In: Discussion paper / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, 99,101
In: Discussion paper / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, 96,101
In den 80er und 90er Jahren kam es in Frankreich im Rahmen der Berufsausbildung zu zwei wesentlichen Veränderungen. Einerseits sind die Kompetenzen bei der Regulierung beruflicher Qualifizierung weitgehend von der zentralstaatlichen auf die regionale Ebene übergegangen. Andererseits wurden mit dem Ziel einer besseren Eingliederung Jugendlicher in den Arbeitsmarkt die Unternehmen veranlaßt, Jugendliche auf der Basis von alternierenden Verträgen einzustellen, die einen Wechsel zwischen Arbeitsphasen im Betrieb und Qualifizierungsphasen vorsehen. Fallbeispiele aus der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur zeigen, daß es in den Unternehmen zu einer Diversifizierung der Berufsausbildungsstrategien mit einem stärkeren Gewicht auf alternierenden Ausbildungsformen kommt. Damit verbunden ist eine Zunahme betrieblicher Regulierung bei der beruflichen Qualifizierung. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, daß in Frankreich der prägende Einfluß des allgemeinen schulischuniversitären Bildungssystem für betriebliche Qualifizierungsprozesse abnimmt. ; During the 1980s and 90s, in France two major changes occurred in the area of occupational training. First, the responsibilities for the regulation of occupational qualifications in France were largely transferred from the central to regional governments. Secondly, in order to foster the integration of young people into labour market, companies were given incentives to employ young people on the basis of alternating contracts. Under such contracts employees divide their time between work in the company and training. Examples from the southern French region of Provence-Alpes-Côte d'Azur demonstrate a diversification of the vocational training strategies coupled with an emphasis on alternating occupational training within companies. One result of these new strategies in training is an increase in the company regulation of vocational training. At the same time, the results of the study suggest that the influence of the state-run education and training system on human resource management of French companies is declining.
Trotz der Internationalisierung der Finanzmärkte variieren in Deutschland und Frankreich die Beziehungen zwischen Kreditinstituten und kleinen bzw. mittelständischen Unternehmen (KMU). Während in Deutschland das 'Hausbanksystem' mit längerfristigen Beziehungen zwischen Banken und KMU dominiert, wird in Frankreich das Verhältnis als 'Lieferanten (Fournisseur)-Beziehung' von Finanzprodukten klassifiziert. Wie lassen sich diese Unterschiede erklären? In der vorrangig empirisch ausgerichteten Arbeit werden in einem ersten Schritt die jeweiligen Kontextbedingungen (Staatliche Regulierungen, öffentliche Förderung, Strukturen der Finanzsysteme und der Unternehmen) untersucht. Im Mittelpunkt der Studie steht dann aber die Analyse der Organisations- und Arbeitsstrukturen sowie der Personaleinsatzstrategien in den Kreditinstituten der beiden Länder. Die Organisations-, Arbeits- und Personalstrukturen tragen in mehrfacher Hinsicht zur Aufrechterhaltung der Hausbank- bzw. Fournisseur-Beziehung zwischen Banken und KMU bei. In Deutschland signalisiert die Einbeziehung betriebswirtschaftlicher Aspekte in die Kreditentscheidung eine größere Fachkompetenz, der interne Aufstieg gewährleistet mehr betriebliche Praxiserfahrung und die längere Verbleibdauer der Kundenberater ermöglicht eine längerfristige, persönliche Betreuung. In Frankreich hingegen wirkt die Ausrichtung der Kreditentscheidung auf finanzielle Informationen, die Rekrutierung sehr junger, vorwiegend bankfachlich qualifizierter Hochschulabsolventen der Entwicklung einer dauerhafteren, partnerschaftlicheren Beziehung zu KMU ebenso entgegen wie der häufige Betreuerwechsel und die damit verbundenen Informationsverluste. Für Bankmanager, Politiker und Wissenschaftler heißt dies: Trotz der in beiden Ländern im Zuge der Binnenmarktintegration zu beobachtenden Reorganisation des Bankensektors bestehen kaum Anzeichen für eine Konvergenz. Die Komplexität der institutionellen und innerorganisatorischen Bedingungen zeigt vielmehr, daß der Übertragbarkeit länderspezifischer Modelle der Beziehung zwischen französischen Banken und KMUs enge Grenzen gesetzt sind. ; Despite the internationalization of financial markets the relations between banks and small and medium-sized enterprises (SMEs) are very different in France and Germany. In Germany the 'Hausbank' system with long-term relations between banks and SMEs is dominant, whereas in France the relationship is characterized as one of 'suppliers' (fournisseur) of financial products. How are these differences explained? This empirical study examines first the contextual conditions: regulation, public measures, and the structures of finance systems and firms. Next, and at the centre of this study, the paper analyses the organization and work structures and the personnel policies in the credit institutions in both countries. The organizational, labor and personnel structures contribute in many regards to the reproduction of the 'Hausbank' respectively 'fournisseur' relationship. In Germany, the integration of micro-economic criteria in credit decisions implies a larger professional competence, internal career tracks assure more firm-level practical experience, and the longer tenure of the customer advisor allows for longerterm, personal consultancy. In France, in contrast, the concentration on financial information in credit decisions, the recruitment of very young high school graduates with a primarily bank-oriented education, as well as the frequent changes of customer advisors and the concurrent loss of information, work against a long-term, partner-like relationship with the SME. For bank managers, politicians and social scientists this implies therefore that, despite the reorganization of the banking sector in both countries as a consequence of European integration, there are hardly any signs of convergence. The complexity of the institutional and internal characteristics demonstrates instead that the transferability of national models of relationships between banks and SMEs has very strict limits.
Deregulation of financial systems, internationalisation of financial markets and globalisation of product markets have led to considerable changes in the institutional and economic environment of banks and small and medium sized enterprises (SMEs). In this paper we examine the impact of these overall changes on the evolution of the exclusive "Hausbank"-relationship in Germany and the loose "fournisseur" (supplier) relationship in France. The cross-country comparison is informed by theoretical concepts which stress the social embeddedness of economic action. It aims at developing a more dynamic approach by first, looking at changes in the institutional framework; secondly, examining banks' and SMEs' financing behaviour; and thirdly, analysing how the main actors - state, banks and SMEs - have mutually influenced each other's strategies and behaviour. The results show that internationalisation and globalisation impact differently on the bank-company relationship depending on the historical legacy, the socio-economic conditions and the mutual relationships between the main actors in each country. ; Die Deregulierung der Finanzsysteme, die Internationalisierung der Finanzmärkte und die Globalisierung der Produktmärkte haben die institutionellen Umfeldbedingungen von Banken sowie Klein-und Mittelunternehmen (KMU) verändert. In dieser Studie werden die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Entwicklung der "Hausbank"-Beziehung in Deutschland und der "Fournisseur-" (Lieferanten-) Beziehung in Frankreich untersucht. Dem Ländervergleich liegen dabei theoretische Konzepte zugrunde, die die "soziale Einbettung" ökonomischen Handelns betonen. Ziel der Autoren ist es, den Aspekt der Dynamik in diesen Ansätzen weiterzuentwickeln: In einem ersten Schritt werden die Veränderungsprozesse im institutionellen Kontext aufgezeigt; in einem zweiten Schritt wird das Finanzierungsverhalten der Banken und der Unternehmen untersucht; und schließlich wird in einem dritten Schritt analysiert, wie die Hauptakteure - Staat, Banken und KMUs - sich gegenseitig in ihren Strategien und Verhaltensweisen beeinflussen. Die Ergebnisse verdeutlichen, daß Internationalisierung und Globalisierung unterschiedliche Auswirkungen auf die Bank-Unternehmens-Beziehung haben und daß diese von dem "historischen Erbe", den sozio-ökonomischen Bedingungen und den gegenseitigen Beziehungen zwischen den wesentlichen Akteuren in jedem Land abhängig sind.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, Band 99-101
"In den 1990er Jahren haben im deutschen und französischen Kreditgewerbe Restukturierungsempfehlungen international agierender Unternehmensberatungen Konjunktur. Der wohl prominenteste dieser Managementansätze firmiert unter der Bezeichnung Lean Banking und basiert auf einer vermeintlich produktiveren Bankorganisation in Japan, Großbritannien und den USA. Vorliegende Studien weisen darauf hin, daß die Konzepte der Unternehmensberater eine gewisse Relevanz bei betrieblichen Reorganisationen erlangen, da ihnen eine orientierende und legitimierende Funktion als Unternehmensleitbild zukommt, obwohl sie keinen 'Königsweg' markieren. In diesem Beitrag wird die empirische und konzeptionelle Tragfähigkeit solcher Managementansätze kritisch untersucht. Problematische Produktivitätsmessungen und eingeschränkt aussagekräftige Indikatoren sowie die fehlende Berücksichtigung länderspezifischer Funktionen von Filialnetzen, Bankensystemen und Arbeitsmarktkonstellationen liefern Argumente, die gegen eine universelle Entwicklungslogik betrieblicher Organisation von Lean Banking und vergleichbaren Konzepten sprechen. Für deutsche und französische Kreditinstitute ist im derzeitigen Reorganisationsprozeß folglich auch nicht von der Herausbildung eines einheitlichen 'Banking-Modells' auszugehen." (Autorenreferat)