Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Alternativ können Sie versuchen, selbst über Ihren lokalen Bibliothekskatalog auf das gewünschte Dokument zuzugreifen.
Bei Zugriffsproblemen kontaktieren Sie uns gern.
7 Ergebnisse
Sortierung:
In seiner 2017 erschienenen Publikation Im Bann der Plattformen (engl.: Social Media Abyss, 2016) löst Geert Lovink ein, was er im Untertitel verspricht: Die nächste Runde der Netzkritik fokussiert auf Online-Plattformen, die laut Lovink alles andere als 'sozial' sind. Technische Zentralisierung, ökonomische Monopolisierung und kulturelle Dissoziation sind die Folge eines zu Social-Media-Apps verengten Internets, dessen anfängliche Freiräume und Freiheitsträume ihr utopisches Potential eingebüßt haben. Stattdessen regiert die kapitalistische Gewinnsucht allerorten und bedient sich dazu der Daten der Netzwerk-Nutzer_innen. Überwachung statt Ermächtigung, Wallet Garden statt freier Entfaltung. Das Soziale ist dabei bloß noch "ein Spezialeffekt der Software" (S. 42). Geert Lovink, Leiter des Institute of Network Cultures an der Hochschule Amsterdam und seit Jahren einer der bekanntesten Netzkritiker, veröffentlicht nach Zero Comments (2008) und Das halbwegs Soziale (2012) mit seiner neusten Publikation einmal mehr eine aktuelle Standortbestimmung mit Aufforderungscharakter. Seine Rhetorik ist bisweilen drastisch ("dann haben wir den Krieg schon vor Jahren verloren", S. 83), seine Behauptungen sind rigoros ("wird das Soziale zu einem Platzhalter für eine Art zwischenmenschlicher Schutthalde", S. 33). Die Leser_innen werden im Duktus einer agitierenden Rede immer wieder durch die Verwendung der 'Wir-Form' und des Imperativs ("Wir müssen", S. 83 / "Lasst uns", S. 85) angesprochen. Lovink hat etwas zu sagen und will gehört werden. Dabei macht er gleich in der Einleitung deutlich, dass seine Kritik nicht eigens um der Kritik willen, sondern vor dem Hintergrund alternativer Vorschläge stattfindet. Folgerichtig grenzt Lovink sich mehrfach von einer "Offline-Romantik" (S. 84 u. a.) ab. Stattdessen fordert er "langfristige Kollaborationen" (S. 25) und "Netzwerke mit Konsequenzen" (S. 27). Lovink macht seine Affinität zum Medium deutlich. Er positioniert sich dezidiert nicht als konservativer Rufer einer Sehnsucht nach der Vor-Internet-Zeit, sondern als progressiver Provokateur und alternativer Visionär. Seine Kritik setzt dabei an drei zentralen Inhalten an: einer Kritik der Plattformen (Filter Bubble, Nutzer_in als Datenobjekt, Profiling, Data Mining), einer Kritik des Marktes (Monopolisierung, Algorithmen als Steuerungsmechanismen, Hochfrequenzhandel) und einer Kritik der Forschung (institutionelle Defizite, insbesondere Randstellung der Geisteswissenschaften, analytische und theoretische Schwächen). Seit Edward Snowdens Enthüllungen wissen Nutzer_innen um die Überwachung ihrer Online-Aktivitäten. Jeder Klick, jede Kommunikation wird registriert und kann ausgewertet werden. Dieses neue Bewusstsein führt laut Lovink zu einer "existentiellen Unsicherheit" (S. 80). Denn es gilt: "Alles, worauf wir jemals geklickt haben, kann und wird gegen uns verwendet werden." (S. 74) Lovink weist darauf hin, dass die sogenannten Sozialen Plattformen auf ökonomischer Ebene in parasitärer Weise von den Aktivitäten ihrer Nutzer_innen leben, d. h. ökonomisch von ihnen profitieren (vgl. S. 101). In Konsequenz fordert er eine gerechte Entlohnung für Content-Produzent_innen (vgl. S. 94) und verweist zudem auf die Notwendigkeit, neue Einkommensmodelle zu schaffen, die das 'Freie' und 'Offene' (Stichwort 'Open Source') berücksichtigen (vgl. S. 91f und S. 102). Im Zeitalter neuer Zahlungsmodelle und Währungen erscheint Geld als "gestaltete[r] Gegenstand" (S. 111). Mobiles Geld in Afrika (S. 114ff) ist dabei nur ein Beispiel, das Lovink im Zusammenhang mit einer sich verändernden Finanzwelt anführt (vgl. S. 121). Bezüglich des Bitcoins konstatiert er, dieser trage zur sozialen Ungleichheit bei (vgl. S. 138) und kritisiert "Schürf-Modell" (S. 141) und "Hortungsprinzip" (ebd.) der Währung. Was als Alternative begann, sei schnell von der herrschenden, kapitalistischen Logik vereinnahmt worden: der Anhäufung individuellen Reichtums (vgl. ebd.). Lovink beschreibt auf seinem neuerlichen Streifzug durch die Welt der Netzkritik weitere Beobachtungen anhand von Fallbeispielen. Dazu zählen so diverse Phänomene wie die i-network-Mailingliste in Uganda (S. 143ff) und seine Lektüren der Literatur des US-amerikanischen Autors Jonathan Franzen (S. 163ff). Im Zusammenhang mit dem Begriff des 'Mappings', verstanden als Verbindung von Mobilität und IT, sowie dem 'Internet of Things' verweist er auf die Bedeutung materieller Ressourcen (vgl. S. 208). Organisierte Netzwerke werden als Alternative für "intensive Kollaborationen" (S. 245) jenseits konzentrierter Konzernmacht diskutiert. Immer wieder setzt Lovink sich mit dem Status der Wissenschaft auseinander. Er verweist auf die zentrale Rolle von Forschung für die Entwicklung von Netzwerkstrukturen, die Wege jenseits einer sich nur immer weiter verstärkenden kapitalistischen Tendenz aufzeigen soll, so dass nicht nur Wenige, sondern Viele von Netzwerken profitieren können. Lovink fordert die Academia zu einer mutigen Theorieproduktion auf (vgl. S. 81f). Dazu benötigt es seiner Ansicht nach keiner Software-getriebenen Geisteswissenschaft, die Daten visualisiert, aber im Kern ohne technische Expertise bleibt (vgl. S. 41). Er fordert "eine digital fundierte, postkoloniale Theorie lebendiger Netzwerke und Organisationsformen" (S. 41). Nicht die Wirkungen, sondern die Architektur von Technologie soll in den Mittelpunkt rücken (vgl. S. 63). Unter diesen Voraussetzungen wünscht Lovink sich ein entschiedeneres Auftreten der Forschenden im öffentlichen Diskurs, das seinem Wunsch nach politisch wirksam werden soll. Denn einen ebenso großen wie bisher ungenutzt bleibenden Einfluss spricht er der Politik (namentlich 'Brüssel', vgl. S. 72) zu und konstatiert, dass nicht nur Technologie politisch, sondern auch Politik technisch sei (vgl. S. 27). Lovinks argumentatives Vorgehen besteht darin, Entwicklungen zu beschreiben und Fragen zu stellen, um in Kritik zu münden. Dabei stehen Auseinandersetzungen mit den Arbeiten anderer Wissenschaftler_innen (u. a. Baudrillard, Löffler, Galloway, Thacker, Warck, Sassen) neben seinen eigenen Beobachtungen und Kommunikationen, die er aus Projekten (Unlike Us, MoneyLab), Interviews, dem Austausch per Mail und biografischen Erfahrungen (S. 94ff) bezieht. Lovink nimmt eine strategische Gegenposition im Diskurs um die Utopien und Ideologien des Internets, der Netzwerke und Plattformen ein, die dazu führt, dass seine Redeweise an der ein oder anderen Stelle in ihrer Direktheit verkürzt wirkt. Sein Anschreiben gegen eine unreflektierte Idealisierung der Online-Welt hinterfragt die großen Zusammenhänge von Ökonomie, Politik und Sozialität der gegenwärtigen Gesellschaften. Die Negierung und Desillusionierung gängiger Freiheitsphantasmen mündet in die Aufforderung sich des emanzipatorischen Potentials erneut und neu zu bemächtigen, um die "offene Architektur" (S. 256) von Netzwerken wieder zum Vorschein zu bringen und für alle gleichermaßen profitabel zu machen – ökonomisch, technisch, sozial, kulturell. Dazu müssen die unsichtbaren Strukturen und verborgenen Mechanismen ins Licht gesetzt, die Black Boxes im aufklärerischen Duktus geöffnet werden.
BASE
Das auf Betreiben von Bundesjustizminister Heiko Maas entstandene Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) verpflichtet soziale Netzwerke mit über zwei Millionen Nutzer*innen unter Androhung empfindlicher Geldstrafen zur zeitnahen Löschung bzw. Sperrung von Beiträgen, die als hate speech bzw. Fake News bewertet werden. Die Stellungnahme versteht sich als dezidiert medienwissenschaftliche Positionierung in der Debatte um das NetzDG. Sie diskutiert die Phänomene hate speech und Fake News vor einem fachwissenschaftlichen Hintergrund und bezieht dabei kritisch Position. Nach einer einleitenden Erläuterung des Gesetzes entwickelt sie ihre Argumentation anhand drei zentraler Beobachtungen: dem Verkennen digitaler Hypermedialität, der Unterminierung von Dissens als gesellschaftlichem Wert und der Privatisierung der Rechtsdurchsetzung. Der Text schlägt demgegenüber eine alternative Perspektive vor, die den Wert von Dissens für gesellschaftliche Aushandlungsprozesse sowie das Einstehen für eine demokratische Legitimation der Rechtsdurchsetzung betont. Er hinterfragt die gesetzliche Reglementierung der Netzpraktiken und möchte im Umgang mit der diskutierten Problematik stattdessen das Nachdenken über eine relationale Verantwortung stärken. ; The Social Network Enforcement Law (NetzDG), passed at the behest of the Federal Minister of Justice, Heiko Maas, requires social networks with more than two million users to immediately erase or block posts deemed as hate speech or fake news, or else face hefty fines. The following statement sees itself as articulating a decidedly media-studies position within the debate over the NetzDG. It discusses the phenomena of hate speech and fake news against the backdrop of a scholarly discipline and adopts a critical stance. After an introductory explication of the law, the argument consists of three central observations: the misrecognition of digital hypermediality, the undermining of dissension as a social value, and the privatization of law enforcement. In contrast, the text suggests an alternative perspective that emphasizes the value of dissension for processes of social negotiations and advocates for the democratic legitimation of law enforcement. It scrutinizes the legal regulation of internet practices and seeks to bolster instead a reflection on relational responsibility for dealing with the problem.
BASE
Der Beitrag diskutiert die Data-Literacy-Charta des Stifterverbandes aus einer medienwissenschaftlichen Perspektive. Er formuliert eine Sichtweise, in der Daten nicht nur individuellen, sondern auch kollektiven Verantwortlichkeiten unterliegen. Daten lassen sich als ein gemeinschaftliches, sozial zu verhandelndes Gut lesen. In ihnen sind historische und sozio-politische Umstände eingeschrieben. Die Frage lautet: Was bedeutet esin, als und durch Daten zu sein? Der Beitrag wurde im Open-Media-Studies-Blog der Zeitschrift für Medienwissenschaft erstveröffentlicht: https://zfmedienwissenschaft.de/online/open-media-studies-blog
BASE