Suchergebnisse

Der Essener Katholikentag von 1968 hatte den Charakter eines offenen, kritischen reformfreudigen Forums, er muß als historisches Ereignis gewertet werden. Der Forderung nach Gehorsam gegenüber der Entscheidung des Papstes in Fragen der Methoden der Empfängnisverhütung konnte die Mehrheit nach Einsicht und Gewissen nicht folgen. In den darauf folgenden zehn Jahren ist die katholische Kirche in eine Krise geraten. Die Mitglieder wurden der Kirche immer ferner. Der Anteil der Mitglieder der Kerngemeinde beträgt nur ca. 10 Prozent. Es gibt eine Dissonanz der Wertsysteme der offiziellen Kirche und großer Teile der Mitglieder, verursacht u.a. durch die mangelnde Effizienz der kirchlichen Bildungsarbeit, obgleich ein weitverbreitetes theologisches Fragepotential besteht. Ebenso wie andere Systeme ist die Kirche einer Legitimationskrise ausgeliefert. Die Kirche ist davon bedroht, ein gesellschaftliches Randphänomen zu werden. Innerhalb der Kirche gibt es keinen umfassenden Konsens mehr über das, was Kirche ist. Allerdings ist die Identitätskrise eine der Voraussetzungen für die Veränderung der Kirche. Seit den 60er Jahren kann die Kirche nicht mehr einer politischen Richtung zugeordnet werden. Der deutsche Katholizismus ist nicht mehr mit der CDU identisch. (KS)