Die Akzeptanz gentechnisch veränderter Lebensmittel in Europa
In: Stuttgarter Beiträge zur Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung 3
In: Arbeitsbericht
29 Ergebnisse
Sortierung:
In: Stuttgarter Beiträge zur Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung 3
In: Arbeitsbericht
Die Diskussion um die Gentechnik als eine der umstrittensten Technologien der Gegenwart verlässt mehr und mehr den engen Kreis der Wissenschaftler und verlagert sich stärker in die Öffentlichkeit. In einer sorgfältigen Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg haben Experten aus verschiedenen Disziplinen Einstellungen - Befürchtungen wie positive Erwartungen - unter verschiedenen Aspekten untersucht und ausführlich die Meinungsbildung durch die Medien analysiert. - Zur andauernden und durch fortschreitende Erkenntnisse weiter an Relevanz gewinnende Für-und-Wider-Debatte wichtig für größere Bestände. (3) (LK/F: Lüdtke)
Zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts gehört nach Einschätzung zahlreicher Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik mit der Gentechnik eine Technik, die gleichzeitig euphorische und apokalyptische Zukunftserwartungen hervorruft. Erwarten Befürworter von ihrer Einführung grundlegende Fortschritte bei der Bekämpfung des Welthungers und die Entwicklung neuer Therapien für bislang unheilbare Krankheiten, erweckt sie gleichzeitig, wie wenige Technologien vor ihr, Ängste, deren Spektrum von einer zunehmenden Abhängigkeit der Landwirte von internationalen Life-Science Unternehmen über ökologische Gefährdungen bis hin zur Selbstschöpfung des Menschen durch die Verfahren der modernen Biomedizin reichen, vom reproduktiven Klonen bis hin zum Eingriff in die menschliche Erbsubstanz und damit in die Grundstruktur menschlichen Lebens. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Gentechnik seit ihrer Erfindung zu den umstrittensten Technologien zählt. Seit 1996 können wir darüber hinaus eine erhebliche Zunahme der Intensität der Gentechnikkontroverse beobachten, was sich nicht zuletzt an der Intensität der Medienberichterstattung zeigen lässt. Diese Zunahme und Ausweitung ist nicht zuletzt auf einen grundlegenden Wandel der Gentechnik selbst zurückzuführen. Gentechnik ist nicht mehr nur ein Versprechen für die Zukunft, sie ist praktisch geworden. Zahlreiche ihrer Anwendungen gehören mittlerweile zum Alltag, von der gentechnische Herstellung von Enzymen für Waschmittel über gentechnische Produktionsverfahren in der pharmazeutischen Industrie bis hin zum genetischen Fingerabdruck zur Aufklärung von Verbrechen und zu genetischen Vaterschaftstests. Dass die zunehmende Konkretisierung der Gentechnik und ihr zunehmender Anwendungsbezug bislang nicht zum Verstummen der Diskussionen über Gentechnik geführt hat, kann auf zwei Entwicklungen zurückgeführt werden, die die Bandbreite der Möglichkeiten, aber auch der Probleme von Anwendungen der Gentechnik aufzeigen: die Einfuhr gentechnisch veränderten Sojas nach Europa und die Geburt des Klonschafs Dolly. Beide Ereignisse hatten zum Teil heftige Auseinandersetzung um den politischen und rechtlichen Umgang mit Gentechnik zur Folge, nicht nur in Deutschland, die nicht ohne Auswirkungen auf die öffentliche Meinung blieben. Die mediale Aufmerksamkeit für Fragen der Gentechnik nahm seit 1996 geradezu explosionsartig zu und die Zustimmung zur Gentechnik ist in vielen Ländern Europas drastisch zurückgegangen, eine Entwicklung, von der vor allem die Zustimmung zu landwirtschaftlichen Anwendungen der Gentechnik betroffen war. Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet allerdings nicht die Intensität der Debatte, wie sie etwa durch Medienanalysen erhoben werden kann. Intensive Debatten gab es in Europa um gentechnisch veränderte Lebensmittel ebenso wie um die moderne Biomedizin. Während der unfreiwillige Import gentechnisch veränderten Sojas im November 1996 zu heftigen Reaktionen der europäischen Öffentlichkeit wie auch von NGOs geführt hat, Reaktionen, die letztlich zu dem von der EU-Kommission erhobenen faktischen Moratorium führte, das mittlerweile, nicht zuletzt auf Druck der USA, wieder aufgehoben wurde, hat die mit dem Geburt des Klonschafs 'Dolly' einsetzende Diskussion über die moderne Biomedizin, die in den Parlamenten, in den Medien und in Beratungsinstitutionen wie dem Nationalen Ethikrat in Deutschland geführt wurde und die zu den intensivsten Debatten der letzten Jahre zählte, den Erfolg der medizinischen Gentechnik nicht verhindert. Dass die Intensität gesellschaftlicher Diskussionen nicht für den Erfolg oder Misserfolg konkreter Anwendungen der Gentechnik ausschlaggebend sind, bedeutet allerdings nicht, dass die öffentliche Meinung letztlich bedeutungslos ist, im Gegenteil. Der unterschiedliche Erfolg von der Bevölkerung akzeptierter und abgelehnter Anwendungen spricht hier eine sehr deutliche Sprache. Neue Technologien lassen sich nur mit erheblichen Verlusten gegen die öffentliche Meinung durchsetzen, wenn überhaupt – daher ist das Urteil der Öffentlichkeit zur Gentechnik und ihren Anwendungen nicht nur von akademischem Interesse, sondern bedeutsam für alle, die sich für die Entwicklung der Gentechnik interessieren. Dabei ist die öffentliche Meinung für die grüne Gentechnik, die Anwendung der Gentechnik in Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft von größerer Bedeutung als für die rote Gentechnik, da deren Erfolg nicht nur passive Akzeptanz, sondern aktiven Konsum voraussetzt. In diesem Bericht soll daher genauer der Frage nach der Bewertung der Gentechnik in der Öffentlichkeit nachgegangen werden. Bei der Analyse stehen landwirtschaftliche Anwendungen der Gentechnik und hier vor allem die Anwendung der Gentechnik bei der Produktion von Lebensmitteln im Vordergrund, da bei diesen die öffentliche Meinung von größerer Bedeutung für die weitere Entwicklung ist als für die rote Gentechnik, zumal nach dem Auslaufen des Eu-Moratoriums.
BASE
In: Umwelt- und Technikkonflikte., S. 143-162
"Das Jahr 1996 gilt als ein Wendepunkt der europäischen Regulierung der Grünen Gentechnik. Als die ersten Schiffe mit gentechnisch veränderten Sojabohnen europäische Häfen erreichten, hätte, so eine gängige These, die Mobilisierung der europäischen Öffentlichkeit dazu geführt, dass die Europäische Regulierung der Grünen Gentechnik einem grundlegenden Wandlungsprozess unterzogen wurde. Dabei wären, im Sinne der Policy-Learning-These wesentliche Gesichtspunkte der Gentechnikkritiker aufgegriffen worden. In diesem Beitrag setzen sich die Autoren kritisch mit dieser These auseinander und setzen dieser Darstellung eine alternative Interpretation entgegen, wonach die Europäische Kommission mit den besagten Neuerungen zwar diskursiv den Kritikern der Grünen Gentechnik weitgehend entgegenkam, aber auf der Ebene der operationalen Regulierung den alten Kurs weitgehend beibehielt. Mit der Einführung neuer Konzepte ('Gate' und 'Detektor') wird versucht, analytisch über die herkömmliche Analyse von Konflikttypen und -frames hinausgehend der Komplexität des Konfliktgeschehens auch begrifflich gerecht zu werden." (Autorenreferat).;;;"1996 was said to be a turning point in the European regulation of biotechnology. Accordingly, the arrival of shiploads of genetically modified soy beans mobilised European public opinion and triggered a fundamental shift in the regulation of agro-biotechnology in Europe. In terms of policy learning, this move allegedly took up substantial arguments of biotechnology critics. In this paper the authors critically discuss the policy learning hypothesis and propose an alternative interpretation. Accordingly, the European Commission met critical arguments on a discursive level but largely kept on steering a traditional course on the level of operational regulation. Introducing new concepts (such as 'gate' and 'detector') this contribution tries to reach beyond established analyses of conflict types and frames and to cope in more adequate terms with the complexity of the conflict process." (author's abstract).
In: Umwelt- und Technikkonflikte, S. 143-162
In: Umwelt- und Technikkonflikte, S. 143-162
"Das Jahr 1996 gilt als ein Wendepunkt der europäischen Regulierung der Grünen Gentechnik. Als die ersten Schiffe mit gentechnisch veränderten Sojabohnen europäische Häfen erreichten, hätte, so eine gängige These, die Mobilisierung der europäischen Öffentlichkeit dazu geführt, dass die Europäische Regulierung der Grünen Gentechnik einem grundlegenden Wandlungsprozess unterzogen wurde. Dabei wären, im Sinne der Policy-Learning-These wesentliche Gesichtspunkte der Gentechnikkritiker aufgegriffen worden. In diesem Beitrag setzen sich die Autoren kritisch mit dieser These auseinander und setzen dieser Darstellung eine alternative Interpretation entgegen, wonach die Europäische Kommission mit den besagten Neuerungen zwar diskursiv den Kritikern der Grünen Gentechnik weitgehend entgegenkam, aber auf der Ebene der operationalen Regulierung den alten Kurs weitgehend beibehielt. Mit der Einführung neuer Konzepte ('Gate' und 'Detektor') wird versucht, analytisch über die herkömmliche Analyse von Konflikttypen und -frames hinausgehend der Komplexität des Konfliktgeschehens auch begrifflich gerecht zu werden." (Autorenreferat)
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 38, Heft 4, S. 883-884
ISSN: 0032-3470
In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 28, Heft 2, S. 52-57
Ausgehend von der öffentlichen Debatte um den sogenannten Pflegenotstand diskutieren die Autoren - gestützt auf Daten der aktuellen Repräsentativumfrage TechnikRadar (2018) - die Haltung der deutschen Öffentlichkeit zu Pflegerobotern. Im Sinne soziotechnischer Systeme fußen Zustimmung oder Ablehnung der Robotik nicht auf "Technik an sich", sondern auf dem Kontext, den Zielen und den Folgen ihres gesellschaftlichen Einsatzes. In diesem Zusammenhang problematisieren die Autoren das Spannungsverhältnis zwischen einer sich fundamental digitalisierenden Gesellschaft einerseits und digitaler Exklusion nennenswerter Bevölkerungsteile andererseits, sowie die Gefahr, dass moderne Technik an den Bedürfnissen, Erwartungen und Kompetenzen potenzieller Nutzer vorbei entwickelt wird.
In: KörperKulturen
Viele versprechen sich von den Neurowissenschaften eine Verbesserung der geistigen Eigenschaften gesunder Menschen - das sogenannte »Neuroenhancement«. Dieser Band gibt einen umfassenden Überblick über den Diskussionsstand in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Autorinnen und Autoren beschreiben nicht nur ein breites Spektrum unterschiedlicher Verfahren, sondern zeigen zudem, wie groß die Bandbreite an Zielen ist, die mit »Neuroenhancement« verknüpft werden: Geht es darum, geistig leistungsfähiger, moralischer oder kreativer zu werden? Oder wird letztlich nur der Druck auf das Individuum erhöht, besser, klüger und vielseitiger zu werden?
This report will inform about the development and selection of social indicators for the measurement of social effects of energy systems. As in the NEEDS project the aim of Workpackage 2 is to define social indicators for the assessment of social effects of energy systems, we applied a multi-step-approach. In a first step, we looked for existing indicators available in publications from the last twenty years. The keywords "social indicator", "sustainability", "environmental indicator" and "energy indicator" have been used to organise this research process. As a result of this research process 1320 indicators could be found. In a second step, these indicators have been proved according to the following meta-criteria: 1. The clarity of the indicators. 2. Whether the indicators are simple and logical. 3. Whether the indicators can be applied throughout Europe. 4. Whether they combine social and energy system-related aspects. Only 148 of the 1320 criteria passed this step of the research process. These indicators have been proved according to three main questions, which should make sure that the indicators are suitable with the requirements of the NEEDS project: 1. Whether they can be applied to future technologies. 2. Whether their focus is on the level of countries and not only on the regional level. 3. And whether the indicators allow differentiating between energy technologies. Only 26 of the 148 indicators passed this filter process and are able to measure the social dimension of present and future energy systems. These indicators have been attributed to concepts derived from the theoretical concept of social compatibility (Häfele/Münch/Renn 1985). With reference to the theoretical concept of social compatibility we allocated the indicators to four main criteria, these criteria are: 1. Continuity of Energy Service over Time 2. Political Stability and Legitimacy 3. Social Components of Risk 4. Quality of Life. For every criterion suitable indicators have been defined and added. Those mentioned criteria and indicators build the basis of our social indicator-set. The indicators will be measured with reference to the four main life cycle phases of energy systems: energy extraction and processing, transport, power plant (conversion to electricity) and waste management (considering the entire back-end). An updated version of indicators will be the outcome of a Stakeholder-Delphi. The stakeholders are invited to the Delphi to give a crucial input for the final version of the social indicators. The results of the Delphi and the final set of the social indicators will be added to the present report and complete it.
BASE
In: Umwelt und Technik im Gleichklang: Technikfolgenforschung und Systemanalyse in Deutschland, S. 163-180
Gentechnik ist ein Oberbegriff für verschiedene Disziplinen. Ihre Anwendung wird grob in zwei Hauptfelder sowie in mehrere Teilgebiete unterteilt. Die zur "rote Gentechnik" gehörigen Anwendungen liegen hauptsächlich im therapeutischen und diagnostischen Bereich, wohingegen Gentechnik in der Pharmazeutik hauptsächlich zur Entwicklung und in eingeschränkterem Maße zur Produktion von Pharmazeutika verwandt wird. Das zweite Hauptgebiet ist die "grüne Gentechnik". In diesem Gebiet geht es um genetische Veränderungen zur Schaffung von Resistenzen gegen Herbizide, um Produktivitätssteigerungen und Qualitätsverbesserungen. Der Beitrag rekapituliert und bewertet die sozialwissenschaftliche Forschung zu den Reaktionen der Öffentlichkeit auf diese neuen Herausforderungen der Biotechnologie. Die Autoren plädieren für einen pragmatischen Ansatz, der die Öffentlichkeit durch Diskurs und Debatte einbezieht. Viele politische Entscheidungsträger fürchten solch einen offenen Prozess, da sie wirtschaftliche Einbußen erwarten. Die Studie zeigt jedoch, dass die Öffentlichkeit sehr viel vernünftiger ist, als viele Politiker glauben. Benötigt wird mehr Mut der öffentlichen Entscheidungsträger, nicht nur Vertrauen einzufordern, sondern auch Verantwortung zu teilen und den Menschen zu vertrauen. "Am Ende sind sie es, die am besten darüber entscheiden können, was gut für sie ist und was nicht." (ICA2)
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 36, Heft 3, S. 574-575
ISSN: 0032-3470