"Alles ist Kunst": zur Emanzipation in der Kultur
In: Wirklichkeit als Tabu: Anmerkungen zur Lage, S. 139-158
Der Beitrag setzt sich mit dem gegenwärtigen Kunstbegriff auseinander, der Kunst als offen und Ausdruck der Zeit auffaßt. Nachdem zunächst die Differenz zwischen Wirklichkeit und ihrer Spiegelung in den Medien thematisiert und sichtbar gemacht wird, daß Wirklichkeit in Medien nur vordergründig dargestellt wird, begründet der Autor sein Kunstverständnis. Kunst ist demnach eine Form der Darstellung von Gegenwart, die hinter die Vordergründigkeit und bloß beschreibendes Reproduzieren hinausgeht: äthetisierende Kunst, die ins Überzeitlich-Metaphysische eingeschlossen ist. Demgegenüber reduziert sich der moderne Kunstbegriff darauf, "Ausdruck der Zeit" zu sein, wobei das, was ausgedrückt wird, vorzugsweise der Protest ist. Mit der Zeitbezogenheit rückt Kunst den Gesetzen der Zeitung nahe: nur das Neue von heute zählt, das Alte von gestern wird als reizlos zurückgelassen. Dabei rückt moderne "Kunst" von der gegenständlichen Wirklichkeit ab, flüchtet in bloße Gesten, in die man beliebig hineininterpretieren kann - statt die Wahrheit als lebendige Gestalt auszusagen. (GF)