Sade mit Agamben gelesen: das Paradox der Souveränität in der Philosophie dans le boudoir
In: Soziale Gerechtigkeit?, S. 6-16
Ausgehend von Giorgio Agambens Interpretationsskizze geht der Verfasser der Frage nach, wie sich das "Paradox der Souveränität" in der utopischen Verfassung der Republique sadienne nachweisen und entfalten lässt. Es wird gezeigt, dass der Preis, den das Individuum für die Errichtung der Republique sadienne zahlen muss, gerade der Verzicht auf den staatlichen Schutz des eigenen Lebens ist. Die Freiheit, die eigene Libido an anderen auch gegen deren Willen zu befriedigen, wird zum Bumerang, der die individuelle Freiheit, über den eigenen Körper zu bestimmen, aufhebt, will sagen, der souveräne Sadist läuft stets Gefahr, von seinem bzw. seiner Nächsten zu masochistischen Diensten in den staatlichen Bordellen gezwungen zu werden. Der als Individuum gedachte Souverän kann zwar in Sades Republik über das Leben und die Körper seiner Mitbürger verfügen, gibt jedoch gleichzeitig die Souveränität über seinen eigenen Körper preis. (ICG2)