Long description: Dass Frauen in linksterroristischen Gruppen aktiv waren und den bewaffneten Kampf befürworteten, rief in den 1970er-Jahren massive Verunsicherungen hervor. Dominique Grisard analysiert am Beispiel des Linksterrorismus in der Schweiz vergeschlechtlichte Sicherheitsdiskurse, die das Phänomen Terrorismus mit der pervertierten Emanzipation ausländischer Frauen verknüpften. Über die Abgrenzung von der Figur der maskulinen, ausländischen Terroristin versicherten sich der Staat und seine Bürger des Eigenen, nämlich einer bürgerlichen Geschlechterordnung, die aus Beschützern der Nation und ihren Frauen und Kindern bestand
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This article focuses on 20th-century terrorist phenomena as gendered objects of knowledge produced and disseminated through history books, mass media and state institutions. By taking 1970s West German terrorism as my field of inquiry, this article will critically discuss how a bourgeois understanding of violence as fundamentally masculine has shaped the way terrorism has been represented, conceptualized and historicized thus far. I will go on to problematize the mas-culine gaze of mass media and state institutions and their tendency to objectify the terrorist. Last but not least, I will delineate how mass media and historiog-raphy of terrorism have relied on a narrative structure that pits rebellious sons and masculine daughters against figural and literal fathers, a frame that is overtly masculine and familial. In so doing I will point to blind spots in the study of 1970s terrorism, namely masculinity and the gender of state institutions. My goal is thus to show how not just individual and symbolic, but also institutional facets of the bourgeois gender order influence the way terrorism has been conceptualized and historicized thus far.
Der Beitrag erörtert die Frage nach der zivilgesellschaftlichen Beteiligung an staatlichen Sicherheitspolitiken. Als Untersuchungsfeld dient der antiterroristische Sicherheitsdiskurs der Schweiz der 1970er Jahre. Zentrales Augenmerk liegt auf der Zusammenarbeit von staatlichen Behörden und Staatsbürgerinnen sowie auf den Subjekten und Verhaltensweisen, die von der Schweizer Zivilbevölkerung, aber auch von der Presse, von Politikern und Wirtschaftsunternehmern mit Terrorismus in Verbindung gebracht wurden. Mit den Werkzeugen einer foucaultschen Machtanalyse wird die Motivation derjenigen BürgerInnen analysiert, die aus freien Stücken das Gehör der Behörden und der Regierung suchten und Initiativen starteten, die auf keine staatliche Anweisung zurückgeführt werden können. Gefragt wird, ob die in den 1970er Jahren verfasste Denunziantenbriefe mit aktuellen Internetforen vergleichbar sind, in denen BürgerInnen ihre MitbürgerInnen anhalten, wie man sich als "good citizens" für die Sicherheit der Nation einsetzen kann. Um sich der spezifischen Machtkonstellation des antiterroristischen Sicherheitsdiskurses der 1970er Jahre zu nähern, werden die Bürgerinitiativen in ihrem Verhältnis zu medialen, politischen und wirtschaftlichen Aussagen zu Terrorismus und Sicherheit zu betrachtet. Dies erfolgt aus der Annahme, dass die Medienberichterstattung, politischen Debatten, staatlichen Maßnahmen, wirtschaftlichen Rationalitäten und Bürgerinitiativen für den damaligen antiterroristischen Sicherheitsdiskurs genauso konstitutiv waren wie der Terrorakt selbst. (ICA2)
In: L' homme: European review of feminist history : revue europénne d'histoire féministe : europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Band 15, Heft 2
Violence is a persistent element of modern history and it always has been gendered. Today's violent times have politicized and mobilized new publics, generated creative forms of resistance, incited the most unlikely coalitions, and emboldened to live life differently. The systemic use of rape as a strategy in war fare, nationalism, and settler colonialism, the persistency of intimate partner violence, and the increasingly open racist, sexist, transphobic, and homophobic discrimination are just a few examples of violence's omnipresent gender dimension. The contributions of this volume analyse violence and multiple forms of resistance from an interdisciplinary gender perspective. They show that violence is not just a central and powerful structuring principle of gender, sexuality, ethnicity, race, and class, but that it is also part of the fabric of nation states and structures all social relations. In addition, the contributions depict manifold strategies and tactics of confronting gendered violence.