Medienmacht und Biotop-Diskurse: Das Gemeinwohl als Herausforderung in einer globalisierten Öffentlichkeit
In: Die amerikanische Regierung gegen die Weltöffentlichkeit?: theoretische und empirische Analysen der Public Diplomacy zum Irakkrieg, S. 39-52
Der Beitrag zeigt, dass und warum die digitalisierte Medienverbreitung das Entstehen einer Weltöffentlichkeit erschwert und durch zielgruppengenaue Ausdifferenzierung eher das Gegenteil - nämlich eine fragmentierte Öffentlichkeit - fördert. Die Vernetzung von Medien, die sich nicht der Bedienung von Partikularinteressen, sondern einer pluralen globalen Öffentlichkeit verpflichtet fühlen, ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass auch unter den Bedingungen des digitalen Zeitalters die hohen Standards von Seriosität, Professionalität und medialem Ethos gewahrt bleiben. Nur so wird gewährleistet, dass z. B. der Vollzug der Hinrichtung Saddam Husseins von keinem großen Sender gezeigt wird - egal, was sich im Internet an "unkontrollierbaren Exzessen" abspielt. Allerdings muss gelten: Im Zweifel für die Freiheit des Internets. Umgekehrt gibt es aber genug Fälle, in denen zweifelsfrei feststeht, was nicht mehr unter diese Freiheit fällt: Kinderpornografie, Gewaltexzesse, eklatante Verletzungen der Menschenwürde. Die leitende Frage, ob es eine World Public Opinion gibt, bzw. in welcher Weise sie als politischer Akteur wünschenswert ist, wird dahingehend beantwortet, dass in der Globalisierung medialer Öffentlichkeit sowohl der Trend zur Polarisierung und Verfestigungen von "Biotopen" liegt, als auch die große Möglichkeit, Brücken zwischen politischen und kulturellen Lagern zu bauen und das Gespräch über die Lösung globaler Zukunftsfragen zu führen. Die konstruktive Seite globalisierter Öffentlichkeit zu mobilisieren, gehört in einem ernsthaften "Dialog der Kulturen" zu den Herausforderungen im digitalen Zeitalter. (ICA2)