Editorial
In: Zeitschrift für öffentliches Recht: ZÖR = Austrian journal of public law, Band 78, Heft 3, S. 435-436
ISSN: 1613-7663
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In: Zeitschrift für öffentliches Recht: ZÖR = Austrian journal of public law, Band 78, Heft 3, S. 435-436
ISSN: 1613-7663
Die Stärke eines ethnographischen Forschungsdesigns liegt darin, mit größtmöglicher Offenheit an das Feld heranzutreten und die Möglichkeit von diesem irritiert zu werden zuzulassen. Auf diese Weise können neue Impulse für die Theoriebildung entstehen, anstatt ,nur' bereits bestehende Theorien zu widerlegen oder zu bestätigen. Um den Herausforderungen der Erforschung eines normativ aufgeladenen Feldes zu begegnen, schlage ich vor, explizit sozialtheoretisch angeleitete ethnographische Forschung zu betreiben, wobei die Theorie selbst möglichst normativ enthaltsam gehalten wird. Damit wird ermöglicht, auch in Feldern, wie der neuen rechten Bewegung, empirisch deskriptiv zu arbeiten und das Risiko der impliziten Normativität zu minimieren. Dadurch kann die für die interpretative Sozialforschung notwendige Offenheit beibehalten werden und sowohl zu starke Vereinnahmung als auch zu große Distanzierung von der Sinnwelt des Feldes verhindert werden.
BASE
In: Historical social research: HSR-Retrospective (HSR-Retro) = Historische Sozialforschung, Band 47, Heft 1, S. 268-288
ISSN: 2366-6846
The methodology of video data analysis (VDA) places a clear focus on the depicted immediate violent event. Herewith VDA takes a position in the long-standing controversy within violence research over narrow versus broad concepts of violence. A broad concept of violence was prominently proposed by Galtung, who introduced the notion of structural and cultural violence, which has been criticized as being a political and ideological concept. VDA argues for a narrow understanding of violence that includes only physical violence. The claim is that this avoids politicization and considers only the facts. A closer look reveals, however, that the situationist approach fails in this regard. The narrow and broad concepts of violence have two important things in common. Both of them define violence from the observer's perspective and thus both prove to be politically and ideologically charged. In order to avoid these problems, we propose a reflexive conceptualization of violence, which brings together a socio-theoretical understanding of how violence is institutionalized with a theory-of-society perspective. Finally, we illustrate the consequences of a reflexive understanding of violence using the example of the events surrounding the 2007 G8 summit in Rostock/Heiligendamm.
In: Zeitschrift für öffentliches Recht: ZÖR = Austrian journal of public law, Band 78, Heft 3, S. 437-452
ISSN: 1613-7663
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 22, Heft 1
ISSN: 1438-5627
Wir unterbreiten in dem vorliegenden Text einen Vorschlag für ein der interpretativen Forschung angemessenes Gewaltverständnis und skizzieren seine methodologischen Konsequenzen. In Auseinandersetzung mit qualitativen Studien zu Gewalt verbinden wir eine klare theoretische Explikation des Phänomens Gewalt mit der von der qualitativen Sozialforschung geforderten Offenheit gegenüber dem Material. Wir gehen dabei von der Unterscheidung zwischen einem positiven und einem reflexiven Gewaltbegriff aus: Wenn Gewalt aus der Beobachter*innenperspektive inhaltlich definiert wird, sprechen wir von einem positiven Gewaltbegriff. Ein solches Vorgehen widerspricht allerdings den Annahmen der interpretativen Forschung, denn hier liegt der Schwerpunkt darauf, soziale Phänomene ausgehend vom (Selbst-)Verständnis sozialer Akteur*innen zu analysieren. Wenn man es dem Selbstverständnis im Feld überlässt, ein Phänomen als Gewalt zu identifizieren, dies aber der Intuition der Beobachter*innen widerspricht, führt dies in der soziologischen Forschungspraxis oftmals dazu, dass ein Phänomen gegen das Selbstverständnis im Feld als Gewalt identifiziert wird. Um mit diesem Problem umzugehen, schlagen wir ein reflexives Gewaltverständnis vor und konkretisieren dieses in einem Kodierschema für die qualitativ-interpretative Untersuchung von sozialen Zusammenhängen mit Blick auf Gewalt. Exemplarisch verdeutlichen wir den interpretativen Sinn des Kodierschemas an einem Beispiel aus der Pflege von Menschen mit Demenz.