Herausgegeben und mit einigen Bemerkungen begleitet von P. A. Winkopp ; Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Frankfurt am Mayn, bei J. C. B. Mohr. 1808. ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: Bamberg, Staatsbibliothek -- Dipl.o.64
Herausgegeben und mit einigen Bemerkungen begleitet von P. A. Winkopp ; Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Frankfurt am Mayn, bei J. C. B. Mohr. 1808. ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- J.publ.g. 398 f
Herausgegeben und mit einigen Bemerkungen begleitet von P. A. Winkopp ; Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Frankfurt am Mayn, bei J. C. B. Mohr. 1808. ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Bibl.Mont. 4462
Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekommene deutsche Reich. Die Globalisierung dient andererseits der allgemeinen Charakterisierung supranationaler Verflechtungen: internationale Wirtschaftsbeziehungen, transnationale soziale und politische Interessen, die der Gründung vieler Bewegungen, Parteien und Organisationen beigeholfen haben, sowie der Zuwachs der wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit, der von einer "Gelehrtenrepublik" träumen lässt. Die Neugier für die Welt und die anderen Nationen sowie der Stolz über eigene nationale Errungenschaften kommen besonders in dem kulturellen Phänomen der Weltausstellungen hervor. In dem Bild einer modernen und internationalen Gesellschaft spielt Deutschland eine große Rolle. Für die westeuropäischen Gelehrten ist es das Land, das mit seinen dynamischen Hochschulen den Ton in der Wissenschaft gibt. Es ergibt sich ein komplexes Bild. Ein solches Bild ist ein Konstrukt, der eine implizite Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Anderen und der eigenen Kultur voraussetzt. Aus diesem Grund darf eine eingehende Analyse Fremdbilder, die zugleich Selbstbilder sind ("Auto-heteroimage"), nicht nur ideengeschichtlich die Aussage der Akteure betrachten. Vielmehr soll sie mit deren intellektueller und institutioneller Umwelt vertraut machen. Mein Beitrag konzentriert sich auf solcher Bilderkonstruktion von Historikern, die den Nachbarländern, Belgien, Frankreich und den Niederlanden gehören. Im Vordergrund stehen die reflexiven Wahrnehmungen führender Historiker, die die Modernisierung des Faches Geschichte in den jeweiligen Ländern vorangetrieben haben: Der französische Historiker Ernest Lavisse, der Belgier Henri Pirenne und der Niederländer Petrus Johannes Blok. Ihre Aussagen werden mit denen ihrer Schüler und Kollegen vervollständigt und nuanciert und selbstverständlich kontextualisiert. Es handelt sich meistens um Mediävisten und Historiker der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die für die Internationalisierung des Faches gesorgt haben. Aus dem geschichtswissenchaftlichen Diskurs der Zeitspanne zwischen dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem Ersten Weltkrieg 1914-18 kommen m. E. drei Hauptbilder Deutschlands hervor: Deutschland als Land der Wissenschaft, die These der 'zwei' Deutschland und das 'junge' Deutschland. In dem Vortrag wende ich mich den zwei Ersteren zu. Noch eine Bemerkung zur Logik der Bilderkonstruktion. Sie hängt von vielen Quellen ab, die aus geschichtlichen Übertragungen, zeitgenössischen Berichten und Klischees entstehen. Oft ist diese Konstruktion mit eigener Erfahrung gebunden. Die Logik der Bilderkonstruktion ist dynamisch: die Wahrnehmung des Anderen ist höchst kontextabhängig und ändert sich mit der Zeit. In den Verhältnissen zwischen zwei Ländern kommen historische Ereignisse sowie der Grad der Betroffenheit einer Generation oder einer Person durch geschichtliche Erfahrung (wie etwa ein Krieg) und deren ideologische Orientierung in Frage. Die Bilderkonstruktion setzt eine Beziehung voraus: Sie entsteht im Vergleich zwischen dem eigenen Bild und dem des Anderen. Dadurch enthält sie eine Selbstreflexivität, die allerdings meistens unthematisiert bleibt. Oft ist das Bild zweideutig: zum Beispiel, viele Darstellungen französischen Autoren über Deutschland sind durch eine Hass/Liebe oder Faszination/Abwehr Verhältnis gekennzeichnet. Schließlich ist die Logik der Bilderkonstruktion pragmatisch oder intentional: Das entstandene Bild soll einen Wirkungseffekt (auf den Leserkreis oder auf den Publikum) haben. Variabilität, Selbstreflexivität, Zweideutigkeit, Intentionalität und Pluralität bilden heuristische Kategorien, die dazu dienen können, die Verschiedenartigkeit Fremd- und Selbstbilder zu thematisieren. Diese Kategorien verstehen sich nicht als rein deduktiv; sie ergeben sich aus dem Prozess theoretischer und empirischer Lektüre sowie aus der Praxis eines konstanten Vergleichs von Texten aus unterschiedlichen nationalen Kulturen. Die Logik der Bilderkonstruktion führt zum Schluss, dass es kein einheitliches Bild des Anderen in einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit gibt. Es kann höchstens von dominanten Bildern gesprochen werden.
Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekommene deutsche Reich. Die Globalisierung dient andererseits der allgemeinen Charakterisierung supranationaler Verflechtungen: internationale Wirtschaftsbeziehungen, transnationale soziale und politische Interessen, die der Gründung vieler Bewegungen, Parteien und Organisationen beigeholfen haben, sowie der Zuwachs der wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit, der von einer "Gelehrtenrepublik" träumen lässt. Die Neugier für die Welt und die anderen Nationen sowie der Stolz über eigene nationale Errungenschaften kommen besonders in dem kulturellen Phänomen der Weltausstellungen hervor. In dem Bild einer modernen und internationalen Gesellschaft spielt Deutschland eine große Rolle. Für die westeuropäischen Gelehrten ist es das Land, das mit seinen dynamischen Hochschulen den Ton in der Wissenschaft gibt. Es ergibt sich ein komplexes Bild. Ein solches Bild ist ein Konstrukt, der eine implizite Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Anderen und der eigenen Kultur voraussetzt. Aus diesem Grund darf eine eingehende Analyse Fremdbilder, die zugleich Selbstbilder sind ("Auto-heteroimage"), nicht nur ideengeschichtlich die Aussage der Akteure betrachten. Vielmehr soll sie mit deren intellektueller und institutioneller Umwelt vertraut machen. Mein Beitrag konzentriert sich auf solcher Bilderkonstruktion von Historikern, die den Nachbarländern, Belgien, Frankreich und den Niederlanden gehören. Im Vordergrund stehen die reflexiven Wahrnehmungen führender Historiker, die die Modernisierung des Faches Geschichte in den jeweiligen Ländern vorangetrieben haben: Der französische Historiker Ernest Lavisse, der Belgier Henri Pirenne und der Niederländer Petrus Johannes Blok. Ihre Aussagen werden mit denen ihrer Schüler und Kollegen vervollständigt und nuanciert und selbstverständlich kontextualisiert. Es handelt sich meistens um Mediävisten und Historiker der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die für die Internationalisierung des Faches gesorgt haben. Aus dem geschichtswissenchaftlichen Diskurs der Zeitspanne zwischen dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem Ersten Weltkrieg 1914-18 kommen m. E. drei Hauptbilder Deutschlands hervor: Deutschland als Land der Wissenschaft, die These der 'zwei' Deutschland und das 'junge' Deutschland. In dem Vortrag wende ich mich den zwei Ersteren zu. Noch eine Bemerkung zur Logik der Bilderkonstruktion. Sie hängt von vielen Quellen ab, die aus geschichtlichen Übertragungen, zeitgenössischen Berichten und Klischees entstehen. Oft ist diese Konstruktion mit eigener Erfahrung gebunden. Die Logik der Bilderkonstruktion ist dynamisch: die Wahrnehmung des Anderen ist höchst kontextabhängig und ändert sich mit der Zeit. In den Verhältnissen zwischen zwei Ländern kommen historische Ereignisse sowie der Grad der Betroffenheit einer Generation oder einer Person durch geschichtliche Erfahrung (wie etwa ein Krieg) und deren ideologische Orientierung in Frage. Die Bilderkonstruktion setzt eine Beziehung voraus: Sie entsteht im Vergleich zwischen dem eigenen Bild und dem des Anderen. Dadurch enthält sie eine Selbstreflexivität, die allerdings meistens unthematisiert bleibt. Oft ist das Bild zweideutig: zum Beispiel, viele Darstellungen französischen Autoren über Deutschland sind durch eine Hass/Liebe oder Faszination/Abwehr Verhältnis gekennzeichnet. Schließlich ist die Logik der Bilderkonstruktion pragmatisch oder intentional: Das entstandene Bild soll einen Wirkungseffekt (auf den Leserkreis oder auf den Publikum) haben. Variabilität, Selbstreflexivität, Zweideutigkeit, Intentionalität und Pluralität bilden heuristische Kategorien, die dazu dienen können, die Verschiedenartigkeit Fremd- und Selbstbilder zu thematisieren. Diese Kategorien verstehen sich nicht als rein deduktiv; sie ergeben sich aus dem Prozess theoretischer und empirischer Lektüre sowie aus der Praxis eines konstanten Vergleichs von Texten aus unterschiedlichen nationalen Kulturen. Die Logik der Bilderkonstruktion führt zum Schluss, dass es kein einheitliches Bild des Anderen in einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit gibt. Es kann höchstens von dominanten Bildern gesprochen werden.