The new German federal government wants to replace the unemployment benefit II (Arbeitslosengeld II) with a so-called citizen's income ("Bürgergeld"). In doing so, it needs to make major changes. Measures outlined in the coalition agreement indicate that the existing imbalance in the so called support and claim-approach ("Fördern und Fordern") for the long-term unemployed will be finally readjusted towards supportive policy measures such as training. The reform of the in-work benefit element should aim at supporting sustainable employment subject to social security contributions. However, to live up to its name, the citizen's income must ensure genuine social participation for those receiving the citizen's income.
Das Jahr 2020 stand in Europa im Zeichen der Coronakrise. Die Wirtschaftsleistung brach europaweit in einem noch nie dagewesen Ausmaß ein. Durch an die Krisensituation angepasste und neue Beschäftigungssicherungsprogramme konnte jedoch in den Ländern der Europäischen Union im großen Umfang Beschäftigung gesichert und Schlimmeres verhindert werden. Die Beschäftigungssicherung hat auch einen kurzfristigen Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitskosten in Europa. In Mitgliedstaaten, die in der Krise bei der Beschäftigungssicherung auf Lohnsubventionen setzten, reduzierten sich die Arbeitskosten temporär, während sie sich in Mitgliedstaaten mit Kurzarbeitsprogrammen zeitweilig erhöhten. Wie schon in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 nutzte Deutschland die Kurzarbeit erfolgreich zur Beschäftigungssicherung und reagierte schnell mit erleichterten Zugangsregeln, der Ausweitung der Kurzarbeit und der vollständigen Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge für die Arbeitgeber. Die Kurzarbeit stabilisierte nicht nur die Beschäftigung, sondern auch die Einkommen. Krisenbedingt und geprägt von Beschäftigungssicherungsprogrammen sind die Lohnstückkosten in allen sieben großen Volkswirtschaften der Europäischen Union deutlich gestiegen. In den kommenden Jahren werden sie aber im Zuge des wirtschaftlichen Erholungsprozesses - wie schon nach der letzten großen Krise - wieder spürbar sinken.
"Mit den 2003 eingeführten Minijobs waren die Zielvorstellungen verbunden, näher an die Normalarbeitsverhältnisse heranzurücken, zudem Übergänge zu diesen zu schaffen, aber auch im Unterschied zu den Normalarbeitsverhältnissen so attraktiv für die Arbeitnehmer zu sein, dass damit schattenwirtschaftliche Tätigkeiten abgebaut würden. Trotz des hohen Umfangs an Minijobs scheint man den damit verbundenen Zielen nicht näher gekommen zu sein. Der Beitrag untersucht vergleichbare Instrumente im Vereinigten Königreich und in Frankreich. In beiden Ländern existieren explizite Lohnzuschüsse, die im Unterschied zu Deutschland im Einkommensteuersystem verankert sind, in Kombination mit Förderschwellen und Mindestlöhnen. Die vorliegenden Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Brückenfunktion mit dieser Instrumentenkombination effektiver funktioniert als die Minijob-Regelungen in Deutschland." (Autorenreferat)
"Der Beitrag untersucht mithilfe der WSI-Betriebsrätebefragungen 2009 und 2010 die betrieblichen Muster beim Einsatz von Arbeitszeitkonten während der Großen Rezession. Insgesamt werden drei unterschiedliche Muster des Arbeitszeitkonteneinsatzes bei Betrieben identifiziert, die sich hinsichtlich des Zeitpunktes und der Dauer des Abbaus von Guthaben oder Aufbaus von Zeitschulden unterscheiden. Die größte Gruppe, die 'Langzeitnutzer', hat Zeitguthaben während der Großen Rezession und danach abgebaut. Die 'frühen Kurzzeitnutzer' nutzten Arbeitszeitkonten nur im Zeitraum während der Großen Rezession. Die dritte Gruppe, die 'Spätnutzer', haben Zeitguthaben auf Arbeitszeitkonten nur in der konjunkturellen Erholungsphase abgebaut. Zudem wird gezeigt, dass es Unterschiede zwischen diesen drei Nutzergruppen im Hinblick auf den gewerkschaftlichen Organisationsgrad, die Entwicklung der Auftragslage und des Umsatzes sowie teilweise bei der Zugehörigkeit zu den Wirtschaftsbereichen gibt. Keine bzw. nur geringe Unterschiede ergab die Analyse bei der Betriebsgröße und der Zugehörigkeit der Betriebe zu West- oder Ostdeutschland." (Autorenreferat)
"Der Beitrag zeigt, dass die stabile Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit während der großen Rezession 2008/09 vor allem auf den verstärkten Einsatz intern-numerischer Instrumente sowie das Horten von Arbeitskräften zurückführen ist. Anpassungen des Arbeitseinsatzes durch Variation der Arbeitszeit sind im Prinzip nicht neu. Sie haben als Beschäftigung sichernde Instrumente in konjunkturellen Abschwungphasen Tradition, wie ein Vergleich der aktuellen Wirtschaftsentwicklung mit derjenigen des Konjunkturzyklus 1973/79 verdeutlicht. Gewandelt haben sich aber Art und Bedeutung dieser Instrumente. Aktuell geht der Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens allein auf eine entsprechend gesunkene Arbeitszeit zurück. Den größten Beitrag zur Verkürzung der Arbeitszeit leistet aber keineswegs die Kurzarbeit. Sie hat in den beiden Zyklen eine ähnliche Bedeutung. Es sind vielmehr tarifliche und betriebsübliche Anpassungen. Arbeitszeitkonten und das Horten von Arbeitskräften haben an Bedeutung gewonnen. Umgekehrt hat der Überstundenabbau an Bedeutung verloren. Überraschend ist, dass die gegenüber den 1970er Jahren erweiterten Möglichkeiten extern-numerischer Flexibilität nur relativ mäßig genutzt werden." (Autorenreferat)
Von Mitte der 1990er Jahre bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise fielen die Lohnsteigerungen in Deutschland geringer aus als der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum und erfüllten nicht die Kriterien einer makroökonomisch orientierten Lohnpolitik. Die längerfristige Betrachtung der Lohnstückkosten zeigt, dass sich die Entwicklung der Löhne und damit der Arbeitskosten nach der Finanz- und Wirtschaftskrise normalisiert hat, was die deutsche Volkswirtschaft in den letzten Jahren auf einen ausbalancierteren Wachstumspfad geführt hat und in der aktuellen konjunkturellen Wachstumsdelle gesamtwirtschaftlich stabilisierend wirkt. Dadurch wurde die stark unterdurchschnittliche Arbeitskostenentwicklung der 2000er Jahre zum Teil etwas korrigiert, es besteht aber weiterhin Spielraum nach oben. Eine Erosion oder Gefährdung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist nicht auszumachen. Im Hinblick auf den Abbau der Ungleichgewichte im Euroraum wäre eine noch etwas dynamischere Lohnentwicklung in Deutschland in den letzten Jahren hilfreich gewesen. Zwischen 1994 und 2016 haben die mittleren realen Stundenlöhne in Deutschland nicht mit der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität je Arbeitnehmerstunde Schritt gehalten. Wesentlich zu dieser Entkopplung haben die Inflationsdifferenz zwischen den Konsumenten- und den Produzentenpreisen, der Rückgang der Lohnquote und der Anstieg der Lohnungleichheit beigetragen. ; From the mid-1990s until the financial and economic crisis, wage increases in Germany were lower than the overall cost-neutral scope for nominal pay growth and did not meet the criteria of a macroeconomically oriented wage policy. A longer-term view of unit labour costs shows that wage and labour cost developments have normalised after the financial and economic crisis. This has led the German economy to a more balanced growth path in recent years and is having a stabilising effect on the economy as a whole in the current economic slowdown. As a result, the trend of strongly below-average labour cost growth of the 2000s was partially corrected, but there is still room for improvement. There is no evidence of any erosion or threat to the price competitiveness of German companies. With respect to the reduction of imbalances in the euro zone, an even more dynamic wage trend in Germany in recent years would have been helpful. Between 1994 and 2016, median real hourly wages in Germany did not keep pace with average labour productivity per hour worked. Differences between consumer and producer price inflation, the decline in the wage share and the rise in wage inequality have contributed significantly to this decoupling.
Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeitskosten und der Lohnstückkosten in Europa. In dieser aktuellen Auswertung wird zunächst die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, dem privaten Dienstleistungssektor und dem Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern, dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. Zudem wird die Entwicklung der Arbeitskosten im öffentlichen Dienstleistungssektor aufgezeigt. Im Anschluss daran wird – unter Berücksichtigung der Arbeitsproduktivität – die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht. Im Jahr 2013 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 31,3 Euro. Wie im Vorjahr belegt Deutschland damit im europäischen Länderranking den achten Platz. Mit einer Veränderungsrate von 1,4% war die Arbeitskostenentwicklung 2013 schwach und lag nur knapp über dem europäischen Durchschnitt. Nach einem starken Anstieg im Jahr 2012 waren die deutschen Arbeitskosten im privaten Dienstleistungssektor in Höhe von 28,7 Euro 2013 wieder unterdurchschnittlich gestiegen und auch deutlich schwächer als im Verarbeitenden Gewerbe. Dabei liegen sie schon um rund ein Fünftel unterhalb der Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe. Die Krisenländer haben ihre Arbeits- und Lohnstückkosten in den letzten Jahren teilweise in dramatischer Weise bereits soweit nach unten korrigiert, dass sie mit der Zielinflationsrate der EZB von mittelfristig knapp 2 % kompatibel sind. Dagegen müssten die Löhne in Deutschland über mehrere Jahre hinweg um mehr als 3 % zulegen, um so den Anpassungsprozess der Krisenländer zu unterstützen und Deflationsgefahren im Euroraum zu begegnen. ; Based on data from Eurostat the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, and disaggregated for private services and manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. Furthermore, labour cost trends in public services are presented. In addition, allowing for labour productivity, the development of unit labour costs in Europe is analysed.In 2012 the hourly labour cost in the German private sector averaged 31.3 euro. Just like in the previous year, the German economy is in eighth position in the ranking of EU countries. With an annual rate of change of 1.4% the rise in labour costs in the German private sector was weak and only slightly above the European average. After a strong increase in 2012, German labour costs in private services, which averaged 28.7 Euro in 2013, grew at a slower rate than the European average and significantly slower than in manufacturing. Yet hourly labour costs in private services are already around one fifth lower than in manufacturing industry.In recent years the so called European crisis countries decreased their labour and unit labour costs so much that in the medium run they are compatible with the ECB's inflation target of slightly below 2% per annum. However, wages in Germany need to increase by more than 3 % per annum for an extended period to support the ongoing economic adjustment processes in these countries and to counter the risk of deflation in the Eurozone.