Als Theorie des Guten fordert der Perfektionismus eine gelingende menschliche Entwicklung; als politische Philosophie stellt er Institutionen die Aufgabe, die Entfaltung der Individuen zu ermöglichen. Eine solche Politik steht heute allerdings unter liberalem Generalverdacht. Christoph Henning stellt die Debatten um den Perfektionismus erstmals umfassend dar und zeigt im Rückgriff auf radikale Denker von Jean-Jacques Rousseau bis Thomas Hurka, dass der Perfektionismus als zentraler Bestandteil des Projektes von Freiheit und Gleichheit zu begreifen ist.
Inwiefern sind Erkenntniskraft und Stil der Sozialwissenschaft gebunden an die Herkunftskultur und die Lebensbedingungen ihrer Autoren? In der Erörterung dieser Frage vereinigt diese Anthologie Einzelstudien über Biographie und Werk bekannter und unbekannterer deutschsprachiger Sozialtheoretiker, die ihre Wurzeln im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (1900-1933) haben - einer der fruchtbarsten Phasen dieser Tradition, die jedoch gewaltsam beendet wurde. Die Mehrzahl der sozialtheoretischen Emigranten musste wegen ihrer jüdischen Herkunft das Land verlassen, wie auch immer sie sich bislang zu dieser verhalten hatten. Doch in welcher Weise haben solche Identitätskonstruktionen das Denken dieser Sozialtheoretiker beeinflusst?
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In ihrer Theorie globaler Gerechtigkeit hat Iris Marion Young ein Modell von Verantwortung erarbeitet, das sich nicht vergangenheitsorientiert mit der Haftung Einzelner befasst, sondern mit der in sozialen Verbindungen geteilten Verantwortung, der es sich künftig zu stellen gelte. Dieses Modell hat allerdings einen Haken: Wenn diese Verantwortlichkeit schon aus dem Eingebundensein in soziale Strukturen erwächst, kann jede Einzelne sich damit aus der Affäre ziehen, dass sie zwar verantwortlich in, nicht aber für diese Strukturen ist. Wenn man den verschiedenen Verantwortungsmodellen unterschiedliche Pflichten zuordnet (der individuellen Haftungsverantwortung die Pflicht, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen, und der geteilten Verantwortung die Pflicht, künftig gemeinsam hervorgerufenes Unrecht zu vermeiden), bleibt eine Frage offen: Gibt es eigentlich eine Pflicht, die geteilte (von außen zugeschriebene) Verantwortung auch zu übernehmen? Warum soll sich jemand verantwortlich erklären für die Effekte von Strukturen, die er sich gar nicht ausgesucht hat? An dieser Stelle bringt Thomas Nagels Idee politischer Verantwortung weiter: Nagel zufolge sind wir für politische Maßnahmen auch dann verantwortlich, wenn wir sie uns nicht im Einzelnen ausgesucht haben, solange sie in unserem Namen geschehen. Dieses Argument des liberalen Nationalismus lässt sich auf die globale politische Ökonomie übertragen: auch dort nämlich geschehen die meisten Dinge in unserem Namen. Da die Grammatik der "Verpflichtung" in nationaler Politik und globaler politischer Ökonomie Parallelen aufweist, sollten wir auch in Letzterer unsere Verantwortung übernehmen. ; In her Theory of Global Justice, Iris Marion Young has developed a model of responsibility, which is not past-oriented and focused on the liability of individuals. Instead it is about the shared responsibility of socially linked people that we need to meet in future. However, there is one problem: If responsibility stems from being integrated in social structures, then every individual can simply avoid the responsibility by claiming that they may be responsible within, but not for the structures. After allocating different obligations to different responsibilities (individual liability connected to the obligation to amend past injustices; and shared responsibility connected to the obligation to avoid commonly caused injustices in the future), one question remains: Do we really have an obligation to take over shared responsibility ascribed from an external perspective? Why should anyone feel responsible for the effects of structures, which they themselves havent chosen? At this point, Thomas Nagels idea of political responsibility helps: According to Nagel, we are responsible for political measures, even when we have not chosen them individually, as long as they happen in our name. This argument from liberal Nationalism can be transferred to global political economy, as most of the things in economy also happen in our name. As there are parallels between national politics and global political economy, we also should take on responsibility for the latter.
Als Theorie des Guten fordert der Perfektionismus eine gelingende menschliche Entwicklung; als politische Philosophie stellt er Institutionen die Aufgabe, die Entfaltung der Individuen zu ermöglichen. Eine solche Politik steht heute allerdings unter liberalem Generalverdacht. Christoph Henning stellt die Debatten um den Perfektionismus erstmals umfassend dar und zeigt im Rückgriff auf radikale Denker von Jean-Jacques Rousseau bis Thomas Hurka, dass der Perfektionismus als zentraler Bestandteil des Projektes von Freiheit und Gleichheit zu begreifen ist.
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Das intellektuelle Feld der Bundesrepublik in den 1960er und 1970er Jahren war im Positiven wie im Negativen stark durch marxistische Ansätze geprägt. Aus der Perspektive einer Intellektuellensoziologie widmet sich der Beitrag den marxistischen Gesellschaftsentwürfen. Dabei geht es dem Autor nicht darum, den Marxismus als Theorie zu diskreditieren. Vielmehr möchte er diesen Ansatz aus der Gewaltgeschichte der 1970er Jahre lösen und ihn so für die Gegenwart "retten". Der Autor möchte in seinem Beitrag zunächst zeigen, warum der Marxismus eigentlich keine Gesellschaftsentwürfe kennt (I) und wie diese Lücke in den 1960er mit einer "Politik des Subjekts" gefüllt wurde (II), um die es in all den Protesten jener Zeit untergründig auch ging. Erstaunlicherweise ist diese Dimension auch in der Eskalation der 1970er Jahre noch präsent, die im Nachhinein eigentlich erstaunlich ziellos erscheint (III). Ziele lassen sich erst erkennen, wenn man von der eskalierenden Hauptlinie absieht. Gerade die Nebenziele aber waren und sind wohl die erfolgreichere Weiterführung des Geistes der 1960er Jahre (IV). (ICA2)
Das intellektuelle Feld der Bundesrepublik in den 1960er und 1970er Jahren war im Positiven wie im Negativen stark durch marxistische Ansätze geprägt. Aus der Perspektive einer Intellektuellensoziologie widmet sich der Beitrag den marxistischen Gesellschaftsentwürfen. Dabei geht es dem Autor nicht darum, den Marxismus als Theorie zu diskreditieren. Vielmehr möchte er diesen Ansatz aus der Gewaltgeschichte der 1970er Jahre lösen und ihn so für die Gegenwart "retten". Der Autor möchte in seinem Beitrag zunächst zeigen, warum der Marxismus eigentlich keine Gesellschaftsentwürfe kennt (I) und wie diese Lücke in den 1960er mit einer "Politik des Subjekts" gefüllt wurde (II), um die es in all den Protesten jener Zeit untergründig auch ging. Erstaunlicherweise ist diese Dimension auch in der Eskalation der 1970er Jahre noch präsent, die im Nachhinein eigentlich erstaunlich ziellos erscheint (III). Ziele lassen sich erst erkennen, wenn man von der eskalierenden Hauptlinie absieht. Gerade die Nebenziele aber waren und sind wohl die erfolgreichere Weiterführung des Geistes der 1960er Jahre (IV). (ICA2).