Die Autorin zeigt auf, wie die von J. Habermas und W. Schluchter vorgenommene Interpretation des Werkes von Max Weber als einer Entwicklungsgeschichte des abendländischen Rationalismus dazu dienen kann, entwicklungstheoretische Konzeptionen neu zu reflektieren. Da ein universales Evolutionsprinzip für Gesellschaften abgelehnt wird und außerokzidentale Gesellschaften nicht als Vorstufen abendländischer Modernität gelten, muß die Übertragbarkeit okzidentaler Institutionen auf die Dritte Welt in Frage gestellt werden. (BO)
Im vorliegenden Beitrag berichten die Autoren über ein Projekt aus dem Sonderforschungsbereich "Statuspassagen und Risikolagen". Anhand einer "standardisierten Befragung von Auszubildenden in Bremen und München identifizieren sie regionalspezifische Übergänge in ausgewählten Berufen. Dabei zeigt sich z.B., daß Münchener Jugendliche viel eher die Chance zu beruflichen Kurskorrekturen innerhalb des dualen Systems haben, während Bremer Jugendliche auf schulische oder sonstige außerbetriebliche Maßnahmen verwiesen werden. Geschlechtsspezifische Chancenzuweisungen zeigen sich stärker unter den problematischen Bremer Bedingungen als in München". (pmb)
Anhand einer standardisierten Befragung von Auszubildenden in Bremen und München identifizieren die Autoren regionalspezifische Übergänge in ausgewählten Berufen. Dabei zeigt sich z.B., daß Münchener Jugendliche viel eher die Chance zu beruflichen Kurskorrekturen innerhalb des dualen Systems haben, während Bremer Jugendliche auf schulische oder sonstige außerbetriebliche Maßnahmen verwiesen werden. Geschlechtsspezifische Chancenzuweisungen zeigen sich stärker unter den problematischen Bremer Bedingungen als in München. Befragt wurden 1847 Auszubildende aus den Berufen: Bankaufmann, Bürokaufmann, Einzelhandelskaufmann, Friseur, Kraftfahrzeugmechaniker und Maschinenschlosser. (IAB2)
"Der Übergang in den Beruf umfaßt, so zeigen Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt 'Statuspassagen in die Erwerbstätigkeit' des Bremer Sonderforschungsbereichs, mehr als die sogenannte Erste und Zweite Schwelle. Vielmehr ist die gesamte Statuspassage als Sozialisationsprozeß zu konzipieren, in dem junge Erwachsene sich mit komplexen Anforderungen der Lebenslaufgestaltung auseinandersetzen. Sie müssen berufliche Interessen entwickeln, Erfahrungen verarbeiten, Perspektiven aufbauen, Fehlentscheidungen korrigieren, private und berufliche Pläne in Einklang bringen, kurz: eine Balance zwischen individuellen Interessen und gesellschaftlichen Vorgaben herstellen. Deshalb finden wir im Prozeß der Berufsfindung und Verberuflichung längerfristige und grundlegendere Problemstellungen der Entwicklung einer Berufsbiographie, die auch (nicht allein durch Arbeitsmarktfriktionen zu erklärende) Prozesse der Um- und Neuorientierung einschließen. Diese Implikationen der Statuspassagensozialisation werden in der Übergangsforschung leicht unterschätzt, wenn Umwege und neue Wege in der Statuspassage von der Schule in den Beruf einseitig negativ als Brüche beurteilt werden. Auf der Basis biographischer Interviews mit jungen Fachkräften aus Bremen und München, die 1989 ihre Ausbildung beendeten, haben wir die spezifischen Aufgabenstellungen der Statuspassage rekonstruiert. Sie beziehen sich auf die Herstellung eines kontinuierlichen Erwerbsverlaufs, auf die biographische Selbsthematisierung, die Einbindung in ein berufliches Programm und die Identifikation mit einem Beruf als Projekt. Wie junge Erwachsene mit diesen Aufgaben umgehen, d.h. auch warum sie sich in unterschiedlichen Phasen der Statuspassage auf bestimmte Aufgabenstellungen konzentrieren, wird sozialisationstheoretisch mit der Entwicklung von 'berufsbiographischen Gestaltungsprinzipien' erklärt. Im Vortrag wird unter Rückgriff auf Ergebnisse unserer standardisierten Verlaufsuntersuchung und unserer qualitativen Längsschnittuntersuchung gezeigt, wie sich Kontinuität und Diskontinuität im berufsbiographischen Gestaltungsprozeß der Statuspassage herstellt." (Autorenreferat)
Das Projekt untersucht die Berufs- und Familienpassage einer Kohorte junger Fachkräfte in zwei unterschiedlich strukturierten Arbeitsmarktregionen und sechs ausgewählten Berufen, die 1989 ihre Ausbildung abgeschlossen hat. In einer quantitativen und qualitativen Längsschnittstudie wurden Ausbildungsabsolventen des Jahres 1989 kurz vor Ende der Ausbildung sowie ein Jahr danach über die bisherigen Stationen ihres Bildungs- und Berufsverlaufs befragt. In der letzten Projektphase wurde die Befragung thematisch auf die Verknüpfung mit den Passagen in Partnerschaft und Familie ausgedehnt. Eine auf Basis der quantitativen Längsschnittstudie erstellte Typologie bildete die Grundlage für die Auswahl der Jugendlichen, mit denen dreimalig problemzentrierte Interviews durchgeführt wurden. Im Mittelpunkt der Interviews standen Fragen nach Stabilität bzw. Veränderung der Arbeitsorientierungen, Beschäftigungsinteressen und Strategien der Bewältigung der regionalen und nach Ausbildungsberuf unterschiedlich ausgeprägten Übergangsrisiken.
Welle 1: Ausbildungsberuf; Ausbildungsmilieu; Art der außerbetrieblichen Einrichtung; Betriebsgröße; Wirtschaftsbereich; Ausbildungsdauer in Monaten; Monat und Jahr der Abschlussprüfung; Übernahmeangebot des Ausbilungsbetriebs; Übernahmebedingungen (offen); Schulabschluss; Jahr des Schulabschlusses; Art der schulischen Einrichtung; Teilnahme an berufsvorbereitenden Maßnahmen (z.B. Ausbildungsvorbereitungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr, Berufspraktisches Jahr, etc.); Tätigkeit zwischen Schulabschluss und derzeitiger Lehre (z.B. sofortiger Beginn der Ausbildung, Praktikum, Besuch einer Berufsfachschule, etc.); Häufigkeit von Arbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeitsdauer; voraussichtliche Tätigkeit nach Abschluss der Berufsausbildung; Arbeitsplatz in Aussicht und Art dieses Arbeitsplatzes (z.B. für Fachkräfte im eigenen Ausbildungsberuf); Jahr des Beginns der Lehre; Ausbildung als Umschulungsmaßnahme; Einzelhandelsbereich; Einzelhandelsvertrag.
Welle 2: Ausbildungsberuf; Ausbildungsabschluss; Monat und Jahr des Ausbildungabschlusses; Übernahmeangebot; Übernahmebedingungen (offen); aktuelle Situation bzw. Tätigkeit (z.B. Arbeit im Ausbildungsberuf bzw. in einem anderen Beruf, Berufsausbildung, Schule, Fort- /Weiterbildung, Studium); Art der Berufsausbildung, Schule, Fort-/Weiterbildung, Studienrichtung; Wohnort (anonymisiert); Tätigkeit seit der Berufsausbildung (z.B. Arbeit im Ausbildungsberuf bzw. in einem anderen Beruf, etc.); Häufigkeit von Arbeitslosigkeit und Arbeitslosigkeitsdauer; derzeit ausgeübter Beruf; Beschäftigungsumfang; Art des Arbeitsvertrages; Beschäftigung im Ausbildungsbetrieb; Betriebsgröße; Wirtschaftsbereich.
Welle 3: Ausbildungsberuf; erfolgreicher Ausbildungsabschluss; Monat und Jahr des Ausbildungsabschlusses; aktuelle Situation bzw. Tätigkeit (z.B. Arbeit im Ausbildungsberuf bzw. in einem anderen Beruf, Berufsausbildung, Schule, Fort- /Weiterbildung, Studium); Art der Berufsausbildung, Schule, Fort-/Weiterbildung, Studienrichtung; Tätigkeit in den 5 Jahren seit der Berufsausbildung; Arbeit im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) bzw. für eine Zeitarbeitsfirma seit der Berufsausbildung; Teilnahme an einer betrieblichen Weiterbildung; derzeit ausgeübter Beruf; Beurteilung der beruflichen Situation seit der Berufsausbildung; Beschäftigungsumfang; Wochenstunden bei Teilzeitarbeit; Art des Arbeitsvertrages; noch im Ausbildungsbetrieb beschäftigt; Branche; Betrieb; Wohnort (anonymisiert).
Demographie: Familienstand; Kinder; Anzahl der Kinder; Wohnsituation; Beruf des Partners/der Partnerin; Beruf und berufliche Stellung der Eltern; Veränderungen in den Bereichen Wohnen und Familie seit dem ersten Auszug aus dem Elternhaus (Ereignis).
Welle 4: Aktuelle Situation; Arbeitsorientierung: Wichtigkeit verschiedener Jobkriterien (z.B. Arbeitsplatzsicherheit, persönliche Weiterentwicklung, guter Verdienst, etc.); Einstellung zur Berufstätigkeit (Skala); Einschätzung der Bedingungen im eigenen Beruf bezüglich Arbeitszeitreduzierung, Arbeitsunterbrechung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Ausbildungsberuf erster Abschluss; erste Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen; Monat und Jahr des Abschlusses der ersten Berufsausbildung; weiterer allgemeiner Bildungsabschluss seit 1989; Monat und Jahr dieses weiteren Bildungsabschlusses; Abschluss einer anderen Berufsausbildung; Berufsausbildung in Form einer Lehre, einer Ausbildung an einer Berufsfachschule, einer Umschulung, eines Studiums an einer Fachhochschule oder einer Universität bzw einer Beamtenausbildung; jeweilige Fachrichtung und Abschlussart sowie Monat und Jahr des Abschlusses; Abschluss einer Weiterbildung; Monat und Jahr des Abschlusses dieser Weiterbildung; Arten der beruflichen Weiterbildung; Wichtigkeit verschiedener Gründe und Ziele für berufliche Weiterbildung; Arbeitszeitumfang; Arbeitgeber letzte Stelle; erste Stelle im Ausbildungsbetrieb; aktuelle Situation bzw. Art der Tätigkeit; Art der Jobvermittlung der derzeitigen bzw. letzten Stelle; Art des Arbeitsvertrages; Arbeitgeber; Beschäftigtenzahl; Bruttoeinkommen (gruppiert); berufliche Stellung; Anzahl Mitarbeiter bei Selbständigen.
Partnerschaft und Familie: Familienstand und Wohnsituation; Aufgabenverteilung im Haushalt; höchster beruflicher Ausbildungsabschluss des Partners; derzeitige Tätigkeit des Partners; Arbeitszeitumfang des Partners; Bruttoeinkommen des Partners im Vergleich zum eigenen Einkommen; berufliche Wünsche des Partners (Beruf sehr wichtig, starke zeitliche Belastung durch den Beruf bzw. die Ausbildung, Aufstiegswunsch); Kinder im Haushalt; Geburtsmonat und Geburtsjahr dieser Kinder; Kinderzahl; Art der institutionellen Betreuung bzw. Fremdbetreuung und Betreuungsumfang; Aufgabenteilung Kinderbetreuung; weitere Kinder geplant; gewünschter Wiedereinstieg in den Beruf und gewünschter Zeitpunkt für den Wiedereinstieg (Befragter und Partner); Kinderlose wurden gefragt: genereller Kinderwunsch; geplanter Umfang der Erwerbstätigkeit im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes; Wunsch nach Wiedereinstieg in den Beruf bei Kindern und gewünschter Zeitpunkt; Aufgabenteilung Kinderbetreuung; geplante regelmäßige Fremdbetreuung des Kindes; wieder alle: ideales Alter und Höchstalter einer Frau bzw. eines Mannes für das erste Kind; Kriterien für den richtigen Zeitpunkt einer Familiengründung; präferierte Erwerbsverteilung bei Kleinkindern, Kindergartenkindern und Schulkindern; Abhängigkeit der Erwerbsverteilung von Verdienst, Karriereausichten, Wichtigkeit des Berufs, Einigung der Partner; Beurteilung der Eignung verschiedener Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter einem Jahr, Kinder im Alter vn 1 bis 3 Jahren und im Alter von 4 bis 6 Jahren; Elternteil, der sich vorrangig um die Betreuung der Kinder kümmern soll (je nach Altersgruppe); Einstellung zu Kindern (Skala).
Wohnen und Eltern: Wohnort (anonymisiert); Umzugshäufigkeit seit 1989; beruflich bedingter Umzug; höchster Schulabschluss der Eltern; höchster beruflicher Ausbildungsabschluss der Eltern; Berufstätigkeit der Mutter während der Kindheit des Befragten; berufliche Position der Eltern.
Ergänzungen und abgeleitete Variablen: Berufklassifikation Statistisches Bundesamt 1992; Berufsvercodung letzter Beruf gemäß ISCO (International Standard Classification of Occupation) 1968; SIOPS (Standard International Occupational Prestige Scale) nach Treiman; Magnitudeprestige (nach Wegener); ISEI (International Socio-Economic Index of Occupational Status) (nach Ganzeboom); sozio-ökonomischer Status (nach Tegtmeyer, Handl); Berufsprestige nach Tegtmeyer, Mayer); Autonomie-Skala (nach Hoffmeyer-Zlotnik); Klassenschema (nach Goldthorpe); Verlaufstyp; Typologie der beruflich biographischen Orientierungsmuster.
Die Tätigkeits- und Erwerbsbiographie wurde detailiert für jede Episode in drei Datensätzen erfasst:
Ereignis Welle 1 bis 3: ID; Episodennummer; Zeitpunkt der Abschlussprüfung; Zeitpunkt zum Episodenanfang und zum Episodenende; Episodenlänge; Zeitpunkt zum Episodenanfang und zum Episodenende (relativ zum Ausbildungsabschluss); Zustand am Episodenanfang und am Episodenende (detailiert und Grobklassifikation); Zensierungsvariable (zensiert oder Zustandwechsel); Beruf am Episodenanfang und am Episodenende (ISCO-Code und StaBu-Code).
Beruflicher Werdegang seit 1989 Ereignis Welle 4 Frage 4: ID; Episodennummer; Monat und Jahr des Ausbildungsabschlusses; Episodenbeginn und Episodenende (Monat und Jahr); Episodenlänge (in Monaten); Zustand am Episodenanfang und am Episodenende; Episodenart (Hauptepisode oder parallele Episode); Zensierungsvariable.
Beruflicher Werdegang seit 1989 Ereignis Welle 4 Frage 15: ID; Episodennummer; Monat und Jahr des Ausbildungsabschlusses; Episodenbeginn und Episodenende (Monat und Jahr); Episodenlänge (in Monaten); Startberuf und Zielberuf (StaBu 92 und reduziert auf max. 2 Stellen, ISCO68, Prestige (nach Treiman, Wegener und Ganzeboom); Wochenarbeitszeit Startberuf und Zielberuf; Veränderung der jeweiligen beruflichen Situation gegenüber der vorherigen Episode; Übernahme durch den Ausbildungsbetrieb; gleicher Arbeitgeber wie am Episodenanfang; Episodentyp; Zensierungsvariable.