ZusammenfassungDas Berufsfeld der Kindertagesbetreuung hat in den letzten 50 Jahren eine starke Expansion erfahren, die einen seit 20 Jahren anhaltenden Fachkräftemangel verursacht hat. Gleichzeitig gab es einen Paradigmenwechsel hinsichtlich des gesellschaftlichen Auftrags von Kindertagesbetreuung sowie Ausbildungs- und Gesetzesreformen. Der Beitrag befasst sich mit Professionalisierungsprozessen auf kollektiver Ebene und untersucht auf Basis von professions- und segmentationstheoretischen Ansätzen die Entwicklung des Mandats, der Lizenzierung sowie der beruflichen Mobilität der Beschäftigten im Berufsfeld der Kindertagesbetreuung seit den 1970er-Jahren als spezifische Aspekte beruflicher Regulierung. Ergebnisse einer qualitativen Gesetzesanalyse und Auswertungen der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung deuten darauf hin, dass eine Homogenisierung des Bildungsmandats stattgefunden hat, aber gleichzeitig das Betreuungsmandat gestärkt wurde. Die berufliche Mobilität ist seit den 1970er-Jahren zurückgegangen, Prozesse der Verfachlichung haben stattgefunden. Allerdings kann der Teilarbeitsmarkt trotz Lizenzierung nur als mäßig geschlossen angesehen werden.
"Die zunehmende Bedeutsamkeit von Bildung für den Lebensverlauf und die sozialstrukturelle Abhängigkeit von Bildungschancen rückt die Familie als Ort der Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit immer mehr ins Blickfeld. In diesem Beitrag werden die bisher in der quantitativempirischen Familien- und Bildungsforschung zugrunde gelegten Indikatoren familialen Geschehens diskutiert und erweitert. Hierbei wird vor allem auf die elterliche Unterstützung bei schulischen Angelegenheiten sowie die Bildungserfahrungen von Geschwistern fokussiert. Diese werden im Rahmen eines pfadanalytischen Modells auf Basis der NEPS-Daten der Startkohorte 3 hinsichtlich ihrer Erklärungskraft für den bildungsbezogenen Habitus sowie die schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse untersucht (n=4.661). Dabei kann gezeigt werden, dass sowohl bei bereits vorhandenen Erfahrungen höherer Bildung bei älteren Geschwistern als auch bei einer vermehrten schulbezogenen elterlichen Unterstützung die Bildungsaspirationen sowie das schulische und allgemeine Selbstkonzept der Heranwachsenden stärker ausgeprägt ist. Damit kann die Abhängigkeit von Bildungserwartungen und -orientierungen von familialen Ressourcen und bildungsbezogenen Praktiken in der Familie differenzierter bestimmt werden, womit ein erster Schritt in Richtung einer längsschnittlich orientierten Analyse zentraler innerfamilialer Vermittlungsmechanismen der Reproduktion von Bildungsungleichheit formuliert wird." (Autorenreferat)
"Sprachstandserhebungsverfahren im Elementarbereich sind in der Praxis inzwischen weit verbreitet, obwohl ihr Einsatz und ihre Konsequenzen nach wie vor kontrovers diskutiert werden. Während die vorliegenden Verfahren bereits in zahlreichen Publikationen beschrieben wurden, wird bisher kaum diskutiert, inwiefern sie den Kriterien der empirischen Sozialforschung entsprechen und welche Bedeutung ein zunehmender Einsatz solcher Verfahren für die pädagogische Praxis hat. Gegenstand dieses Beitrages ist die Frage, welche Vor- und Nachteile der Einsatz bestimmter Typen von Erhebungsverfahren mit sich bringt. Dafür wird zunächst ein Überblick über die landesweiten Sprachstandserhebungen in den Bundesländern gegeben und aufgezeigt, welche Kriterien bei der Sprachstandserhebung von Kindern im Vorschulalter bedeutungsvoll sind. Anschließend werden zentrale Qualitätskriterien für den Einsatz von alltagsintegrierten Beobachtungsverfahren einerseits und standardisierte Erhebungsverfahren andererseits dargestellt. In einem weiteren Abschnitt werden kritische Perspektiven auf Bemühungen zur 'Vermessung' durch landesweit einheitliche und standardisierte Verfahren sowohl aus Sicht der Kindheitsforschung als auch von Expert/innen für Sprachförderung vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einer Reihe von Hinweisen auf weiteren Entwicklungs- und Forschungsbedarf." (Autorenreferat)
This article describes the context, development, objectives, and content of three instruments. They stem from two questionnaires, used in the ERiK-Surveys 2020 and the Corona-KiTa-Study (CKS), two multi-perspective surveys which were developed by the German Youth Institute, to measure quality as well as challenges and solutions of the Corona pandemic in early childhood education and care (ECEC). The three instruments focus on (1) childcare center directors' subjective level of information about pandemic-related regulations in the ERiK questionnaire and the extent of implementation of (2) hygiene and (3) protective measures in ECEC in the CKS questionnaire. First analyses suggest good performance and quality of the instruments. Further analyses (e.g., regarding validity and reliability) will be carried out. The instruments seem to be promising for future research, for example regarding medical questions in the field of ECEC.
Die Corona-Pandemie machte es erforderlich, dass Kindertageseinrichtungen ihr Angebot kurzfristig umstellen und unterschiedlichste Schutz- und Hygienemaßnahmen umsetzen mussten. Welche Auswirkungen diese Maßnahmen auf die Interaktionsebenen der pädagogischen Praxis hatten, wird mit Blick auf den Umgang der Fachkräfte mit den Kindern, das Zusammenspiel der Kinder untereinander und auf die Kooperation der Einrichtung mit den Eltern untersucht. Datenbasis bildet eine wiederholte, schriftliche Befragung von 2.529 Kitaleitungen im Zeitraum von Oktober 2020 bis Juni 2021, welche sowohl aktuelle als auch retrospektive Einschätzungen der Leitungskräfte bezüglich der Qualität unterschiedlicher Interaktionsebenen erfragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einführung spezifischer, coronabedingter Maßnahmen, wie etwa das Distanzgebot, das Tragen von Masken oder ein Betretungsverbot der Kita für Eltern, mit einer signifikanten Verschlechterung der Beurteilung unterschiedlicher Interaktionsebenen einhergehen. Positivere Beurteilungen gingen hingegen mit einer häufigeren, auch nicht persönlichen Kommunikation mit Eltern und Kindern einher. Zudem zeigte sich, dass insbesondere Leitungen von Einrichtungen mit einem hohen Anteil an sozial benachteiligten Kindern von einer Verschlechterung berichten.