Post-rural urbanization in China : learning from university engagements in village transformation processes ; Post-rurale Urbanisierung in China : Lernen vom Universitäts Engagement in Dorftransformationsprozessen
Within China, urban areas are seen as the fundamental arena of market and growth while rural areas are considered to be sites of subsidiary resource provision. This viewpoint, and its corresponding neglect of rural development, has widened the gap between urban and rural China. Low-end industrial sprawl, planned demolitions, and the "Socialist New Villages" all increasingly problematized rural urbanization. However, from the perspective of planetary urbanization, rural regions can no longer be conceptually isolated as a binary counterpoint to the "urban," since the "rural" has also been greatly affected by global agendas. Besides a knowledge gap in the theorization of the rural, previous research has exclusively emphasized the problematic nature of previous rural urbanization within a policy-making framework, rather than critically recognizing the rural context, or including a consideration of new initiatives that have sprung up outside of existing administrative frameworks. To fill the gap, this dissertation focused on exploratory practices that began around 2008, all of which sought new alternative approaches to rural transformation and aimed at revitalizing villages while simultaneously expanding the knowledge base on possible opportunities and existing diversities. Xianqiao Village and Shatan Village are two representative examples of such exploratory practices led by professors from Tongji University. An examination of these two cases revealed that agriculture – fundamental to local rural existence – was innovatively enhanced by the practices. Among other initiatives, these practices led to a re-definition of urban-rural relationships, a reconnection of rural networks, the introduction of alternative spatial intervention methods, and the encouragement of local involvement. In this process, valuable lessons were learnt, which were reflected in changing frameworks and led to new planning paradigms. However, this research argues that the focus on tourism as a major development strategy in Xianqiao and Shatan led to the intrusion of certain social values which were alien to the local population, which in turn, resulted in the further exclusion of rural residents. The inclusion of the locals primarily in the form of land-leasing contracts and a limited number of temporary job opportunities are far from sufficient to stimulate sustainable development processes and to address the major social challenges facing these rural areas. This thesis therefore concludes that the formulation of creative approaches that involve local residents and help to implement their initiatives, and a responsive urban-rural policy framework that explicitly reflects the initiatives, without minimizing either the enthusiasm for the projects nor the participation of villagers, are both imperative for rural urbanization. ; Während urbane Zentren in China in erster Linie einer markt- und wachstumsorientierten Raumentwicklung unterliegen, gelten ländliche Räume primär als Räume, in denen die für das städtische Wachstum notwendigen Ressourcen und Energien gewonnen werden. Diese Perspektive sowie die damit verbundene Vernachlässigung ländlicher Entwicklung haben die räumliche und kulturelle Dichotomie zwischen dem "urbanen" und "ländlichen" China zunehmend verstärkt. Ansätze wie beispielsweise die Eingrenzung industrieller und urbaner Zersiedelung, geplanter Rückbau von verlassenen Dörfern sowie die Planungen der "Socialist New Villages" versuchen zwar die Herausforderungen ländlicher Urbanisierungsprozesse nachhaltig zu gestalten, dennoch beruhen sie alle nach wie vor auf der prinzipiellen Unterscheidung zwischen "urbanen" und "ländlichen" Räumen. Da ländliche Räume jedoch globalen Urbanisierungsprozessen unterliegen sowie diese wesentlich mitgestalten, können sie, vor allem unter der Perspektive einer planetaren Urbanisierung, konzeptionell nicht länger als isolierter Gegenpart zu urbanen Prozessen und Räumen betrachtet werden. Bisherige wissenschaftliche Arbeiten haben sich in diesem Kontext vor allem auf die Hervorhebung der vielfältigen Herausforderungen von ländlichen Urbanisierungsprozessen innerhalb politischer Rahmenplanungen fokussiert, anstatt jedoch die Definition des "Ländlichen" selbst kritisch zu hinterfragen sowie die Potentiale neuer und jenseits administrativer Planungsstrukturen agierender Initiativen zwischen "Stadt" und "Land" zu berücksichtigen. Um diese Lücke zu schließen, fokussiert die Dissertation auf die Untersuchung explorativer Stadt-Land Praktiken, die um 2008 mit dem Ziel alternativer und nachhaltiger Ansätze ländlicher Urbanisierung begannen und sich in erster Linie auf die Revitalisierung von Dörfern konzentrieren. Xianqiao Village und Shatan Village sind hierfür zwei repräsentative Beispiele, die durch die Tongji Universität initiiert wurden. Die Untersuchung dieser beiden Beispiele zeigt unter anderem, dass lokale Landwirtschaft - ursprünglich fundamentale Basis des ländlichen Lebens - auf innovative Art und Weise durch die neuen Praktiken re-interpretiert und gestärkt wurde. Neben anderen Initiativen führten vor allem auch diese beiden Beispiele zu einer Art Neudeutung von Stadt-Land Beziehungen in der Region, der Wiederverbindung von ländlichen Netzwerken, der Einführung von alternativen räumlichen Interventionen, sowie der Stärkung lokalen Engagements vor Ort. In diesem Kontext konnten im Laufe des letzten Jahrzehnts zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen und bereits in sich ändernde Planungsansätze innerhalb der Region integriert werden. Dennoch zeigt und argumentiert die Dissertation, dass der hauptsächliche Fokus auf touristische Entwicklungsstrategien in der Region rund um Xianqiao und Shatan zu einem weiter anhaltenden Ausschluss lokaler Akteure führt, da die anhaltenden Prozesse auf soziale Werte basieren, welche der lokalen Bevölkerung fremd sind. Die reine Einbindung der lokalen Bevölkerung durch Pachtverträge und einer limitierten Anzahl von meist zeitlich begrenzten Anstellungsmöglichkeiten reicht hierbei nicht aus, um wirklich nachhaltige Entwicklungsprozesse in der Region zu stimulieren und den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels in ländlichen Räumen Chinas langfristig zu begegnen. Daher braucht es zwingend, so argumentiert die Arbeit, kreative Planungsansätze, die sowohl lokale Akteure und deren bereits laufenden Initiativen und Praktiken integrieren, als auch ein politisches Rahmenwerk, das progressive Stadt-Land Beziehungen reflektiert sowie Prozesse der Teilhabe und Partizipation lokaler Akteure ermöglicht.