Der Text richtet sich gleichermaßen an Studierende und Lehrende sozialwissenschaftlicher Fächer. Das Augenmerk liegt auf dem Problem, wie es gelingen kann, dass Studierende eine adäquate Fragestellung für eine schriftliche Arbeit, die sie in ihrem Studium schreiben sollen, entwickeln können - eine Fragestellung, die sowohl orientierend als auch motivierend ist. Der Vorschlag ist, sich über Vorgänge zu "erstaunen" (Max Weber), denen man im eigenen Alltag begegnet - oder die diesen sogar bestimmen. Es geht dann darum, Themen nicht nur zu entdecken, sondern sie auf ein bearbeitbares Rätsel zuzuschneiden.
Gewalt ist ein soziales Ereignis, das alltäglich ist, auch wenn sich Regionen der Welt mitunter massiv in ihren Gewaltniveaus unterscheiden. Und doch wird Gewalt – zumindest in den westlichen Gesellschaften – als Rätsel oder exotisches Geschehnis wahrgenommen, mit Auswirkungen, die selbst noch in den Sozialwissenschaften zu beobachten sind. Denn die Gewaltforschung tut sich einigermaßen schwer, Gewalt zu erklären, wenn nicht sogar der Versuch der Erklärung dezidiert zurückgewiesen wird. Erklärungen, die jeweils bei den Motiven von Akteuren, bei situativen Interaktionsdynamiken oder gesellschaftlichen Bedingungskonstellationen ansetzen, können allein nicht überzeugen. Die Autoren schlagen vor, an prozessualen Erklärungen von Gewalt zu arbeiten, die den Blick auf die Vorgänge der Verursachung richten, um so der wissenschaftlichen Diskussion um Gewalt einen neuen methodischen Impuls zu geben.
Du brennst für sozialwissenschaftliche Fächer? Wir auch! Du befindest dich am Anfang oder inmitten deines Studiums und suchst nach universellen Antworten auf die ganz praktischen Fragen des Studierens? Wir haben die Lösung! Auf spielerische Art und Weise widmen sich die Beiträge dieses Buches dem Thema 'Studium' aus soziologischer Perspektive. Dabei werden die vielen verschiedenen Themenbereiche mit viel soziologischem Feingefühl und einer guten Brise Humor in den Blick genommen: Warum gibt es in Seminaren immer diese vorlauten Typen und wie geht man am besten mit ihnen um? Warum lohnt es sich, an unbekannte Orte zu gehen, um auf neue Ideen zu kommen? Wie finde ich eine passende Fragestellung für meine Studienarbeit? Jeder Essay des Buches adressiert im Kern ein anderes praktisches Problem und verhilft so zu einer fundierten Lösungsfindung. Die soziologisch inspirierten Tipps und Tricks regen zum Nachdenken an, ohne dass die Autorinnen und Autoren besserwisserisch den Zeigefinger erheben. Denn studieren soll Spaß machen und zum Nachdenken anregen – die Beiträge dieses Bandes bieten hierfür die nötige Navigationshilfe.
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Cover -- Titelseite -- Impressum -- Inhaltsverzeichnis -- 1. Gewalt erklären? Zur Einführung -- Macron, die Gelbwesten und der Tod - oder: Die Alltäglichkeit und Problematik von Gewalterklärungen -- Das Anliegen des Buches - und vier Thesen -- Das wissenschaftstheoretische Desinteresse der Gewaltforschung … -- … und seine Gründe -- Die Gewaltforschung als Ökologie - und ihre Heuristiken -- 2. Konstruktion und Kausalität: Prämissen systematischer Rekonstruktion -- Gegen eine vorschnelle Verabschiedung kausalen Erklärens -- Für ein weites Verständnis von Erklären -- 3. Kausale Heuristiken der Gewaltforschung - und ihre Probleme -- Motive - oder: Warum übt jemand Gewalt aus? -- Gewaltableitungen und Motivzuschreibungen -- Das leidige Thema der Motivrekonstruktion -- Situationen - oder: Wo und wann entsteht Gewalt? -- Das Problem der Interaktionszentrierung -- Die Performativität der Situation - und darüber hinaus! -- Konstellationen - oder: Welche sozialen Bedingungen ermöglichen Gewalt? -- Das Problem der Metapheritis - Von Gewaltmärkten und Gewalträumen -- Organisation und Gewalt -- Die Zirkularität der Heuristiken -- 4. Der Mikro-Makro-Link als Sackgasse -- Mikro, Makro, Migräne -- Sozialtheoretische Alternativen - gesucht, aber nicht gefunden -- Mikro ohne Makro? Die Theorie der Interaktionsritualketten -- Institutionentheorie als Ausweg? -- 5. Temporalität und Timing: Grundzüge prozessualen Erklärens von Gewalt -- Sensibilisierende Konzepte prozessualen Erklärens von Gewalt: Transitivität, Generalität, Indexikalität und Historizität -- Die Transitivität von Ereignissen -- Generalität von Deutungen, Bewertungen und Erwartungen -- Indexikalität von Situationselementen und die Historizität von Individuen -- Voraussetzungen temporaler Analyse -- Entdeckende Prozesssoziologie als Methode - oder: Gewaltsoziologie jenseits von Mikro und Makro.
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Gewalt ist ein soziales Ereignis, das alltäglich ist, auch wenn sich Regionen der Welt mitunter massiv in ihren Gewaltniveaus unterscheiden. Und doch wird Gewalt - zumindest in den westlichen Gesellschaften - als Rätsel oder exotisches Geschehnis wahrgenommen, mit Auswirkungen, die selbst noch in den Sozialwissenschaften zu beobachten sind. Denn die Gewaltforschung tut sich einigermaßen schwer, Gewalt zu erklären, wenn nicht sogar der Versuch der Erklärung dezidiert zurückgewiesen wird. Erklärungen, die jeweils bei den Motiven von Akteuren, bei situativen Interaktionsdynamiken oder gesellschaftlichen Bedingungskonstellationen ansetzen, können allein nicht überzeugen. Die Autoren schlagen vor, an prozessualen Erklärungen von Gewalt zu arbeiten, die den Blick auf die Vorgänge der Verursachung richten, um so der wissenschaftlichen Diskussion um Gewalt einen neuen methodischen Impuls zu geben.
Gewalterfahrungen sind auch in der heutigen Gesellschaft keine Einzelfälle, der "Traum von der gewaltfreien Moderne" (Hans Joas) gleicht weiterhin einem Trugbild. Es steht gleichwohl für das "Vertrauensmodell der Moderne" (Jan Philipp Reemtsma). Die moderne Gesellschaft basiert auf der wechselseitigen, im sozialen Umgang äußerst wirksamen Unterstellung, dass Menschen in pazifiziert geltenden Weltregionen nicht mit Gewalttätigkeiten rechnen müssen, wenn sie einander begegnen. Das Modell stiftet eine wirksame Fiktion, wie die soziale Welt beschaffen ist. Die Frage ist allerdings, auf wen sich das Wir dieser Wirklichkeitsauffassung eigentlich (noch) erstreckt. Spektakuläre Aufdeckungen sexuellen Missbrauchs in der Filmbranche, in Kirchen oder im Leistungssport sowie weltweit beachtete Brutalitäten wie die tödliche Festnahme von George Floyd haben allen, die es sehen, hören und lesen wollten, die sozialen Unterschiede vor Augen geführt, die es mit Blick auf ein scheinbar alltagstaugliches Vertrauen in gewaltlose Begegnungen gibt. Damit eng verknüpft stellt sich die gewichtige Frage, welche Ereignisse und Erlebnisse als Gewalt gelten können und sollen. Insbesondere die Soziologie hat in diesem Zusammenhang mehr denn je mit den Fragen zu ringen, inwiefern sie der Vorstellung einer fortschrittlichen Moderne nach wie vor verhaftet ist, und welche Möglichkeiten und Grenzen, diese Vorstellung zu überwinden, sich angesichts neuerer Theorieentwicklungen wie virulenter empirischer Phänomene abzeichnen. - Das Themenheft "In Gewalt verstrickt" zielt darauf ab, diese grundlegende Debatte aufs Neue für die Gewaltthematik zu sensibilisieren. Die mittlerweile jahrzehntealte Intuition, dass soziologische Analysen, die Situationen grundlegender gesellschaftlicher Verunsicherung deuten, über Gewalt kaum schweigen können, ist aktueller denn je.
Mit dem Begriff der »Unterwachung« meinte Niklas Luhmann, im Gegensatz zur Mikropolitik, die Beeinflussung des eigenen Vorgesetzten »im Sinne der Sache«.Der Artikel stellt das Konzept anhand des Raketeningenieurs Roger Boisjoly vor, der vergeblich versucht hatte, den Absturz der Challenger bis kurz vor ihrem Start zu verhindern. Der Fall ist nach Erfahrung der Autoren sehr gut geeignet, um die Grundzüge des Unterwachens in Weiterbildungsformaten zu diskutieren.
In dieser Einleitung für das Themenheft "Von einsamen Wölfen und ihren Rudeln: Zum sozialen Phänomen des Einzeltäters" geht es uns vor allem um eine nüchterne Betrachtung des Phänomens. Die wissenschaftlichen Bemühungen, die soziale Dynamik dieser Form von Gewalttaten präzise zu erfassen, stehen erst am Anfang. Spektakuläre Thesen behindern unter diesen Umständen eher ein tiefergehendes Verständnis, als es zu fördern. Denn gerade wenn man Einzeltäter und ihre Taten als soziales Phänomen zu begreifen sucht, geben sie der Forschung Rätsel auf: Warum handeln die Angreifer als Einzelne, wenn sie doch Kontakte zu radikalen Netzwerken und Milieus unterhalten? Wie sind sie in echte oder virtuelle Gemeinschaften eingebunden? Welche Identitäten bilden sie aus und inwiefern erweisen sich diese unter Umständen als handlungsleitend? Auf welche Weise sind die Angreifer während ihrer Attacken womöglich mit realen oder imaginierten Personenkreisen verstrickt, denen sie sich zugehörig wähnen und in deren Dienst sie sich stellen? Wie hängen einzelne Attacken - vermittelt über bestimmte Personen oder Symbole - miteinander zusammen und welche Rolle spielen derartige Verbindungen für die Motivation der Täter oder den Hergang der Tat? Kurzum: Worin liegt der genuin soziale Charakter eines Phänomens, bei dem einzelne Personen augenscheinlich allein agieren, sich selbst aber als Teil eines sozialen Zusammenhangs begreifen?