Bereits Aristoteles erklärte das Zufällige als das, was weder unmöglich noch notwendig ist und aus diesem Grund auch anders sein kann. Auf der anderen Seite gewinnen der Begriff der Kontingenz und die Einübung des »Möglichkeitssinns« (Robert Musil) ihre Konturen primär im Alltag der Moderne. Und erst heute erkennen wir in aller Radikalität, dass sämtliche Ordnungsformationen disponibel und durch den Zwang zur Dezision geprägt sind: Immer mehr Problemkomplexe müssen als Folgen von Entscheidungen gedeutet werden. Gleichzeitig führt das Verschwinden substantieller Fundamente auch zu neuen Ungewissheiten. Anhand wichtiger Dimensionen und sozialer Phänomene fasst diese Studie die Bandbreite des Kontingenzdiskurses zusammen und diskutiert maßgebliche Autoren. So entsteht ein materialreiches, breites Panorama unserer gegenwärtigen Gesellschaft, das uns zudem ein lehrreiches Erlebnis ermöglicht: die Begegnung mit uns selbst
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Bereits Aristoteles erklärte das Zufällige als das, was weder unmöglich noch notwendig ist und aus diesem Grund auch anders sein kann. Auf der anderen Seite gewinnen der Begriff der Kontingenz und die Einübung des »Möglichkeitssinns« (Robert Musil) ihre Konturen primär im Alltag der Moderne. Und erst heute erkennen wir in aller Radikalität, dass sämtliche Ordnungsformationen disponibel und durch den Zwang zur Dezision geprägt sind: Immer mehr Problemkomplexe müssen als Folgen von Entscheidungen gedeutet werden. Gleichzeitig führt das Verschwinden substantieller Fundamente auch zu neuen Ungewissheiten. Anhand wichtiger Dimensionen und sozialer Phänomene fasst diese Studie die Bandbreite des Kontingenzdiskurses zusammen und diskutiert maßgebliche Autoren. So entsteht ein materialreiches, breites Panorama unserer gegenwärtigen Gesellschaft, das uns zudem ein lehrreiches Erlebnis ermöglicht: die Begegnung mit uns selbst.
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94 Prozent aller mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikte sind in den 1990er Jahren innerstaatliche Konflikte. Ein besonderes Merkmal dieser Kriege ist insbesondere in ihrer langen Dauer zu sehen. Mit den Begriffen Staatskollaps, Staatszerfall ("failed state") und fragile Staatlichkeit, hatte man versucht Typisierungsvorschläge für die Gewaltursachen und unterschiedlichen Varianten bzw. Grade von Defiziten staatlicher Ordnung in diesen Regionen zu identifizieren. Und in der Tat scheint es so, dass die zentrale Quelle ursächlicher Eskalationsprozesse bei diesen Kriegen, die mangelnde Durchstaatlichung der Gesellschaften der Entwicklungsländer ist. Wenn man von fragiler Staatlichkeit spricht, dann setzt das allerdings erstens auch ein Konzept von stabiler Staatlichkeit voraus. In der Regel ist dies das Ordnungskonzept des europäischen modernen Nationalstaates. Zweitens muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei dieser Form des "Staates" häufig nicht einfach um einen "failed state", sondern – zunächst – um eine andere Ordnung im Rahmen unterschiedlicher "Ordnungsformen von Gewalt" (Trutz von Trotha) handelt, die allerdings durch ihre inneren Strukturen enorm konfliktanfällig ist. Die Rede vom Scheitern des Staates führt häufig in die Irre, unterstellt sie doch Unfähigkeit wo das Versagen (partiell) interessengeleitet organisiert ist. Die Akkumulationssicherungsmacht des Staates (G. Hauck) kann sehr stark ausgeprägt sein, auch wenn seine Regulationsmacht sehr schwach ist. Drittens ist zu vermerken, dass selbst ein Bürgerkrieg nicht nur als Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung, sondern auch als Nährboden neuer, gewaltgestützter sozialer Ordnungsformen zu beschreiben ist. In dem Text soll es somit darum gehen, einerseits die zentralen Mechanismen dieser Kriege/Gewalteskalationen und unterschiedlichen Ordnungskonfigurationen in aller Kürze zu skizzieren, um zu zeigen wie in den Gewaltdynamiken der Bürgerkriege, die einzelnen Ebenen miteinander zusammenhängen. Andererseits soll sich der Vortrag mit der Entstehung sozialer Ordnungenjenseits des (europäischen) Staates befassen.
Susanne Bauer, Torsten Heinemann, Thomas Lemke: Science and Technology Studies: Klassische Positionen und aktuelle Perspektiven. Berlin: Suhrkamp 2017. 978-3-518-29793-3 +++ Bruno Latour: Kampf um Gaia: Acht Vorträge über das neue Klimaregime. Berlin: Suhrkamp 2017. 978-3-518-58701-0
Die Formalisierung des Rechts ist ein Bestandteil der grundlegenden Strukturprinzipien des modernen demokratischen und sozialen Rechtsstaates. Formalisiertes Regierungshandeln drückt sich in formalisierten Institutionen und insbesondere durch schriftlich fixierte Regeln aus. Staatstechniken (Michel Foucault), gehen jedoch nicht in formalen rechtsstaatlichen Prinzipien auf. In vielen Fällen greifen formale Governancemodi auf informale Herrschaftstechniken zurück, so dass formal legitimierte Institutionen und informelle Netzwerke in einem Verhältnis der Komplementarität stehen. Informales Handeln umfasst alle Operationen, die sich außerhalb rechtlich formalisierter Verfahren befinden, die vom Handelnden anstelle rechtlich geregelter Verhaltensweisen gewählt werden und somit in faktischer Hinsicht eine Alternative zu formalen Handlungen bilden. In gewisser Hinsicht ist jeder (Rechts-) Staat, durch eine »rechtliche Duplizität« gekennzeichnet ist, die schon Ernst Fraenkel als »Doppelstaat« titulierte. Der vorliegende Aufsatz befasst sich auf begrifflicher, theoretischer und komparativer Ebene mit Zusammenhängen zwischen dem formalen und dem informalen Rechtsstaat. Im ersten Teil werden allgemeine Strukturprinzipien der beiden Rechtsformen beschrieben. Im zweiten Teil werden verschiedene Typen informeller Rechtspraktiken beschrieben und aus verschiedenen Blickwinkeln rekonstruiert. Diese Überlegungen werden auf modernisierungstheoretische Fragen bezogen und mit Konzepten der Weltgesellschaftsforschung in Beziehung gesetzt.
Bettina Heintz und Tobias Werron haben in einem Beitrag für diese Zeitschrift (KZfSS 63/2011) auf der Basis von Niklas Luhmanns und John W. Meyers Ansätzen, eine Neuorientierung der Theorie der Weltgesellschaft entworfen. Die Grundidee besteht darin, ein Erklärungsprogramm bereitzustellen, das Mechanismen für die Globalisierungsdynamik innerhalb funktional differenzierter Teilsysteme identifiziert. Die folgende Replik möchte vor allem anhand des vorgelegten Aufsatzes prüfen, wie diese theoretische Neuorientierung der beiden Autoren begründet wird. Das zentrale Interesse bezieht sich hierbei auf eine grundlagentheoretische Ebene und somit auf die Frage, ob es den Autoren gelingt, grundsätzliche Probleme der Weltgesellschaftsansätze zu umgehen.