"Mit dem Rückgang einfacher Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe haben sich beschäftigungspolitische Überlegungen, wie die Arbeitsmarktintegration von gering Qualifizierten verbessert werden kann, auf den Dienstleistungssektor verlagert. Der vorliegende Beitrag analysiert auf der Basis quantitativer und qualitativer Untersuchungen, inwiefern hier tatsächlich Arbeitsplätze entstehen, die auch formal gering Qualifizierten offen stehen. Für die letzten Jahre können zwar Dienstleistungsberufe identifiziert werden, in denen die Beschäftigung gering Qualifizierter leicht zugenommen hat, aber dies hat die Beschäftigungsverluste in anderen Bereichen nicht kompensieren können. Eine Ursache hierfür besteht darin, dass Positionen, die in der Vergangenheit Beschäftigungschancen für gering Qualifizierte geboten haben, in zunehmendem Maße von formal Qualifizierten besetzt werden. Qualitative Analysen der Rekrutierungsstrategien von Unternehmen beleuchten die Hintergründe der zunehmenden Konkurrenz gering Qualifizierter mit Qualifizierten und anderen Personengruppen. Offenbar ist dieser Trend u.a. darauf zurückzuführen, dass die Anforderungen für 'einfache' Dienstleistungstätigkeiten häufig keineswegs gering sind." (Autorenreferat)
Inhaltsverzeichnis: 1 Einleitung; 2 Was ist überhaupt prekäre Beschäftigung?; 3 Zur Entwicklung atypischer Beschäftigung; 4 Atypische Beschäftigungsformen und ihre spezifischen Risiken; 4.1 Minijobs und sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung; 4.2 Leiharbeit; 4.3 Befristete Beschäftigung; 5 Zusammenfassung und Perspektiven.
Im Zentrum der vorliegenden Kurzfassung des ersten Jahresberichtes stehen die Ergebnisse einer Online-Befragung der Personen, die bei den SGB II-Trägereinheiten für Chancengleichheit, Gleichstellung oder Gender Mainstreaming zuständig sind. Die Befragung diente in erster Linie dem Ziel, ein Bild vom Ausmaß der konzeptionellen, organisatorischen und personellen Verankerung des Gleichstellungszieles zu erhalten. Darüber hinaus enthält der Bericht eine erste geschlechterdifferenzierende Bestandsaufnahme des Leistungsbezugs im SGB II auf Basis von öffentlich zugänglichen Statistiken und Befragungsergebnissen. Neben dem Umfang und der Zusammensetzung der Bezieher/innen von Grundsicherungsleistungen nach SGB II wird analysiert, inwieweit geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Arbeitslosigkeit, die Abgangsdynamik, die Erwerbstätigkeit und die Maßnahmeteilnahme festzustellen sind.
Die Untersuchung zeigt, dass Ansätze zur Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsmarkt in der bisherigen Umsetzungspraxis des SGB II eine geringe Rolle spielten. Trotz anhaltender geschlechtsspezifischer Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt existierte nur eine insgesamt schwach ausgeprägte gleichstellungspolitische Steuerung, der zudem Rahmenbedingungen (u. a. knappe personelle Ressourcen und Priorisierung von Effektivitäts- und Effizienzzielen) gegenüber standen, die dem Nachteilsausgleich auf operativer Ebene enge Grenzen setzten. Positive Beispiele beruhten oft auf dem Engagement einzelner Fach- und Führungskräfte oder externen Anstößen. Durch ein insgesamt stärkeres Fördern und Fordern von Männern wurden damit tendenziell eher tradierte Rollenmuster und geschlechtsspezifische Integrationswege stabilisiert, statt diesen aktiv entgegen zu wirken.