Suchergebnisse

Main description: Rudolf Heberles Studie zeigt den sensationellen Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung bei der Landbevölkerung Nord- und Ostdeutschlands, der ein wesentlicher Grund für den steilen Anstieg der NSDAP-Stimmen in den Jahren 1930 bis 1932 gewesen ist. Überraschend ist diese Entwicklung gerade in einem Land wie Schleswig-Holstein, das seit 1870 als traditionell liberales Bauernland galt. Der Autor hat in den Jahren 1932/33 als Privatdozent an der Universität Kiel die Gründe dieses politischen Umschwunges durch eine exakte wahlsoziologische Untersuchung nachvollzogen. Die Ergebnisse konnte er nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten nicht mehr publizieren. Die Erstpublikation von 1963 wird hier nun wieder zugänglich gemacht.

Aus der Einführung: Die vorliegende Untersuchung über den Wanderungsumschlag in deutschen Städten ist einesteils gedacht als Beitrag zu einer systematischen soziologisch-ökonomischen Lehre von den Wanderungen; außerdem aber wird sie für eine Reihe von praktischen Maßnahmen in Verbindung mit der Neuordnung des deutschen Volksraums und der Lenkung des Arbeitseinsatzes von Nutzen sein können, insofern nämlich, als sie Tatsachen herausstellt, mit denen bei entsprechenden Bestrebungen und politischen Zielsetzungen gerechnet werden muß. Der Gegenstand der Binnenwanderung wird hier zum ersten Male unter dem Gesichtspunkt des Wanderungsumschlages in den großen Städten und die darin zum Ausdruck kommende räumliche Mobilität der Bevölkerung behandelt.

Der Verfasser zeigt, dass ein sorgfältiges Studium des Gesamtwerkes von Ferdinand Tönnies fruchtbare Einsichten und Anregungen zum soziologisch-historischen Studium sozialer Bewegungen vermitteln kann. Als eine Voraussetzung dafür sieht er, dass man sich nicht dogmatisch an die so faszinierenden Kategorien bindet und nun alles und jedes in das Begriffsschema Gemeinschaft und Gesellschaft zu pressen sucht. Er begründet die These, dass bei Tönnies Theorie und Praxis, Wissenschaft und politisches Handeln sich vereinigen. Die Erfahrungen des modernen sozialen Lebens leiten den Denker Ferdinand Tönnies zu Erkenntnissen, die zu den tiefsten gehören, welche die Sozialwissenschaft hervorgebracht hat. Seine wissenschaftliche Erkenntnis befähigt ihn, mit Leidenschaft, aber auch mit Autorität warnend und weisend in mannigfachen Bewegungen sich zu betätigen. (ICG2)

Der Verfasser schildert die wesentlichen Stationen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zwischen den beiden Weltkriegen: Studium der Volkswirtschaft am Kieler Institut für Weltwirtschaft, unter besonderem Einfluß von Ferdinand Tönnies; als Assistent am Institut für Ostdeutsche Wirtschaft in Königsberg Durchführung einer Untersuchung über die Deutschen in Litauen, was als Einführung in die Soziologie von Minderheiten eine gute Vorbereitung für den folgenden Amerikaaufenthalt lieferte; 1927-1929 Untersuchung über die Bevölkerungsmobilität in den USA; bis 1936 bevölkerungswissenschaftliche Untersuchungen in Deutschland, die zunehmend zu Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten führten; 1938 Auswanderung in die USA, wo eine Professur an der Louisiana State University in Baton Rouge zur Verfügung stand. Auf die detaillierte Schilderung der Begegnungen und Arbeiten in den USA, speziell während seines ersten Aufenthalts, legt Verf. besonderen Wert, um damit verständlich zu machen, weshalb er nach dem 2. Weltkrieg in den USA geblieben ist. (GR)