Sachsen hat den Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in den 1990er-Jahren nicht schlechter, aber auch nicht besser bewältigt als die anderen ostdeutschen Bundesländer. Der wirtschaftliche Aufstieg Sachsens zum selbst ernannten Klassenprimus in Ostdeutschland ging vor allem auf Kurt Biedenkopfs Imagepolitik zurück und wirkt lange nach. Das Bild einer Staatsregierung, die vermeintlich alles im Griff hatte, passte nicht zu dem politischen Kräftefeld, in dem sich der Freistaat gegenüber der Bundesregierung und der Treuhandanstalt bewegte. Dierk Hoffmann untersucht die Kommunikations- und Privatisierungsstrategien der Landesregierung in Dresden sowie den Aushandlungsprozess bei der Privatisierung sächsischer Betriebe. Und er zeigt, wie Biedenkopf seine neoliberalen Leitbilder dem Transformationsprozess anzupassen versuchte.
Otto Grotewohl kommt in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung eine Schlüsselposition zu. Der Sozialdemokrat wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Zwangsvereinigung von SPD und KPD mit, obwohl er ein solches Projekt anfangs abgelehnt hatte. Außerdem segnete er die innerparteiliche Verfolgung ehemaliger Sozialdemokraten sowie die Transformation der SED in eine kommunistische Kaderpartei ab. Grotewohls Wandlung vom Kritiker zum Befürworter der Zwangsvereinigung, die zur Beseitigung der SPD in der SBZ/DDR führte, und zum linientreuen Parteisoldaten lässt sich jedoch nur dann verstehen, wenn sein Aufstieg in der Weimarer Republik, seine Erfahrungen in der NS-Zeit sowie sein politisches Handeln nach 1945 eingehend analysiert werden. In Dierk Hoffmanns Biographie werden Zwangslagen und Handlungsspielräume des Politikers, der in der zweiten deutschen Diktatur zum Ministerpräsidenten aufstieg, sein persönliches Versagen und seine politische Verstrickung lebendig.
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Der Untergang des Deutschen Reiches bedeutete zugleich eine Übertragung der Herrschaft auf die vier Siegermächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich, von deren Willen fortan die Zukunft Deutschlands abhing. Erst mit der doppelten Staatsgründung 1949 wurden den Deutschen diesseits und jenseits des "Eisernen Vorhangs" weitreichende Kompetenzen auf zentralstaatlicher Ebene zugewiesen, obwohl die beiden jungen Staaten damit keine vollständige Souveränität erhielten. Zentrale Debatten der Geschichtswissenschaft zu dieser Epoche beschäftigten bereits die Zeitgenossen nachhaltig: die Frage nach Kontinuität und Wandel ("Stunde Null"), Vergangenheitsbewältigung und Vergangenheitspolitik, Hegemonie und Autonomie der beiden deutschen Nachkriegsstaaten im Kalten Krieg, die Probleme der "Zusammenbruchgesellschaft" (Christoph Kleßmann), die Entscheidung zugunsten von Markt- bzw. Planwirtschaft sowie der Weg zur doppelten Staatsgründung. Dierk Hoffmann stellt die damit verbundenen Forschungsdebatten anschaulich vor und skizziert zugleich die Desiderate der Forschung.
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Die friedliche Revolution von 1989 und die Vollendung der deutschen Einheit ein Jahr später brachten nicht nur die lang ersehnte Freiheit von der SED-Diktatur und die Vereinigung des geteilten Deutschlands. Zu den Gewinnern in materieller Hinsicht gehörten vor allem die ostdeutschen Rentner, denn deren Renten stiegen von durchschnittlich 475 DM (Ost) im Juni 1990 binnen vier Jahren um nominell mehr als das Zweieinhalbfache auf 1.214 DM. Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank lagen die Renten 1994 in den neuen Bundesländern im Durchschnitt bei den Männern bei 88,5 Prozent und bei den Frauen bei 128 Prozet der Renten in den alten Bundensländern.
Main description: Die Arbeitskräftelenkung war ein immanenter und zentraler Bestandteil der Planwirtschaft in der SBZ/DDR. Der Übergang vom System der kriegsbedingten Zwangsbewirtschaftung zur Zentralverwaltungswirtschaft vollzog sich nicht geradlinig und nicht sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Trotz einiger grundlegender Entscheidungen (Bodenreform, Sequestrierung und "Industriereform") entwickelte sich erst im Verlauf der fünfziger Jahre ein komplexes und ausdifferenziertes Steuerungssystem für die ostdeutsche Wirtschaft. Die vorliegende Studie zeichnet diesen Prozess unter erstmaliger Auswertung zentraler Aktenbestände nach.
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Main description: In der Bundesrepublik wurde eine längere Phase des Desinteresses, wenn nicht gar der Tabuisierung bereits im Laufe der achtziger Jahre durch neue wissenschaftliche Anstrengungen durchbrochen, die insbesondere den westdeutschen Gründungs-"Mythos der schnellen Integration" zu differenzieren trachteten. Ebenso kam es zu Versuchen der Geschichtswissenschaft der DDR, die totalitäre Form der Tabuisierung der "Umsiedler"-Integration aufzulockern, wobei man jedoch bis 1989 zwangsläufig den SED-Mythos schneller und erfolgreicher Integration unbedingt verpflichtet blieb. In diesem Band werden die Ergebnisse der Forschungen zu dieser wichtigen Nachkriegsproblematik zusammengefasst.
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Im Mittelpunkt des Bandes stehen die fünfziger Jahre der DDR, in denen die DDR-Gesellschaft ihre wesentliche Formierung erlebte. Es wird versucht, der Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln der DDR-Gesellschaft gerecht zu werden. Wie und inwieweit bewirkte die durch den allgemeinen Umgestaltungsprozess ausgelöste gesellschaftliche Dynamik auch eine Teilakzeptanz des Regimes? Inwiefern verursachte die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft umgekehrt auch politische Kursänderungen oder zumindest Kurswechsel? Die "exogenen" Faktoren der DDR-Entwicklung - die sowjetische Hegemonie und die deutsche Zweistaatlichkeit - werden sowohl in zwei separaten Aufsätzen als auch in den übrigen Beiträgen angemessen berücksichtigt. Aus dem Inhalt: Dierk Hoffmann/Michael Schwartz/Hermann Wentker Einleitung Gerhard A. Ritter, Traditionen und Brüche: Die DDR in den fünfziger Jahren I. Determinanten Jan Foitzik Sowjetische Hegemonie und Ostintegration der DDR Hermann Wentker Die gesamtdeutsche Systemkonkurrenz und die durchlässige innerdeutsche Grenze. Herausforderung und Aktionsrahmen für die DDR in den fünfziger Jahren II. Die DDR-Arbeitsgesellschaft zwischen Egalisierung und Ungleichheit Christoph Kleßmann "Führende Klasse", Sozialpolitik und Egalisierung in der DDR Dierk Hoffmann Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit in der DDR Peter Hübner Diktatur und Betrieb in der frühen DDR (1949-1961). Aspekte einer schwierigen Beziehung Marcel Boldorf Die Marginalisierung der Sozialfürsorge als Gradmesser für den Aufbau des Sozialismus (1949-1961) III. "Aufbaugesellschaft" und Lebensstandards Burghard Ciesla "All das bremst uns, kann uns aber nicht aufhalten". Wohlstandsversprechen und Wirtschaftswachstum: Grundprobleme der SED-Wirtschaftspolitik in den fünfziger Jahren Michael Schwartz Kriegsfolgelasten und "Aufbaugesellschaft": Vertriebene, Bombengeschädigte und Kriegsbeschädigte in den langen fünfziger Jahren der DDR Judd Stitziel Konsumpolitik zwischen "Sortimentslücken" und "Überplanbeständen" in der DDR der 1950er Jahre IV. Konflikte zwischen Staat und Gesellschaft Günther Heydemann/Heidi Roth Systembedingte Konfliktpotentiale in der DDR der fünfziger Jahre: Die Universität Leipzig in den Jahren 1953, 1956 und 1961 Peter Skyba Massenorganisation ohne Massen. Jugendpolitik, Militarisierung und das Scheitern der FDJ V. Staatliche Perzeptionen und Krisenmanagement Elke Scherstjanoi/Ralph Sowart Vergleichende Betrachtungen zu Krisenverlauf, Krisenwahrnehmung und Krisenmanagement 1952/53 und 1960/61 Henrik Bispinck "Republikflucht": Flucht und Ausreise als Problem für die DDR-Führung Matthias Uhl "Westberlin stellt also ein großes Loch inmitten unserer Republik dar". Die militärischen und politischen Planungen Moskaus und Ost-Berlins zum Mauerbau Kurt Sontheimer Der Bau der Berliner Mauer und seine Folgen
AbstractWest German anticommunism and the SED's Westarbeit were to some extent interrelated. From the beginning, each German state had attemted to stabilise its own social system while trying to discredit its political opponent. The claim to sole representation and the refusal to acknowledge each other delineated governmental action on both sides. Anticommunism in West Germany re-developed under the conditions of the Cold War, which allowed it to become virtually the reason of state and to serve as a tool for the exclusion of KPD supporters. In its turn, the SED branded the West German State as 'revanchist' and instrumentalised its anticommunism to persecute and eliminate opponents within the GDR. Both phenomena had an integrative and exclusionary element.