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"Der Autor versucht eine moralische Bewertung und Einordnung des Konzepts politischer Korruption, indem er diese durch verschiedene Perspektiven und Thesen diskutiert und typisiert. Er unterscheidet eine bedingungslose Unmoral der Korruption, in der Korruption immer moralisch verwerflich ist, eine relative Unmoral der Korruption, in der Korruption ein Ersatz für Gewalt sein kann, eine von moralischen Kontexten abhängige Korruption, die in bestimmten Zusammenhängen moralisch zu verteidigen ist und schließlich eine funktionale Moralität der Korruption in politischen Systemen, in denen Korruption die bessere von zwei Alternativen, z.B. im Vergleich zum Kolonialismus, ist. Der Vorschlag einer Definition des Autors führt zu einer Unterscheidung von 'positiver' und 'kritischer' Moral, wobei diese jene beurteilt. 'Positiv' moralisch betrachtet ist Korruption immer verwerflich, 'kritisch' moralisch und universell wird Korruption an der Moral des Konzepts der Demokratie ausgedrückt durch die Form eines sozialen Rechtsstaats gemessen. Der Autor warnt bei der aufgezeigten Vielfalt jedoch vor Generalisierungen." (Autorenreferat)

In seinem Beitrag unterzieht der Verfasser staatliche und parastaatliche Gewalt in Südamerika einer politisch-ethischen Bewertung. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung mit dem Staatsterrorismus, wie er vor allem im Argentinien der siebziger Jahre existierte, aus politisch-philosophischer Sicht und im Vergleich zu faschistischen und stalinistischen Entsprechungen. Der Verfasser führt einleitend eine begriffliche Unterscheidung zwischen Legitimation und Legitimität ein und schlägt im weiteren eine operationalisierte Definition des Begriffes Staatsterrorismus vor. Merkmale dessen sind (1) Behauptung der Notwendigkeit eines vertikalen Krieges gegen einen Feind, der alle Bereiche der Gesellschaft unterwandert habe, (2) unzureichende Festlegung der Taten, die für strafwürdig erachtet werden, (3) heimliche Durchführung von staatlichen Sanktionen, die von der offiziell proklamierten Rechtsordnung verboten sind, (4) willkürliche Anwendung gewaltsamer Maßnahmen gegen die Grundrechte sowie (5) Erzeugen einer allgemein vorherrschenden Angst vor staatlicher Willkür. Nach Ansicht des Autors liegt der Grund für die begrenzte Dauer staatsterroristischer Systeme vor allem darin, daß sie deshalb die Grundlage für ihre eigene Rechtfertigung untergraben, weil sie selbst jenen rohen "Naturzustand" (Hobbes) wiederherstellen, den u verhindern sie vorgeben. (ICC)

In dem Beitrag wird gezeigt, daß der Begriff der Stabilität ein dispositioneller Begriff ist, der die Tendenz eines politischen Systems bezeichnet, seine Anerkennungsregel (= R) im Anwendungsfall beizuhalten. Diese R ist nicht beschränkt auf die Verfassung eines politischen Systems, sondern umfaßt politische Maximen, Prinzipien und Interpretationskriterien. Legitimation und Legitimität werden als die beiden Elemente von R dargestellt. Dabei wird deutlich, daß Probleme, die mit der Stabilität bzw. Instabilität eines politischen Systems zusammenhängen, sich auf diese beiden Elemente beziehen. Schwierigkeiten mit der Durchsetzbarkeit von R werden auf interne und externe Gründe zurückgeführt. Für die Mehrzahl der Entwicklungsländer wird festgestellt, daß die Problematik der Instabilität auf Schwierigkeiten mit R und fehlender Macht zu ihrer Durchsetzung beruht. Die Fälle von Costa Rica und Venezuela zeigen kausale Inkonsistenzen der jeweiligen R. Argentinien illustriert hauptsächlich die Schwierigkeit, die R einer Demokratie durchzusetzen, die die gerichtliche Verfolgung der unter dem Militärregime begangenen Delikte zum Legitimationskriterium erhob. (RW)

Es wird ein Vergleich der juristisch-politischen Theorien von H. Heller und J. Austin unternommen. Dazu werden die deutlichen Gemeinsamkeiten zwischen beiden, scheinbare und wirkliche Diskrepanzen aufgeführt. Gemeinsamkeiten werden in der Souveränitätskonzeption gesehen, dem Befehlscharakter juristischer Normen, der Rolle des Gehorsams gegenüber dem Staat, der begrifflichen Vereinigung von Souverän und Rechtssystem und der kritischen Betrachtung föderaler Staaten. Scheinbare Diskrepanzen zeigen sich vor allem beim Widerstandsrecht, der Ethik und den Rechtsnormen, während tatsächliche Unterschiede im Machtbegriff, der Rechtsetzung durch den Staat und der Kompetenz des Staates vorliegen. Für problematisch hält der Autor vor allem die Souveränitätskonzeption. (HA)

Der Autor setzt sich mit der Johnson-Prognose (J.J. Johnson, 1958) über die politische Zukunft der Länder Argentinien, Brasilien, Chile, Mexico und Uruguay auseinander. In einer kritischen Erörterung überprüft er Johnsons These, nach der die Mittelschichten der Motor politischer, wirtschaftlicher und sozialer Modernisierung in Lateinamerika waren. Da die Realitäten (politischer Umsturz durch Militärputsch in fast allen diesen Ländern) Johnsons hoffnungsvolle Annahmen falsifizierten, sucht der Autor nach alternativen Erklärungsansätzen für die Entwicklung. Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Problem des Verhältnisses von Mittelschichten und politischer Macht noch nicht ausreichend geklärt worden ist. In diesem Zusammenhang verweist er auf neuere Untersuchungen, in denen zwei historische Momente in der Entwicklung der Mittelschichten unterschieden werden: Aufstieg und Konsolidierung. In dieser Entwicklung werden Kompromisse mit jeweils anderen Schichten gemacht, in der ersten Phase mit der Unterschicht, in der zweiten mit der Oberschicht. Auf Grund der faktischen und begrifflichen Schwäche von Johnsons Argumentation warnt der Autor vor Prophezeiungen, die auf irreführenden Analogien mit entwickelten Ländern beruhen. (Ru)

Der Artikel behandelt das lateinamerikanische Wirtschaftssystem SELA, das am 17.10.1975 von 23 lateinamerikanischen Staaten in Panama City gegründet wurde. Diskutiert werden die folgende Hauptpunkte: 1. Die Situation lateinamerikas 1975 in bezug auf seine regionalen und internationalen Probleme. 2) Die Konzeption der SELA als eine Antwort auf die Ablehnung der lateinamerikanischen Situation 1975. 3) Die Reaktion der lateinamerikanischen Staaten und USA auf diese Konzeption. 4) Die institutionelle Struktur der SELA und ihre Problemlösungsstrategie. Eines der Hauptziele der SELA ist die Überwindung des Bilateralismus unter lateinamerikanischen Staaten und Drittländern und ihren Gruppierungen. Zur selben Zeit versucht SELA "qualitative Änderungen im internationalen System durch effektive Verhandlungen mit den Industrieländern zu erreichen. Es ist bemerkenswert, daß SELA die einzige lateinamerikanische Organisation mit kubanischer Mitgliedschaft ist, eine Tatsache, die ein bedeutender Versuch der Überwindung der Diskrepanzen unter den lateinamerikanischen Ländern auf regionaler Ebene ist. (GPÜbers)