Der Band leistet einen differenzierten Beitrag zur Frage nach Verhältnisbestimmungen von Islam und Sozialisation, indem er Einblicke in qualitativ ausgerichtete Forschungsarbeiten bietet, die der Frage nach der Bedeutung islamischer Religiosität für das Aufwachsen bzw. das 'Sein in der Welt' nachgehen. Die Beiträge richten die Aufmerksamkeit u.a. auf Prozesse der Adressierung und Kategorisierung, Bedeutungsdimensionen der Anerkennung, bildungsbezogene Praktiken und deren biographische Bedeutung, moralische Orientierungen und ästhetische Rezeptionsformen sowie geschlechtsbezogene Rollenverständnisse im Zusammenhang mit islamischer Religiosität. Der Inhalt Subjektivierungs- und Anerkennungsprozesse im Kontext der frühen Kindheit • Muslimische Religiosität aus der Sicht von Elementarpädagoginnen • Islamischer Religionsunterricht an einer Schule • Sozialisationsprozesse in studentischen sohbetler der 'Gülen-Bewegung' • Jugendliche auf der Suche nach biografisch relevanten Werten • Die Bedeutung des Kopftuchs in sozialisatorischer Hinsicht • Sozialisation, Erziehung und Geschlechterrollen in muslimischen Familien • Religiös-normative Orientierungen muslimischer Jugendlicher • Islamische Religiosität im Kontext ästhetischer Darstellungsformen Die Zielgruppen Studierende, Lehrende, ForscherInnen und PraktikerInnen aus der Erziehungswissenschaft, Sozialen Arbeit, Soziologie und Religionswissenschaft Die Herausgeber Dr. Gerald Blaschke-Nacak ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Dipl. Päd. Stefan E. Hößl ist Doktorand an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln
In seiner empirisch fundierten Studie untersucht Stefan E. Hößl Zusammenhänge zwischen Antisemitismus und Religiösem bei Jugendlichen, die sich als Musliminnen und Muslime definieren. Der Autor lässt eine rekonstruktive Analysehaltung zum Tragen kommen und fragt dabei, inwiefern Religiöses – fernab einer bloßen religiösen Selbstverortung der Jugendlichen – in ihrem Denken und Wahrnehmen einen Niederschlag findet. Auf der Basis der Auswertung qualitativ-narrativer und Leitfaden-Interviews arbeitet er zwei kontrastierende Konstellationen heraus. Aus seinen Ergebnissen leitet der Autor Reflexionen für die antisemitismuskritische Bildungsarbeit ab.
Intro -- Inhaltsverzeichnis -- 1. Einleitung -- 1.1 Thematische Hinführung und Entwicklung der Fragestellung -- 1.2 Struktur der Arbeit -- 2. Stand qualitativer Forschung - Antisemitismus unter 'muslimischen Jugendlichen' -- 2.1 Barbara Schäuble und Albert Scherr - Antisemitismus und Differenz -- 2.2 Nikola Tietze - Über Zugehörigkeitskonstruktionen und Antisemitismus -- 2.3 Günther Jikeli - Antisemitische Argumentationsmuster bei 'jungen Muslimen' -- 2.4 Desiderate, offene Fragen und Konturierung des Forschungsprojekts -- 3. Religiöses im Denken und Wahrnehmen Jugendlicher -- 3.1 Ergebnisse quantitativer Forschung -- 3.2 Ergebnisse qualitativer Forschung -- 3.3 'Offene Heuristik von Dimensionen des Religiösen' -- 4. Antisemitismus -- 4.1 Begriffsentstehung und Arbeitsdefinition 'Antisemitismus' -- 4.2 Erscheinungsformen der Judenfeindschaft -- 4.2.1 Antijudaismus -- 4.2.2 (Moderner) Antisemitismus -- 4.2.2.1 Sekundärer Antisemitismus -- 4.2.2.2 Israelbezogener bzw. antizionistischer Antisemitismus -- 4.3 Die Sprache der Judenfeindschaft -- 4.4 Exkurs: Antisemitismus in der 'islamischen Welt' -- 5. Methoden und Sample -- 5.1 Erhebungsmethoden und Dokumentation der Interviews -- 5.1.1 Das narrative Interview -- 5.1.2 Das Leitfaden-Interview -- 5.1.3 Kurzfragebogen, Prä- und Postskripts -- 5.1.4 Transkription -- 5.2 Skizze zur Feldphase und zu den interviewten Jugendlichen -- 5.3 Interpretative Auswertung mit der Dokumentarischen Methode -- 6. Untersuchungsergebnisse -- 6.1 Ergebnisdarstellung Teil I -- 6.1.1 Kadir -- 6.1.1.1 Kurzportrait -- 6.1.1.2 Biographisches Portrait -- 6.1.1.3 Religiosität und die Zentralität religiöser Normen sowie Regeln - "Gott gibt dir was vor und dann machst du das" (1435f.) -- 6.1.1.4 Feininterpretation ausgewählter Passagen des Interviews -- 6.1.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse des Falls -- 6.1.2 Lina.
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Als Teil der Lebenswelt von Millionen Menschen in Deutschland ist der Islam Thema für die politische Bildung. Dies gilt umso mehr angesichts der Virulenz antipluralistischer Ideologien und Denkweisen, die sich mit unterschiedlichen Begründungslogiken auf ihn beziehen: Antimuslimischer Rassismus und Islamismus bedrohen ein friedliches und demokratisches Zusammenleben in der bundesrepublikanischen Migrationsgesellschaft. Der vorliegende Sammelband wendet sich vor diesem Hintergrund zum Teil sehr kontrovers diskutierten Fragen nach politischer Bildung im Kontext von Islam und Islamismus zu und verliert dabei die Vielfalt muslimischer Lebenswelten und identitätsbezogener Entwürfe ebenso wenig aus dem Blick wie die Gefahren von Stigmatisierungen.