In Nord- und Westeuropa gewann die Ehe als Zweierbeziehung schon seit dem 12. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. Seit dem 17. Jahrhundert hatte die Großfamilie außer in ländlichen Produktionsgemeinschaften ausgedient. Die Generationen wurden sozial und familial selbstständig. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert sicherte das Aufkommen der Familien und damit auch deren Selbstständigkeit. Aufkommende sozialstaatliche Angebote im 20. Jahrhundert verstärkten diesen Trend zusätzlich. Trotzdem lässt sich keine Verringerung der intergenerationellen Solidarität ausmachen. Die oft angespannten familialen Generationenbeziehungen haben deutlich an Qualität gewonnen. Belastende Pflegeaufgaben werden heute öfter an Professionelle ausgelagert. Für persönliche Beziehungen und alltägliche Hilfeleistungen in der Familie bleibt mehr Zeit. Auch unterstützt die ältere Generation die jüngeren Familienmitglieder durch finanzielle Zuwendungen. (ICE2)
"Die doppelte demografische Alterung der Gesellschaft - tiefes Geburtenniveau und verlängerte Lebenserwartung im Alter - stellt die Alterssicherungssysteme vor große Herausforderungen. Demografisch betroffen sind vor allem umlagefinanzierte Rentensysteme, da sich das Verhältnis von erwerbstätiger zu Renten beziehender Bevölkerung verschlechtert. Aber auch kapitalgedeckte Vorsorgesysteme sind von der demografischen Entwicklung berührt, da konsumiertes Alterskapital wirtschaftlich erarbeitet werden muss. Bisher wurden die drohenden Ungleichgewichte der Alterssicherung durch überoptimistische Wachstumsszenarien übertüncht. In einer Postwachstumsgesellschaft lässt sich der sozialpolitische Generationenvertrag nur durch Modelle eines 'produktiven Alterns' im Gleichgewicht halten." (Autorenreferat)
Der Verfasser versteht Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden als Kurzformel für komplexe, biographisch eingebettete Prozesse der Lebensevaluation. Er referiert Forschungsergebnisse vor allem aus der Schweiz - jedoch auch unter Bezugnahme auf deutsche Studien - zu den folgenden Themenbereichen: (1) Übergang in die nachberufliche Lebensphase, (2) Zufriedenheit zu Hause lebender Menschen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren mit Lebenssituation und Lebensbedingungen, (3) psychische Ressourcen und Persönlichkeitsmerkmale als Determinanten von Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit. Insgesamt wird deutlich, dass die Interpretationen der objektiven Gegebenheiten - mehr als diese selbst - entscheidend für das Wohlbefinden im Alter sind. (ICE)
Der Beitrag analysiert die Verbreitung nichtehelicher Lebensgemeinschaften in den verschiedenen Ländern Europas. 1975 war diese Form des Zusammenlebens außerhalb Skandinaviens noch relativ selten. In den späten 70er und den frühen 80er Jahren etablierte sich die Form in allen europäischen Ländern mit der Tendenz, daß mehr junge Frauen und junge Männer unverheiratet zusammenlebten und auch die durchschnittliche Dauer dieser Form des Zusammenlebens sich verlängerte. Generell zeigen sich zwischen den einzelnen Ländern markante Unterschiede. Im internationalen Vergleich sind die Einstellungen zum vorehelichen Zusammenleben und zur Scheidung sowohl auf individueller Ebene als auch im Ländervergleich hochkorrelliert. Im Gegensatz zu früheren Annahmen hat das Aufkommen der nichtehelichen Lebensformen jedoch kaum zum Rückgang der Ehe geführt, sondern die "papierlose Zweierbeziehung" wurde neben der Ehe zum gleichermaßen anerkannten "Familienstand" moderner Gesellschaften. (pre)
"Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Entwicklungen der Haushalts- und Familienstrukturen - mit ihren innereuropäischen Variationen - aufgeführt und diskutiert. In einem ersten Schritt werden kurz allgemeine Entwicklungen der Haushaltsstrukturen vorgestellt. Danach werden Lebensformen und Familiengründung junger Erwachsener analysiert. Anschließend werden Elternschaft, Kinderbetreuung sowie Familienauflösung und Fortsetzungsfamilien angesprochen. Eine Diskussion der über die Kernfamilie hinausgreifenden Verwandtschaftsbeziehungen soll der Gefahr begegnen, die Grenzen des Familienlebens zu eng zu ziehen und nur die im gleichen Haushalt lebende Kerngruppe zu beachten." (Autorenreferat).
"Im folgenden Beitrag werden die wichtigsten Entwicklungen der Haushalts- und Familienstrukturen - mit ihren innereuropäischen Variationen - aufgeführt und diskutiert. In einem ersten Schritt werden kurz allgemeine Entwicklungen der Haushaltsstrukturen vorgestellt. Danach werden Lebensformen und Familiengründung junger Erwachsener analysiert. Anschließend werden Elternschaft, Kinderbetreuung sowie Familienauflösung und Fortsetzungsfamilien angesprochen. Eine Diskussion der über die Kernfamilie hinausgreifenden Verwandtschaftsbeziehungen soll der Gefahr begegnen, die Grenzen des Familienlebens zu eng zu ziehen und nur die im gleichen Haushalt lebende Kerngruppe zu beachten." (Autorenreferat)
Der Aufsatz analysiert die historische Entwicklung der Regionalbewegung im Schweizer Jura, die Lösung des Konflikts und die Folgeprobleme. Anhand vorliegender Quellen werden die historischen und sozialen Wurzeln des Jurakonflikts und seine Abläufe untersucht. Dabei zeigen sich als Bedingungsfaktoren des Erfolgs dieser Autonomiebewegung die Ethnizität als kollektive Identität und das besonders günstige institutionelle Umfeld im politischen System der Schweiz. Die schließlich erreichte föderalistische Lösung des Konflikts ist hier völlig systemkonform. Sie führte jedoch zu Folgeproblemen, die von den Parteigängern des westeuropäischen Regionalismus, die zumeist eine solche Lösung favorisieren, selten reflektiert werden: Der Föderalismus der Schweiz weist aufgrund des "Ständeprinzips" einen konservativen Struktureffekt auf, er hat mit zur Fragmentierung der sozialen Klassen beigetragen und z. B. eine nationale Organisation der Arbeiterklasse behindert, und er zieht vielfältige administrative Probleme nach sich. (MH)
"In sozialpolitischen Diskussionen werden Frauen und Männer mittleren Alters häufig durch die Metapher der 'Sandwich-Generation' charakterisiert. Dabei wird unterstellt, dass konkurrierende Anforderungen durch die Eltern- und Kindergenerationen namentlich für Frauen mittleren Alters heute typisch sind. Eine Literaturübersicht zeigt allerdings, dass das Konzept der 'Sandwich- Generation' unterschiedlich benützt und definiert wird. Im Rahmen dieses Beitrags wird von einer operationalisierbaren familiendemographischen Definition (Vorhandensein mindestens eines Kindes im eigenen Haushalt und Vorhandensein eines pflegebedürftigen Elternteils in oder außerhalb des Haushalts) ausgegangen. Eine für die Schweiz - einem Land mit traditionell relativ später Familiengründung - durchgeführte kohortenspezifische Analyse lässt erkennen, daß sich nur eine Minderheit von 6-7% der Frauen im Alter zwischen 40-49 Jahren tatsächlich in einer familiendemographischen 'Sandwich-Position' befindet. Der Hauptgrund für die tiefen Werte liegt in der hohen behinderungsfreien Lebenserwartung heutiger Elterngenerationen. Es scheint, dass Defizit-Modelle zum Altern sozialpolitisch zu einer Überschätzung intergenerationeller Doppelbelastungen beitragen können." (Autorenreferat)
In this study, the empirical validity of three models of domestic task-sharing was evaluated for a sample of young Swiss couples. Variables measuring spouses' relative social and economic resources were found to have little impact on the division of labor, and sex role traditionality was found to have only a moderate effect. The variable with the strongest independent impact on Swiss husbands' domestic participation was the presence of children. Contrary to the results of most recent U.S. studies, however, sex role patterns were found to be more traditional in families with children. Men, furthermore, shared somewhat less in domestic chores the longer they had been married. Net of these factors, wives' labor force participation was found to have little effect on the division of labor in these families. Results point to the importance of family cyclic processes, and suggest that cultural factors may mediate the relationship between particular variables and the household division of labor.
Der folgende Beitrag diskutiert verschiedene mikro-soziologische Erklärungsansätze zur innerfamilialen Arbeitsteilung (Ressourcentheoretischer Ansatz, Zeitbudget-Ansatz, Familienzyklischer Ansatz und Geschlechtsrollen-Ideologie). Die von den vier Erklärungsansätzen postulierten Beziehungen werden mit den bisherigen empirischen Resultaten konfrontiert. Eine Sekundäranalyse von zwei Schweizer Befragungen ergänzt die empirische Diskussion. (TL2)
"Bisherige Forschung hat die Verwitwung entweder primär als soziales oder als individuelles Ereignis untersucht, selten jedoch wurden beide Perspektiven verbunden. Zudem ist wenig darüber bekannt, inwiefern bisherige Forschungsergebnisse Perioden- oder Kohorteneffekte wiederspiegeln. In diesem Beitrag wird die persönliche Bilanzierung nach der Verwitwung älterer Schweizer Frauen und Männer im Geschlechterund Zeitvergleich untersucht1. Die Datenbasis beruht auf Befragungen von 1.197 verwitweten Frauen und Männern (Alter: 65-102 Jahre), welche 1979, 1994 und 2011 durchgeführt wurden. Während sich die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen nach einer Verwitwung – namentlich bei Frauen – im Zeitvergleich verbessert haben, zeigen sich bezüglich psychischer Herausforderungen einer Verwitwung keine periodenspezifischen Veränderungen. Psychisch bleibt der Partnerverlust auch bei günstigen Sozialbedingungen ein kritisches Lebensereignis, das individualisiert bewältigt werden muss." (Autorenreferat)
"Hauptanliegen dieses Beitrages ist die Deskription der Lebensbedingungen und der - damit verbundenen - psychosozialen Aspekte in einer für urbane Schweizer Verhältnisse repräsentativen Stichprobe im mittleren Lebensalter. Befragt wurden 1015 Personen zweier Altersgruppen (40 bis 45 resp. 50-55 Jahre). Diese Gruppen wurden verglichen hinsichtlich der Art und Häufigkeit von erlebten Transitionen, sowie im Hinblick auf ihre sozialen Ressourcen und ihr physisches und psychisches Wohlbefinden. Besonders berücksichtigt wurden geschlechtstypische Unterschiede sowie Unterschiede der beruflichen und familiären Situation. Den Resultaten zufolge ist der Hauptanteil der befragten Personen verheiratet und hat im Schnitt ein bis zwei Kinder. Die Mehrheit der 40-45jährigen lebt noch mit mindestens einem Kind im gleichen Haushalt, im Alter von 50-55 Jahren sind jedoch bei der Hälfte der Frauen alle Kinder bereits ausgezogen. Mit steigendem Alter werden die Leute in zunehmendem Maße mit dem Sterben ihrer eigenen Eltern konfrontiert, was an der alterskorrelierten Abnahme des Anteils von Frauen und Männern, welche noch beide Eltern oder zumindest noch einen Elternteil haben, ersichtlich ist. Was die Verfügbarkeit und Nutzung sozialer Netzwerke anbelangt, zeigt sich, dass Frauen im quantitativen und qualitativen Sinne bessere soziale Netzwerke haben als Männer. Die Mehrheit der Befragten empfindet ihr Leben als eher stabil und kontinuierlich. Jedoch zeigen sich klare Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen: Die Leute im Übergang ins mittlere Lebensalter zeichnen sich durch eine größere Instabilität aus als die 50-55jährigen. Die erlebten Veränderungen betreffen vor allem die Partnerschaft, den Beruf und das Selbst. Die höchste Stabilität wird insbesondere für die Beziehung zu den eigenen Kindern und zu den Eltern empfunden, was für beide Altersgruppen gleichermaßen zutrifft. Die Tatsache, dass die Transition ins mittlere Lebensalter als eine eher 'bewegte' Zeit empfunden wird, spiegelt sich in der Befindlichkeit der Betroffenen wider: Die 40-45jährigen weisen bedeutsam tiefere Werte beim psychischen Wohlbefinden auf als die 50-55jährigen, obwohl es sich bei der gesundheitlichen Selbsteinschätzung gerade umgekehrt verhält: Die jüngere Altersgruppe schätzt ihre Gesundheit bedeutsam positiver ein als die ältere. Die ältere scheint sich indes psychisch, trotz zunehmender altersbedingter gesundheitlicher Probleme, an die neue Lebensphase adaptiert und neuäquilibriert zu haben. Die subjektive Gesundheitseinschätzung sowie das psychische Wohlbefinden kovariiert unseren Resultaten zufolge mit dem Alter, jedoch nicht mit dem Geschlecht." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 120-123