Globalisierung und interkulturelle Kommunikation von Geschlecht
In: Zukunfts(t)räume: Geschlechterverhältnisse im Globalisierungsprozess, S. 212-228
"Ulrike Gräßel untersucht in ihrem Beitrag die Bedeutung der Kategorie Geschlecht in der interkulturellen Kommunikation. Sie geht vom Konzept des 'Doing gender' aus, wonach Geschlecht in realen Situationen hergestellt wird und Geschlechterdifferenzen bzw. -hierarchien in Interaktionen konstruiert werden. Außerdem bezieht sie sich auf das Konzept der Konstruktion des 'Anderen', des 'Fremden', also auf das Konzept, wonach Ethnizität in bestimmten sozialen Verhältnissen geschaffen wird. Ethnie und Rasse werden demnach wie die Kategorie Geschlecht als sozial geschaffen angesehen, als soziale Konstruktion der Wirklichkeit, mit der diese nach Unterschieden geordnet und vor allem aufgrund von Verallgemeinerungen und Bewertungen hierarchisiert wird. Geschlecht und Ethnizität, besser: Vorstellungen von Geschlecht und dem oder der 'Anderen', 'Fremden' werden nach Ansicht der Autorin u. a. auch in der sprachlichen Interaktion konstruiert. Geschlechterstereotypen werden zum einen durch einen männlichen oder weiblichen Sprachstil kommuniziert, bestätigt, korrigiert, auf jeden Fall also mitgestaltet. Konstruktionsgrundlage ist das jeweilige Bild von Männlichkeit bzw. Weiblichkeit der Beteiligten, das in der sprachlichen Interaktion auf das Gegenüber projiziert wird. Gräßel zeigt, dass innerhalb einer interkulturellen sprachlichen Interaktion sehr unterschiedliche, teilweise völlig unbekannte und teilweise auch völlig unvereinbare Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit aufeinandertreffen und demzufolge auch von männlicher und weiblicher Lebenswirklichkeit, was zu einer Vielzahl von Missverständnissen führen kann." (Autorenreferat)