Rollenmodelle in der Landwirtschaft: sieben Schweizer Bauernfamilien im Vergleich
In: Sozialer Wandel in ländlichen Räumen: Theorie - Empirie - politische Strategien ; Beiträge der Sektionstagung vom 19. bis 21. Juni 2003 in Rostock, S. 47-77
Von Bauernfamilien ist in den letzten Jahren ein besonderes Maß an Flexibilität verlangt worden, weil sich die agrarpolitischen Rahmenbedingungen seit den 1990er Jahren mit der Einführung der Direktzahlungen und der Durchsetzung verschiedener Agrarreformen stark geändert haben. In diesem Zusammenhang untersucht der vorliegende Beitrag die Entscheidungsmuster und Handlungsorientierungen von Bauernfamilien im Hinblick auf die betrieblichen Entwicklungsoptionen. Die Ergebnisse basieren methodisch auf der sequenzanalytischen Auswertung von offenen Gesprächen mit Bauernfamilien zu ihrer Familien- und Hofgeschichte. Ein wichtiges Element im Familienkonzept ist die Rollenteilung innerhalb der Familie. Die Rollenteilung ist auch ein Indikator für die Flexibilität der Bauerfamilie und damit für die Beurteilung der Entwicklungsoptionen eines bäuerlichen Familienunternehmens. Im vorliegenden Beitrag geht um diese Rollenmodelle bei sieben schweizerischen Bauernfamilien. Die Interpretation der Gespräche zeigt Folgendes: Immer weniger Frauen sind bereit, die herkömmliche Rolle der "Bauernfrau" einzunehmen, während die Männerrolle sich nur verzögert an diesen Wandel anzupassen scheint. Der Erfolg des bäuerlichen Familienbetriebs hängt zu einem großen Teil vom Einfallsreichrum der Bäuerinnen ab. Familie und Betrieb müssen im Gleichgewicht stehen. Die Rollenmodelle in der Landwirtschaft sind jedoch oft zu starr und basieren auf zugeschriebenen Rollen von Frauen und Männern. Diese starre Rollenteilung wirkt sich restriktiv auf die nötige Flexibilität der bäuerlichen Familienbetriebe aus und schränkt ihre Entwicklungsmöglichkeiten ein. (ICA2)