Zwischen Konformität und Widerstand: Welche Möglichkeiten haben Organisationen im Umgang mit neuen (Umwelt-)Anforderungen?
Anliegen der Dissertation ist es, die Universitäten im Kontext der hochschulpolitischen Reformdiskus-sionen der 1990er Jahre aus einer organisationssoziologischen Perspektive zu untersuchen und dabei zu fragen, wie sie im Spannungsfeld von extern an sie herangetragenen Erwartungen und organisati-onsinterner Eigenlogik mit neuen Anforderungen umgehen. In diesem Sinne wird aus organisations-soziologischer Perspektive aufgezeigt, inwieweit hochschulpolitische Anforderungen in Universitäten eine Wirkung zeigen. Zum einen werden hier die hochschulpolitischen Anforderungen (und hier insbe-sondere die Einführung von Global-/Programmhaushalten), die in Form institutionalisierter Erwartun-gen an die Hochschulen herangetragen werden, näher betrachtet. Zum anderen wird auf die Universi-täten abgestellt, die sich diesen Erwartungen in irgendeiner Art und Weise stellen müssen, um weiter-hin Ressourcen und Legitimation zu bekommen. Eine solche Betrachtungsweise geht davon aus, daß Organisationen - und somit auch Universitäten - ihre Umwelten gestalten und aktiv mit neuen Anforde-rungen umgehen. Sie können nicht als passive Gebilde betrachtet werden, die widerstandslos neue Anforderungen aus ihren Umwelten aufnehmen und entsprechend umsetzen. Ausgangspunkt dieses Interesses an (möglicherweise) extern induzierten organisationalen Wandlungsprozessen bildet die vor allem in neo-institutionalistischen Ansätzen thematisierte Frage danach, wie und warum Organisa-tionen in bezug auf veränderte Umweltanforderungen agierend und reagierend neue formale Struktu-ren und Prozesse einführen – und zwar z.T. unabhängig davon, welche Wirkungen diese auf die or-ganisationalen Handlungen und Ergebnisse haben. Vor diesem Hintergrund steht die Frage danach im Mittelpunkt, inwiefern institutionalisierte Erwartungen durch die Universitäten aktiv be- und verarbei-tet werden und unter welchen Prämissen über den Umgang mit diesen neuen Anforderun-gen/Vorgaben entschieden wird. Die Arbeit sucht die dabei zu beobachtenden Entscheidungsalterna-tiven im Spannungsfeld zwischen institutionalisierten hochschul- und finanzpolitischen Anforderungen auf der einen und der organisationseigenen Dynamik von Universitäten auf der anderen Seite unter Rückgriff auf neo-institutionalistische und systemtheoretische Konzepte zu erfassen. Rekurriert wird in diesem Zusammenhang vor allem auf die in organisationstheoretischen/-soziologischen Ansätzen (wie bspw. Neo-Institutionalismus, Ressourcen-Abhängigkeits-Ansatz, Evolutionstheorie) und die in der Systemtheorie thematisierte Frage nach den Beziehungen zwischen Organisationen und ihren Umwel-ten, die sich nicht zuletzt durch extern formulierte Reformanforderungen an Organisationen äußern und analysiert die daraus resultierenden organisationalen Entscheidungsalternativen der Universitä-ten. Diese Entscheidungsalternativen werden anhand einer qualitativen Analyse (explorative Inter-views) der Reform des Haushalts- und Rechnungswesens am Beispiel von drei hessischen Universitä-ten illustriert.