Armut in Ostdeutschland
In: Arm dran: Armut, sozialer Wandel, Sozialpolitik, S. 77-86
Nach der Wende haben sich für die Bevölkerung der der ehemaligen DDR durch den Strukturwandel grundlegende Veränderungen ergeben, charakterisiert durch Verschlechterungen der Lebenslagen und einen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosenzahlen von 240.000 im Jahre 1990 auf 1,15 Millionen Arbeitslose im November 1993. Ausgehend von der Vermutung, daß etwa 342.000 Menschen in den neuen Bundesländern unterhalb der Sozialhilfeschwelle liegen, aber keine Unterstützung in Anspruch nehmen, untersucht der Beitrag auf der Basis der Sozialhilfestatistik 1991 die Ursachen von Armut und des Armutspotentials. Die Ursachenanalyse gibt Anlaß zu der Befürchtung, daß ein Ansteigen des Sozialhilfeniveaus abzusehen ist. Zu den vordringlichsten sozialpolitischen Aufgaben zählen neben der Aufklärung über Ursachen und Folgen der Armut sowie der Schaffung eines öffentlichen Bewußtseins für notwendige politische Maßnahmen der Abbau der Massenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland, die grundlegende Reform der Sozialhilfe zu einer bedarfsorientierten Grundsicherung, die Beseitigung der Wohnungsnot, die Verbesserung der Kinderbetreuung und der Ausbau der Schuldnerberatung. (ICH)