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Science Fiction - Denken in Modellen
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 34, Heft 1, S. 29-38
ISSN: 0479-611X
Science Fiction - Denken in Modellen
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 1, S. 29-38
ISSN: 0479-611X
"Science Fiction, auch als Utopie oder Zukunftsliteratur bezeichnet, hat keine Vorhersagefunktion; in ihren Darstellungen spiegeln sich eher die Zustände zur Zeit der Niederschrift. Das gilt speziell für '1984' von George Orwell. Das Beispiel der sozial orientierten Antiutopien zeigt im übrigen, daß auch die Gleichsetzung zwischen Science Fiction und Weltraumabenteuer unzutreffend ist. Genauso wie die Zukunft bietet aber der Weltraum interessante literarische Möglichkeiten. Im Vordergrund steht dabei die Relativierung der Wechsel des Blickpunkts, das Abweichen von scheinbar fest gegebenen Regeln und Ordnungssystemen. Zur Kennzeichnung gehobener Science Fiction eignet sich daher eher der Begriff des Modells, wie ihn die Kybernetik eingeführt hat. Im Sinn eines Gedankenexperiments wird eine bestimmte Situation vorgegeben; die sich daraus ergebenden Konsequenzen liefern den Stoff der Handlung. Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Arbeitsweise, die meist mit generell gültigen, doch nur abstrakt faßbaren Formeln operiert, besteht hier die Möglichkeit der Personiffizierung; das Geschehen wird dem Leser im Laufe eines Handlungsverlaufs nahegebracht, die Auswirkungen der oft behandelten Wechselwirkungen zwischen Technik und Gesellschaft werden ihm als Beispiel des Schicksals einzelner Personen deutlicher, als das durch die Ausdrucksmittel der Wissenschaften möglich ist. Somit erfüllt die Science Fiction - im höherem Maße als die andere Literatur - die Funktion einer Vorbereitung auf zukunftsorientierte Entscheidungen. Das Genre Science Fiction ist dem Unterhaltungsbereich entsprungen. Ein großer Teil der diesem Gebiet zugehörigen Texte und Filme reichen auch über die Vermittlung vordergründiger Spannung nicht hinaus. Um so beachtenswerter ist aber jener kleine Prozentsatz von Spitzwerken, die sich nicht nur durch stimmige Behandlung unserer Welt vor dem Hintergrund von Wissenschaft und Technik auszeichnen, sondern auch durch eine eigene Ästhetik der Sprache. Von Schriftstellern der sogenannten humanistischen Ausbildung vielfach unbeachtet, bieten sich hier neue Ausdrucksformen und Denkweisen an, die zur Bereicherung der Literatur insgesamt führen könnten; es dürfte allerdings noch ein weiter Weg zurückzulegen sein, ehe sich diese Vision erfüllt." (Autorenreferat)