Hermann Louis Brill: Herrenchiemseer Tagebuch 1948
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 34, Heft 4, S. 585-622
Der Autor analysiert die Auseinandersetzungen im Parlamentarischen Rat um das Grundgesetz mit Hilfe der Erinnerungen des Beauftragten der Hessischen Landesregierung im Verfassungsausschuß, Prof. Hermann Louis Brill. Das im Anhang publizierte "Chiemseer Tagebuch" wird dargestellt als Produkt linkssozialistischer Staatsauffassungen in der Weimarer Republik; darin enthalten sind erstmals Informationen über die Fraktionssitzungen der sozialdemokratischen Bevollmächtigten und deren Unabhängigkeit von den verfassungspolitischen Beschlüssen ihrer Parteigremien. Der Herausgeber dieses Tagebuchs hebt neben dem Einfluß Brills auf das Zustandekommen inhaltlicher Kompromisse in der Frage der Staatsstruktur und des Staatsverständnisses auch hervor, daß nun der bisher Carlo Schmid zugeschriebene Begriff "Staatsfragment" in neuem Licht gesehen werden müsse. (KS)