund, es findet sich wenig Theologisches. Die Autorin argumentiert primär aus feministischer und machtpolitischer Perspektive. Aber: Es ist eine engagierte Streitschrift, da kann es durchaus polemisch und wenig differenziert zugehen, zumal Florin flott und interessant schreibt, witzig, aber auch sarkastisch. Ein persönliches Buch zum Frauenbild der katholischen Kirche. Erfrischend-frecher Diskussionsbeitrag für Katholikinnen und Katholiken. Vor T. Heimerl: "Andere Wesen" und vor G. Sailer: "Keine Kirche ohne Frauen"