Show and Tell - Die and Talk: Aspekte der Kriegsberichterstattung in einer Arbeit von Jeff Wall
In: Kriegskorrespondenten: Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft, S. 359-373
Der Beitrag befasst sich mit künstlerischen Auseinandersetzungen mit Krieg und analysiert das Werk "Dead Troops Talk", ein Cibachrome des kanadischen Künstlers Jeff Wall. Dieses reflektiert auf eindringliche und differenzierte Weise Deutungs- und Wahrnehmungsprozesse des Krieges, wie sie auch von Kriegskorrespondenten immer wieder durchlaufen werden. Zur Produktion eines Cibachromes werden Szenen und Settings fotografiert, teilweise aus kunsthistorischen Zusammenhängen zitiert, collagenhaft montiert und schließlich in einem an Werbemittel erinnernden Leuchtkasten präsentiert. Das Cibachrome "Dead Troops Talk" ist das Ergebnis eines Produktionsprozesses, in dem Jeff Wall den dreidimensionalen Raum bearbeitet. In einer künstlich hergestellten Kulisse werden geschminkte und kostümierte Figuren arrangiert und in Pose gebracht. "Im Tableau vivant und in der Aufnahme der 'Dead Troops' findet Theater auf seine Bildhaftigkeit reduziert statt." Das Kunstwerk hat mit anderen Kriegsbildern gemein, dass es nichts erklärt. Die gegenwärtige Wahrnehmungsqualität von Kriegsberichterstattung ist dadurch charakterisiert, dass auf der Oberfläche eines aus sich heraus leuchtenden Computer- oder Fernsehbildschirms zu sehen ist, was eine "Vision von Krieg" heißen könnte. In diesem Sinne liefert das Kunstwerk ein überhöhtes Abbild der Wirklichkeit der gegenwärtigen Kriegsberichterstattung. (RG)