Nach der democracia racial
In: Rassismus: Beiträge zu einem vielgesichtigen Phänomen, S. 95-118
Der Beitrag setzt sich mit der "Ideologie" der "Democrazia racial" Brasiliens und der mir ihr verbundenen (Re)produktion von sozialen Ungleichheiten bzw. implizitem Rassismus auseinander und thematisiert dabei die Auswirkungen von "affirmative action" im heutigen Brasilien. Gegen die Tendenz, die "democracia racial" als einen zeitlosen, nationsbildenden Mythos zu interpretieren, versucht der Autor, die Entstehung historisch einzugrenzen. Gezeigt wird, dass der Begriff "democracia racial" unter den Intellektuellen Brasiliens erst im Zuge des "Estado Novo" verbreitet auftaucht. Den Rahmen dafür bildeten die Bestrebungen, Brasilien der demokratischen, freien Welt einzugliedern, in Opposition zu nationalsozialistisch-faschistischem Rassismus und Totalitarismus. Die democracia racial war weniger eine Ideologie als ein stillschweigendes Übereinkommen zur Integration der AfrobrasilianerInnen in die Klassengesellschaft Nachkriegs-Brasiliens. Es war jedoch ein beschränkter Kompromiss: Er betraf nur die ArbeiterInnen in den Städten und schloss andere urbane Bevölkerungsteile, wie z.B. die Hausangestellten, aber auch alle LandarbeiterInnen aus. (ICA2)