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In: Zeitschrift für Kulturphilosophie: Journal for cultural philosophy, Band 2021, Heft 2, S. 26-36
ISSN: 2366-0759
Dieser Aufsatz untersucht die Verweigerungshaltung der 'primary rejection' von einem konkreten historischen Beispiel ausgehend. Diese 'primary rejection' bestand darin, dass ein Soldat sich im Jahr 1839 in Bayern weigerte, bei einer Fronleichnamsprozession auf die Knie zu gehen. Vorher hatte Ludwig I. den Befehl gegeben, dass in katholischen Gottesdiensten auch die protestantischen Soldaten einen Kniefall tun sollten. In diesem 'Kniebeugeerlass' sind politische, religiöse, militärische und ästhetische Imperative auf komplexe Weise miteinander verwoben. Nach einer Historisierung wird diese Weigerung als 'Theorieszene' für die Untersuchung des Kniefalls verwendet. Mit Louis Althusser, Blaise Pascal, Siegfried Kracauer, Judith Butler, Sigmund Freud und Ludwig Wittgenstein wird eine Theoretisierung des 'in-die-Knie-Gehens' versucht. Die 'primary rejection' der Verweigerung des Kniefalls stellt sich von dort aus als eine intuitive Verweigerung nicht einer einzelnen Aufforderung dar, sondern als körperlich wirksamer Widerstand gegen ein ganzes Bündel an Imperativen, die zum Teil auch widersprüchlich zueinander stehen. ; This article examines 'primary rejection' on the basis of a concrete historical example. This 'primary rejection' was that of a Bavarian soldier who in 1839 refused to go on bended knee when taking part in a Corpus Christi procession. Ludwig I had decreed that Protestant soldiers should, like their Catholic counterparts, kneel during Catholic services. In this order to kneel, political, religious, military and aesthetic imperatives are woven together in complex ways. Having been placed in its historical context, the soldier's refusal is used as a 'theoretical incident' to investigate the practice of bending the knee. Drawing on Louis Althusser, Blaise Pascal, Siegfried Kracauer, Judith Butler, Sigmund Freud and Ludwig Wittgenstein, an attempt is made to construct a theory of 'the bended knee'. The 'primary rejection' of refusing to kneel can then be seen not as an intuitive refusal to comply with a single demand, but as physical resistance to an entire cluster of imperatives, some of which even contradict each other. ; Peer Reviewed
BASE
In: Zeitschrift für Kulturphilosophie: Journal for cultural philosophy, Band 2016, Heft 2, S. 149-174
ISSN: 2366-0759
In: German life and letters new series, volume 74, no. 1 (January 2021)
Im zwanzigsten Jahrhundert wurde kaum ein kulturwissenschaftliches Thema weitreichender untersucht als die Gabe. Dieser Band versucht in interdisziplinärer Perspektive, sich dem Gegenteil der Gabe zuzuwenden: dem Diebstahl. Zu allen Zeiten waren Diebe nicht nur eine Bedrohung für das Eigentum von Menschen, Staaten und Göttern, sondern sie tauchen auch immer wieder als Kulturgründer und als schelmische Rebellen auf. Um den Diebstahl zu verstehen, müssen unterschiedliche Disziplinen gehört werden. Die Beiträge aus diesem Band sind daher sowohl international wie auch interdisziplinär vielfältig angelegt.
In: Fröhliche Wissenschaft 164
Mit der Frage nach den Kulturen und Medien, den Gesten und Praktiken des Empfangens verbindet sich ein weites Bedeutungsfeld. Dieses betrifft mit dem Empfänger und den Empfangsgeräten nicht nur eine zentrale Instanz der Medien- und Informationstheorie, sondern kreist ebenso um die sozialen Praktiken der Empfangenden und Entgegennehmenden: Phänomene wie Gabe und Gastfreundschaft, um das Urteil, die Strafe, aber auch die Vergebung, mithin um Fragen des Juridischen, des Ethischen und der Macht. Was geschieht, wenn wir all diese Phänomene nicht von ihrer aktiven Seite, von der Seite des Absenders, des Gebers und der Gabe, aus denken, sondern von der vermeintlich passiven Seite ihres Empfangens? Welche kulturellen Formen des Empfangens, welche Gesten und Praktiken und medialen Effekte verbinden sich mit der Annahme und Aufnahme? Welche Formen der Empfangsbestätigung aber auch der Annahmeverweigerung, des Widerstands und des renitenten Umgangs konturieren das Empfangen als kulturelle Praxis?
In: Fröhliche Wissenschaft 228