Seit den 1960er Jahren haben sich die Beziehungen zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten in Deutschland grundlegend gewandelt - und mit ihnen die Gesellschaft. Mittels ethnographischer Analysen führt Jörg Hüttermann diesen Prozess der Figuration auf alltägliche Interaktionen zurück, die nur auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen. Indem sie die in unterschiedlichen Kontexten wirkenden Interaktionsdynamiken freilegt und ein Verlaufsmuster des Figurationswandels herausarbeitet, ermöglicht es die stadtsoziologische Studie, den urbanen Alltag mit anderen Augen zu sehen.
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Der Beitrag versucht, den "Eigensinn" des Konfliktes um islamische Symbole, wie er sich alltäglich in deutschen Städten entspinnt, zu entschlüsseln. Mit Blick auf den Konflikt um ein Minarett in einer Kleinstadt (Halle, Ostwestfalen) macht das Fallbeispiel deutlich, dass das eingelebte und sowohl bei den Alteingesessenen wie auch bei den Zuwanderern lebensweltlich verankerte Gastrecht im Sinne einer "prüfenden und zugleich unterordnenden Inkorporation des Fremden eingesetzt wird". Der Fall Halle steht für den Autor insgesamt für einen umfassenden sozialen Wandel. Der "advokatorische Paternalismus" mit jeder Form von "Platzanweisung" wird in dem Maße entkräftet, wie die ehemaligen Schutzbefohlenen (Gastarbeiter) für sich selber sprechen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in west- und mitteleuropäischen Einwanderungsgesellschaften bereichert dieser soziale Wandel die politische Streitkultur. Infolge konfliktförmiger moderner Inkorporationsrituale vollzieht sich damit ein allmählicher Übergang von hierarchischen zu symmetrischen Kommunikationsbeziehungen zwischen Alteingesessenen und muslimischen Zuwanderern. (ICA2)
Wissenschaftler proklamieren ihren Forschungsschwerpunkt innerhalb einer etablierten wissenschaftlichen Disziplin, etwa der Gewaltforschung, als neue, ganz andere, das Alte überbietende Wissenschaft, um sodann den Überlegenheitsanspruch des Neuen durch ein originelles Paradigma zu legitimieren. Dies gilt auch - so die These des Beitrags - für die Verfechter einer "Soziologie der Gewalt" (von Trotha 1997), die sich einer vermeintlich überholten Gewaltforschung annehmen, um diese mit den Konsequenzen der paradigmatischen Umstellung von Warum-Fragen auf Was- und Wie-Fragen zu konfrontieren. Der vorliegende Beitrag unterzieht das mit zahlreichen, nicht zuletzt moralischen Überlegenheitsgesten angereicherte "neue Paradigma" der Gewaltforschung einer kritischen Würdigung. Er orientiert sich an der These, dass die vermeintlich neue Wissenschaft gar nicht so weit von der kritisierten "Ursachenforschung" der Gewalt entfernt ist und ihre Grundlagen nicht so neu sind, wie sie selbst meint. Im zweiten Schritt weist er nach, dass die materialen Arbeiten der Soziologen der Gewalt explizit oder implizit nicht nur um kausale und intentionale (auf bewusste Wünsche und Überzeugungen rekurrierende), sondern auch um funktionale Erklärungen der Gewalt kreisen. Der Beitrag nimmt dies zum Anlass, grundsätzlich über die Reichweite und den Stellenwert funktionaler Erklärungen in der Sozialwissenschaft im allgemeinen und in der Gewaltforschung im besonderen nachzudenken. Dabei gelangt der Autor zu dem Schluss, dass soziologische Mikroanalysen der Gewalt nicht ohne funktionale Erklärungen und soziologische Ursachenforschungen der Gewalt nicht ohne "dichte Beschreibungen" auskommen, wenn sie all ihre Potentiale konsequent ausschöpfen wollen. (ICA2)
Der Autor zeigt in seiner Fallstudie um das umstrittene Bauvorhaben eines Minaretts in einer deutschen Kleinstadt, dass das eingelebte und sowohl bei den Alteingessenen als auch bei den islamischen Zuwanderern lebensweltlich verankerte Gastrecht im Zusammenwirken mit dem modernen Recht spezifische Bindekräfte entfaltet, die das Konfliktgeschehen prägen. Das ethnographische Erkenntnisinteresse des Autors besteht darin, die Dynamik der Konfliktaustragung zu erfassen und dabei stadtgeschichtliche und stadtsoziologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Er bezieht sich in theoretischer Hinsicht auf die ethnographiehistorischen Arbeiten von Julian Pitt-Rivers, welcher epoche- und kulturübergreifende Strukturen des Gastrechts untersuchte, die sich auch im vorliegenden Fall des Konflikts um das Minarett aufzeigen lassen. Die lebensweltlich eingebetteten Erwartungen des Gastrechts sind - mehr noch als das moderne Recht - der normative Bezugsrahmen, auf den sich beide Seiten im Konflikt spontan beziehen und den sie durch die Auseinandersetzungen um das Minarett immer wieder aufs Neue aktualisieren. (ICI2)
Der Artikel unterzieht das von Trutz von Trotha, Birgitta Nedelmann und Wolfgang Sofsky entwickelte Paradigma zur "Soziologie der Gewalt" einer kritischen Würdigung. Der Autor weist nach, dass die "vermeintlich neue Wissenschaft" im methodologischen Rahmen "dichter Beschreibungen" nicht weit von der Ursachenforschung der Gewalt ist, wie es o.g. Autoren suggerieren. Dieses "Selbstmißverständnis" kreist um die Frage der funktionalen Erklärung von Gewalt. Der Autor klärt dazu zunächst die Reichweite und den Stellenwert funktionaler Erklärungen in den Sozialwissenschaften im allgemeinen und in der Gewaltforschung im besonderen. Dabei gelangt er zu dem Schluß, dass soziologische Mikroanalysen der Gewalt nicht ohne funktionale Erklärungen und soziologische Ursachenforschungen nicht ohne "Dichte Beschreibungen" auskommen. (ICA)
Die vorliegende Fallstudie zur polizeilichen Alltagspraxis beruht auf Feldforschungen, teilnehmenden Beobachtungen und Befragungen, die im Jahre 1997 in Duisburg-Marxloh und im Sommer 1998 in Wuppertal-Elberfeld durchgeführt worden sind. Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass der Polizeialltag weder allein durch innerpolizeiliche formale Organisation und Management, noch durch politische Administration oder auch Recht determiniert ist. Die innerpolizeilichen Abteilungen reagieren vielmehr flexibel, z. B. auf sozialökologische Strukturen und auf die Handhabung und Verselbstverständlichung informeller Handlungs- und Adaptionsstrategien im Umgang mit dem polizeilichen Gegenüber, welche im Vordergrund der folgenden Studie stehen. Die untersuchten Themen umfassen zum einen die Intergruppenbeziehungen und das soziale Klima im Spannungsfeld einer sich umkehrenden Etablierten-Außenseiter-Figuration, wobei die Ressourcen- und Rangordnungskonflikte sowie die jugendliche Raumaneignung und die Street Corner-Society in der wohnumfeldnahen Öffentlichkeit näher betrachtet werden. Zum anderen wird die Adaptation der Polizei an ihren sozialökologischen Kontext am Beispiel der "symbolischen Polizei" und der "Street Corner-Polizei" aufgezeigt. (ICI2).
Die vorliegende Fallstudie zur polizeilichen Alltagspraxis beruht auf Feldforschungen, teilnehmenden Beobachtungen und Befragungen, die im Jahre 1997 in Duisburg-Marxloh und im Sommer 1998 in Wuppertal-Elberfeld durchgeführt worden sind. Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass der Polizeialltag weder allein durch innerpolizeiliche formale Organisation und Management, noch durch politische Administration oder auch Recht determiniert ist. Die innerpolizeilichen Abteilungen reagieren vielmehr flexibel, z.B. auf sozialökologische Strukturen und auf die Handhabung und Verselbstverständlichung informeller Handlungs- und Adaptionsstrategien im Umgang mit dem polizeilichen Gegenüber, welche im Vordergrund der folgenden Studie stehen. Die untersuchten Themen umfassen zum einen die Intergruppenbeziehungen und das soziale Klima im Spannungsfeld einer sich umkehrenden Etablierten-Außenseiter-Figuration, wobei die Ressourcen- und Rangordnungskonflikte sowie die jugendliche Raumaneignung und die Street Corner-Society in der wohnumfeldnahen Öffentlichkeit näher betrachtet werden. Zum anderen wird die Adaptation der Polizei an ihren sozialökologischen Kontext am Beispiel der "symbolischen Polizei" und der "Street Corner-Polizei" aufgezeigt. (ICI2)
"Preface" -- "Contents" -- "About the Authors" -- "List of Figures and Photographs" -- "List of Tables" -- "1: Introduction: Research Context and Hypotheses" -- "1.1 Interaction Versus Withdrawal" -- "1.2 The Relevance of Neighbourhood Context" -- "1.3 Recent Empirical Studies" -- "1.4 This Book" -- "2: The Diversity and Contact Project (DivCon)" -- "2.1 Study Design, Methods and Data " -- "2.1.1 The Quantitative Survey" -- "2.1.2 Area Explorations" -- "2.1.3 Fieldwork in Selected Areas" -- "2.2 The Respondents and the Neighbourhood" -- "2.2.1 Time Spent in the Neighbourhood" -- "2.2.2 Reasons for Moving to the Neighbourhood" -- "3: Diversity in Germany and Its Urban Neighbourhoods" -- "3.1 Germany's Immigrant Population" -- "3.2 Diversity in German Cities" -- "3.3 Urban Normality: The 50 Neighbourhoods of this Study (Co-authored by Christian Jacobs)" -- "3.3.1 The Material Environment: Neighbourhood Character and Public Space" -- "3.3.2 Statistical Diversity" -- "3.3.3 Noticeable Diversity" -- "3.3.4 Perceived Diversity: How the Survey Respondents See Their Own Neighbourhood" -- "4: Interactions Across Boundaries in More and Less Diverse Contexts" -- "4.1 Introduction" -- "4.2 Intergroup Contact in the Neighbourhood" -- "4.2.1 The Frequency of Intergroup Contact" -- "4.2.2 Differences Between Neighbourhoods" -- "4.2.3 Evaluations of Neighbourhood Contact" -- "4.3 Within and Beyond the Neighbourhood: Weak and Strong Ties" -- "4.3.1 Network Size and Share of Intergroup Ties" -- "4.3.2 The Relevance of the Neighbourhood Context" -- "4.4 The Heterogeneity of Networks" -- "4.5 Conclusions" -- "5: Five Stories of Neighbourhood, Social Life, and Diversity" -- "5.1 Introduction".
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Der Autor wirbt dafür, das urbane Intergruppenleben aus einer Bottom-up-Perspektive zu betrachten. Zunächst unterzieht er dazu zwei aktuelle Trends der Stadtforschung einer kritischenWürdigung: Ein Trend betrifft Sozialwissenschaftler_innen, die behaupten, alltäglich erlebbare Intergruppen-Hierarchien lösten sich durch gegenwärtige Formen sozialen Wandels in radikaleIndifferenz auf. Der andere Trend besteht darin, urbane Diversität und städtisches Intergruppenleben aus der Vogelperspektive zu betrachten und empirische Evidenzen teleologischen Argumenten unterzuordnen. Um diese wissenschaftlichen Fehlentwicklungen zu vermeiden, entfaltet der Autor einen Ansatz, der sowohl die Effekte und Nebeneffekte von Alltagsinteraktionen als auch Konflikte und ihre Auswirkungen auf urbane Intergruppenbeziehungen adressiert. Eine solche Figurationssoziologische Konfliktanalyse basiert auf der Erforschung von Interaktionen situativer Hierarchiebildung. Nähme man diese Perspektive ernst, so würden Interaktionsprozesse sichtbar, die urbane Machtbalancen und Beziehungen zwischen migrationsbezogenen Gruppen bestimmen und Intergruppenkonflikte eskalieren lassen.
Das alltägliche Zusammenleben im urbanen Raum ist geprägt von flüchtigen Begegnungen und Ausweichinteraktionen, die Ungleichheit und Machthierarchien nicht nur widerspiegeln, sondern erst hervorbringen. Dies trifft insbesondere auf Städte und Stadträume zu, die durch Diversität und Zuwanderung gekennzeichnet sind. Durch ethnographische Analysen sowie theoretisch-konzeptionelle Überlegungen zu Ausweichinteraktionen und Konflikten in Einwanderungsstädten möchte die vorliegende Studie den Blick für den Zusammenhang von Alltagsinteraktionen und Machtdynamiken schärfen. Wenn Stadtbewohner_innen die Muster und die Trag weite urbaner Alltagsinteraktionen erkennen, können sie die Qualität des Zusammenlebens der sozialen Gruppen der Einwanderungsstadt bewusster und effizienter verändern.
Das vorliegende Buch ist eine der ersten empirischen Untersuchungen zur gewalttätigen salafistischen Jugendszene in Deutschland. Die hier ausgewerteten Chat-Protokolle einer militanten Jugendgruppe sind ein wichtiges Dokument, um nicht nur einen Einblick in die gruppeninterne Dynamik junger Salafisten zu bekommen, sondern tatsächlich Radikalisierungsprozesse zu rekonstruieren. Daher hat das vorliegende Buch das Ziel, aus einer interdisziplinären Perspektive dieses Dokument zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu formulieren. Insofern stellt es für den deutschen Kontext eine Pionierarbeit dar. Der Inhalt Zur Kontextualisierung des Untersuchungsgegenstandes "Baqiyya im Lego-Islam": Anmerkungen zu den WhatsApp-Protokollen der "Ansaar Al Khilafat Al Islamiyya" aus einer islamwissenschaftlichen Perspektive Zum Löwen werden - Radikalisierung als jugendkulturelles Phänomen Entparadoxierung im Hochgeschwindigkeitsmodus: Anmerkungen zur Soziologik der Chatgruppe im Lichte einer komparativen Analyse Fazit Die Autorinnen und Autoren Das Forschungsnetzwerk Radikalisierung und Prävention (FNPR), das im Juni 2015 gegründet wurde, führt Forscher*innen des Instituts für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück und des Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung" (IKG) der Universität Bielefeld zusammen, um aus einer interdisziplinären Perspektive zu Fragen der Radikalisierung und Prävention zu forschen: Folgende Forscher*innen gehören dem Netzwerk an: Rauf Ceylan (Universität Osnabrück), Bacem Dziri (Universität Osnabrück), Jörg Hüttermannn (Universität Osnabrück), Michael Kiefer (Universität Osnabrück), Viktoria Roth (Universität Bielefeld), Fabian Srowig (Universität Bielefeld), Andreas Zick (Universität Bielefeld)
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