Netzwerke im Feld der Macht: zur Bedeutung des Sozialkapitals für die Elitenbildung
In: Bourdieus Erben: gesellschaftliche Elitenbildung in Deutschland und Österreich, S. 68-94
Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, wie durch die Soziale Netzwerkanalyse (SNA) das Konzept des Sozialkapitals von Pierre Bourdieu einer empirischen Untersuchung zugeführt und somit messbar gemacht werden kann. Die Netzwerkanalyse kann vor allem Antworten auf die Frage liefern, welche Bedeutung die sozialen Beziehungen für die von Bourdieu beschriebene allgemeine ökonomische Praxis haben und welche Rolle sie im Feld der Macht spielen. Denn ohne soziale Beziehungen können die anderen Kapitalsorten - insbesondere das ökonomische und kulturelle Kapital - nicht akkumuliert, reproduziert und transformiert werden. Der netzwerkanalytische Ansatz geht davon aus, dass die Entstehung von sozialen Entitäten - oder mit Bourdieu: das Symbolisch-Werden der sozialen Merkmale - an den Schnittpunkten (Knoten) der sozialen Beziehungen oder Netzwerke erfolgt, die die sozialen Akteure unterhalten. Diese unterscheiden sich nicht nur voneinander, sondern befinden sich auch in einer Vielfalt von symmetrischen und asymmetrischen sozialen Beziehungen zueinander, durch die der symbolische Austausch und die Ausübung von Macht geschehen. Der Autor erläutert diese Erweiterungen der Bourdieu'schen Konzepte und zeigt am Beispiel der österreichischen Universitätsräte, wie ein Elitenetzwerk durch die SNA empirisch analysiert werden kann. (ICI2)