In den letzten Monaten sind immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden hier 171.785 Asylanträge gestellt und für das Gesamtjahr wird mit bis zu 800.000 gerechnet. Noch höher ist die Zahl der laufenden Asylverfahren mit 274.645 im April 2015, was insbesondere für die Kommunen zu einer enormen Belastung führt. Dabei kommt ein bedeutender Teil der Flüchtlinge aus Ländern, in denen weder (Bürger-) Krieg herrscht noch politische Verfolgung droht, und hat damit kaum Chancen auf Anerkennung. Dies gilt insbesondere für Personen aus den Westbalkanländern, die im ersten Halbjahr 2015 mit 47 Prozent fast die Hälfte aller Asylbewerber in Deutschland stellen. Auch wenn es sich bei einem Teil dieser Personen um in Deutschland gesuchte Fachkräfte handelt, ist es in keinem Fall vernünftig, dass sie über das Asylsystem einreisen. So erfolgt die Verteilung von Asylbewerbern nicht nach Arbeitsmarktgesichtspunkten und durch die Verfahren entstehen substanzielle Kosten. Daher sollten die Asylverfahren so gestaltet werden, dass Personen ohne Aussicht auf Anerkennung möglichst wenig Anreize haben, einen Asylantrag zu stellen. Um dies zu erreichen, sollten auch verstärkt alternative Zugangswege nach Deutschland im Rahmen der regulären Erwerbs- und Bildungsmigration geöffnet werden. Denn Deutschland ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zunehmend auf Fachkräfte aus Drittstaaten angewiesen. [...]
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Familienpolitik kann einen zentralen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung eines Landes leisten. Allerdings lassen sich nur schwer Aussagen darüber treffen, wie der familienpolitische Rahmen konkret ausgestaltet sein sollte, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Daher sollten bei der Entscheidung über familienpolitische Maßnahmen auch die Erfahrungen anderer Länder in den Blick genommen werden. Um dies zu erleichtern, hat das IW Köln im Jahr 2007 einen Index entwickelt, der die Familienpolitiken in Europa anhand verschiedener Handlungs- und Zielfelder analysiert und gegenüberstellt. Dieser Familienfreundlichkeitsindex wird mit dem vorliegenden Papier in einer überarbeiteten Form neu aufgelegt. Betrachtet werden dabei die drei Handlungsfelder "Finanzielle Unterstützung für Familien", "Betreuungsinfrastruktur" und "Zeitpolitik für Familien" sowie die vier Zielfelder "Erwerbstätigkeit von Frauen", "Wirtschaftliche Stabilität von Familien", "Wohlergehen und gute Entwicklung von Kindern" und "Geburten". Nimmt man die Handlungsfelder in den Blick, zeigt sich, dass Deutschland sich im Bereich der finanziellen Unterstützung von Familien besonders stark engagiert. Hier wird mit 67,5 von 100 möglichen Punkten nach Luxemburg und Irland der dritthöchste Indexwert erreicht. Bei der Betreuungsinfrastruktur liegt Deutschland nach den substanziellen Verbesserungen der letzten Jahre mit 56,1 Punkten im oberen Mittelfeld, aber deutlich hinter den skandinavischen Ländern. Auch bei der Zeitpolitik für Familien hat sich Deutschland deutlich verbessert und erreicht nun einen Wert von 36,6 Punkten. Betrachtet man die Zielfelder, so findet sich Deutschland bei der "Erwerbstätigkeit von Frauen" mit 67,6 Punkten heute im oberen Mittelfeld, obwohl es sich in den letzten Jahren stark verbessert hat. Waren noch im Jahr 2005 nur 63,7 Prozent der Frauen zwischen und 25 und 64 Jahren erwerbstätig, so lag dieser Anteil im Jahr 2014 bereits bei 74,1 Prozent. Bei der "wirtschaftlichen Stabilität von Familien und dem Nachteilsausgleich" ist Deutschland noch etwas erfolgreicher und liegt mit 70,9 Punkten im oberen Mittelfeld. Bei "Wohlergehen und guter Entwicklung von Kindern" erreicht es mit 78,2 Punkten nach Finnland, den Niederlanden und der Schweiz sogar den vierthöchsten Indexwert. Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den "Geburten". Hier erzielt Deutschland mit 18,6 Punkten den fünftschlechtesten Wert in Europa. Grund hierfür sind die niedrige Fertilitätsrate von 1,40 Kindern je Frau im Jahr 2013 und das hohe Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder mit 30,8 Jahren.
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For a long time, migration has been subject to intensive economic research. Nevertheless, empirical evidence regarding the determinants of migration still appears to be incomplete. In this paper, we analyze the effects of socio-economic and institutional determinants, especially labor-market institutions, on migrants' choices. Based on a large data set constructed from micro-data for France, Germany, the UK and the US, we study their decisions to migrate to one of the four countries using a Multinomial Choice framework. Our estimates confirm a number of conventional results such as positive effects of wages and immigrant networks and negative effects of unemployment rates. In addition, we find that employment protection, union coverage and unemployment benefits have positive effects on migration. Also good education and health systems tend to attract migrants, while generous pension systems may deter them. Based on separate estimations for high- and low-skilled migrants, there is evidence that the effects of labor-market institutions differ across skill groups.
Building on a new data set which is combined from national micro-data bases, we highlight differences in the structure of migrants to four countries, viz. France, Germany, the UK and the US, which receive a substantial share of all immigrants to the OECD world. Looking at immigrants by source countries, we illustrate the important role of distance, both geographical and cultural, immigration policies and migrant networks. Differentiating immigrants by their educational attainments, we observe interesting patterns in the skill composition, employment opportunities and wages for migrants to the different destination countries. Focusing on migration between the four countries in our data set, we find that migration within Western Europe is small and rather balanced in terms of skill structures, while there appears to be a brain drain from Europe to the US.
Seit dem hohen Flüchtlingszuzug der Jahre 2015 und 2016 ist die Zahl der nach Deutschland kommenden Geflüchteten deutlich gesunken. Insgesamt wurden im Jahr 2017 rund 187.000 Asylsuchende registriert. 223.000 Personen stellten einen formalen Asylantrag, was nach den Jahren 2015 und 2016 sowie 1991 bis 1993 der sechsthöchste Wert in der Geschichte der Bundesrepublik ist. Dabei deutet sich aktuell nur ein leichter weiterer Rückgang an. So liegen die monatlichen Asylbewerberzahlen bereits seit Mitte 2016 durchweg auf einem Niveau zwischen 10.000 und 20.000. Allerdings haben sich die Herkunftsländer deutlich verschoben. Stammte im Jahr 2016 mit 49,1 Prozent noch rund die Hälfte der Asylbewerber aus Syrien und dem Irak, war es im Jahr 2017 mit 33,2 Prozent nur noch ein Drittel. Hingegen ist der Anteil der Afrikaner von 11,0 Prozent auf 23,8 Prozent gestiegen. Insgesamt sind die Herkunftsländer deutlich vielfältiger geworden. Damit einhergehend ist die Anerkennungsquote von 62,4 Prozent im Jahr 2016 über 43,4 Prozent im Jahr 2017 auf nur noch 32,3 Prozent im ersten Quartal 2018 gesunken. Derzeit erhält also die deutliche Mehrheit der Asylsuchenden keinen Schutzstatus. Allerdings hat die Ablehnung des Asylantrags nicht unbedingt zur Folge, dass die betroffenen Personen auch unmittelbar wieder ausreisen. Im Jahr 2017 wurden rund 232.000 Asylanträge abgelehnt, aber nur 52.000 Ausreisen von abgelehnten Asylbewerbern registriert. Der Hauptgrund hierfür dürfte sein, dass ein großer Teil der abgelehnten Asylbewerber Rechtsmittel einlegt. So ist die Zahl der Verfahrensneuzugänge an den Asylkammern der Verwaltungsgerichte zwischen 2015 und 2017 von rund 50.000 auf rund 328.000 gestiegen. Erledigt wurden im Jahr 2017 rund 146.000 Fälle. Dies ist ein ungünstiger Zustand, da grundsätzlich das Bundesamt für Migration und Geflüchtete (BAMF) über die Asylanträge entscheiden sollte und nicht die Verwaltungsgerichte. Daher sollten die Prozesse beim BAMF so optimiert werden, dass die Ansatzpunkte für Klagen minimiert werden, ohne den Geflüchteten dabei den Zugang zu den Rechtsmitteln, der für sie von existenzieller Bedeutung sein kann, zu verbauen. Auch wären Verbesserungen bei der europäischen Zusammenarbeit in der Asylpolitik dringend wünschenswert. Bei den Dublin-Verfahren zeigt sich ein sehr eindrückliches Bild. Im Jahr 2016 hat Deutschland insgesamt rund 54.000 Gesuche auf Übernahme von Asylbewerbern gestellt. 29.000 wurden in den Partnerländern positiv und 20.000 negativ beschieden. Überstellungen erfolgten jedoch im Jahr 2016 nur 8.512. Bei der Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zeigen sich erste Fortschritte. So ist die Beschäftigungsquote von syrischen Staatsangehörigen zwischen März 2016 und Dezember 2017 von 6,9 Prozent auf 19,4 Prozent gestiegen und hat sich damit nahezu verdreifacht. Auch bei Irakern und Afghanen sind seit Mitte letzten Jahres deutliche Anstiege zu verzeichnen. Dennoch liegen die Werte immer noch weniger als halb so hoch wie bei allen Ausländern. Um die Lage weiter zu verbessern, sollte die Integrationspolitik konsequent weiterentwickelt werden. Dabei sollte eine kritische Evaluation der bestehenden Integrationsmaßnahmen erfolgen, um sicherzustellen, dass sie auch tatsächlich effektiv und effizient sind. Ist dies der Fall, sollten sie dauerhaft institutionalisiert werden, soweit nicht bereits geschehen. ; Since the strong influx of refugees in 2015 and 2016, the number of refugees coming to Germany has significantly decreased. In total, 187,000 asylum seekers were registered in 2017 and 223,000 people filed a formal application for asylum. This is the sixth highest value in the history of the Federal Republic after the years 2015 and 2016 and 1991 to 1993 and a slight further decline can currently be expected. However, the countries of origin have shifted significantly. In 2016, around half of the asylum seekers came from Syria and Iraq, whereas it were only one third in 2017. In contrast, the proportion of Africans has risen from 11.0 percent to 23.8 percent. Overall, the countries of origin have become much more diverse. As a result, the recognition rate dropped from 62.4 per cent in 2016 and 43.4 per cent in 2017 to just 32.3 per cent in the first quarter of 2018. Currently, the clear majority of asylum seekers does not get a refugee status. However, the rejection of an asylum application does not necessarily mean that the persons concerned immediately leave the country. In 2017, around 232,000 asylum applications were rejected, but only 52,000 exits by rejected asylum seekers were registered. The main reason for this may be that a large proportion of rejected asylum seekers files a suit. The number of new cases in the asylum chambers of the administrative courts has risen from around 50,000 in 2015 to around 328,000 in 2017. The number of completed procedures amounted to 146,000. This is an unfavorable situation as in principle the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF) should take the decision on the procedures and not the courts. Therefore, the BAMF should improve its processes to make the decisions less disputable. Also, improvements in European cooperation on asylum policy would be highly desirable. The Dublin proceedings deliver a very impressive picture. In 2016, Germany submitted a total of around 54,000 applications for the takeover of asylum seekers. 29,000 were granted positive and 20,000 negative in the partner countries. However, only 8,512 were transferred to other member states in 2016. The integration of refugees into the German labor market is making some progress. For example, the employment rate of Syrian nationals rose from 6.9 per cent to 19.4 per cent between March 2016 and December 2017, nearly tripling. Iraqis and Afghans have also recorded significant increases since the middle of last year. Nevertheless, the values are still less than half as high as for all foreigners. In order to further improve the situation, integration policy should follow the model of demanding and promoting people. Moreover, a critical evaluation of the integration measures should be conducted out to ensure that they are actually effective and efficient.
The freedom of movement for workers is one of the core principles of the European Union and most Europeans have positive attitude towards it. 75 percent regard it as a good and only 9 percent as a bad thing. Nevertheless, the number of persons moving from one EU member country to another is still small. In 2016, only 3.57 million inhabitants of the EU between 25 and 35 years had the nationality of another member state. This equates to a share of 5.4 percent and is less than the number of third country nationals in this age group with 4.69 million or 7.1 percent. If labour mobility would be enhanced, this could be helpful for all countries. On one hand, it could help the economically strong countries to avoid skill shortage and, on the other hand, it could relieve the burden from the social systems in the countries with high unemployment rates, especially in southern Europe. This does not necessarily hold true for migration flows from the eastern to the western EU member states, as, in this case, the crucial factor is not the difference in the labour market situation but at the welfare level. The main obstacle to EU mobility is the linguistic divide in Europe. As a consequence of it, most people willing to work in another EU member state have to learn a new language first. This can be very costly in terms of time and money and prevent people from migrating. A joint language that is spoken by all Europeans would be helpful. This could only be English, as it is taught in the schools in all member states. Nevertheless, although, by now, nearly all pupils in Europe get an intense training in English, the language skills of large parts of the adult populations in the EU member states do not yet suffice for a deeper communication in English. Thus, persons who are willing to move still have to learn the language of the destination country. To facilitate this, the supply of language classes in destination countries as well as in the countries of origin should be improved. Moreover, measures that foster transnational social networks can also be helpful, as they give people the chance to use the foreign languages and make contacts in potential destination countries.
"In Deutschland besteht Bedarf an Fachkräften für Industrie- und Gesundheitsberufe, wohingegen das Angebot an ungelernten Arbeitskräften größer als die Nachfrage ist. Welche Chancen bieten sich Asylsuchenden auf dem Arbeitsmarkt?" Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Forschungsmethode: empirisch-quantitativ; empirisch. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 2016 bis 2017. (Autorenreferat, IAB-Doku).
Familienpolitik kann einen zentralen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung eines Landes leisten. Allerdings lassen sich nur schwer Aussagen darüber treffen, wie der familienpolitische Rahmen konkret ausgestaltet sein sollte, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Daher sollten bei der Entscheidung über familienpolitische Maßnahmen auch die Erfahrungen anderer Länder in den Blick genommen werden. Um dies zu erleichtern, hat das IW Köln im Jahr 2007 einen Index entwickelt, der die Familienpolitiken in Europa anhand verschiedener Handlungs- und Zielfelder analysiert und gegenüberstellt. Dieser Familienfreundlichkeitsindex wird mit dem vorliegenden Papier in einer überarbeiteten Form neu aufgelegt. Betrachtet werden dabei die drei Handlungsfelder 'Finanzielle Unterstützung für Familien', 'Betreuungsinfrastruktur' und 'Zeitpolitik für Familien' sowie die vier Zielfelder 'Erwerbstätigkeit von Frauen', 'Wirtschaftliche Stabilität von Familien', 'Wohlergehen und gute Entwicklung von Kindern' und 'Geburten'. Nimmt man die Handlungsfelder in den Blick, zeigt sich, dass Deutschland sich im Bereich der finanziellen Unterstützung von Familien besonders stark engagiert. Hier wird mit 67,5 von 100 möglichen Punkten nach Luxemburg und Irland der dritthöchste Indexwert erreicht. Bei der Betreuungsinfrastruktur liegt Deutschland nach den substanziellen Verbesserungen der letzten Jahre mit 56,1 Punkten im oberen Mittelfeld, aber deutlich hinter den skandinavischen Ländern. Auch bei der Zeitpolitik für Familien hat sich Deutschland deutlich verbessert und erreicht nun einen Wert von 36,6 Punkten. Betrachtet man die Zielfelder, so findet sich Deutschland bei der 'Erwerbstätigkeit von Frauen' mit 67,6 Punkten heute im oberen Mittelfeld, obwohl es sich in den letzten Jahren stark verbessert hat. Waren noch im Jahr 2005 nur 63,7 Prozent der Frauen zwischen und 25 und 64 Jahren erwerbstätig, so lag dieser Anteil im Jahr 2014 bereits bei 74,1 Prozent. Bei der 'wirtschaftlichen Stabilität von Familien und dem Nachteilsausgleich' ist Deutschland noch etwas erfolgreicher und liegt mit 70,9 Punkten im oberen Mittelfeld. Bei 'Wohlergehen und guter Entwicklung von Kindern' erreicht es mit 78,2 Punkten nach Finnland, den Niederlanden und der Schweiz sogar den vierthöchsten Indexwert. Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den 'Geburten'. Hier erzielt Deutschland mit 18,6 Punkten den fünftschlechtesten Wert in Europa. Grund hierfür sind die niedrige Fertilitätsrate von 1,40 Kindern je Frau im Jahr 2013 und das hohe Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder mit 30,8 Jahren.
Etwa 52 Millionen Menschen verließen im 19. Jahrhundert Europa, 32 Million davon in Richtung USA. Dabei stellten Deutsche zwischen 1850 und 1890 die zahlenmäßig größte Gruppe unter ihnen. Viele dieser Personen waren qualifizierte Fachkräfte, die mithalfen, die noch junge und wachsende Volkswirtschaft der USA aufzubauen. Um 1890 änderte sich die Situation. Zum einen wurden die bis dahin stark nachgefragten Berufe der Deutschen zunehmend von Süd- und Osteuropäern ausgefüllt, und zum anderen besserte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland durch die zunehmende Industrialisierung, sodass sich weniger Personen für die Auswanderung entschieden. Obwohl die USA im 19. Jahrhundert keine gezielte Selektion der ins Land kommenden Zuwanderer vorgenommen hat, gelang es ihr in dieser Zeit, Zuwanderer mit denjenigen Qualifikationen zu gewinnen, die von der Wirtschaft am meisten gebraucht wurden. Wie in den USA im 19. Jahrhundert kommt es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auch in Deutschland heute zunehmend zu Arbeitskräftebedarfen, die nicht mit einheimischen Personen gedeckt werden können. Auch wenn die Rahmenbedingungen völlig andere sind, lässt sich aus den historischen Entwicklungen schließen, dass eine weitere Liberalisierung des Zuwanderungsrechts helfen könnte, die in Deutschland gesuchten Fachkräfte zu gewinnen. Allerdings sollten die Anreize für die Zuwanderer nicht durch einen schnellen Zugang zu Sozialleistungen verzerrt werden. Daher wäre es vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise auch sinnvoll, den Zugang zu Asylbewerberleistungen möglichst restriktiv zu handhaben, und den Flüchtlingen im Gegenzug weitere Zugangswege im Kontext der Erwerbsmigration zu öffnen.
Um dem demografischen Wandel in Deutschland nachhaltig entgegenzuwirken, könnten mehr junge Menschen dafür gewonnen werden, sich für das erste, zweite, dritte und weitere Kinder zu entscheiden. Allerdings ist trotz jahrelanger intensiver Forschung zu diesem Thema nach wie vor nicht vollständig klar, welche Faktoren dabei fördernd oder hemmend wirken. Ein zentrales Problem ist hierbei, dass sich die Rahmenbedingungen für das Familienleben und damit auch mögliche Determinanten für die Entscheidung über Kinder, wie das Einkommen, mit der Geburt des Kindes ändern. Daher wird im vorliegenden Beitrag mit Hilfe des Sozioökonomischen Panels die Situation von Personen, die sich erst in den Folgejahren für oder gegen erste und weitere Kinder entschieden haben, verglichen. Da hier allerdings insbesondere die Abgrenzung der Beobachtungsgruppen eine Herausforderung darstellt, wird das Verfahren nur angewandt, sofern sich die betrachteten Größen über die Zeit verändern können. Ist dies, wie beim Alter bei der ersten Geburt, nicht der Fall, erfolgt eine einfachere Ex-Post- Betrachtung von Eltern die ihre fertile Phase bereits abgeschlossen haben. Es zeigt sich, dass das Timing der Geburten von großer Bedeutung für die letztendliche Familiengröße ist. So haben 59 Prozent der Mütter im Alter zwischen 40 und 54 Jahren mit drei und mehr Kindern ihr erstes Kind im Alter unter 25 Jahren bekommen aber nur 28 Prozent der Mütter mit einem Kind. Auch liegt der Altersabstand zwischen dem ersten und zweiten Kind unter drei Jahren bei 51 Prozent bei Müttern mit drei und mehr Kindern, aber nur bei 31 Prozent bei Mütter mit zwei Kindern. Für die Familiengründung ist darüber hinaus eine verfestigte Partnerschaft von großer Bedeutung. So lebten 67 Prozent der im Jahr 2010 zwischen 25 und 29 Jahre alten, kinderlosen Frauen, die bis 2015 ihr erstes Kind bekommen haben, zu diesem Zeitpunkt mit einem Partner in einem Haushalt, während dies nur auf 37 Prozent derer zutraf, die kein Kind bekommen haben. Ein weiterer Faktor ist der soziale Hintergrund. So bekommen insbesondere Migranten und Personen, die selbst mehrere Geschwister haben, drei und mehr Kinder. Für die Politik lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass einerseits Rahmenbedingungen geschaffen werden sollten, die es Paaren leicht machen, sich bereits früh für erste und weitere Kinder zu entscheiden, und andererseits darauf hingearbeitet werden sollte, dass eine vergleichsweise frühe Elternschaft und große Familien mit drei und mehr Kinder in der öffentlichen Wahrnehmung stärker sichtbar werden.