Wir werden alle zu Piloten. Die Auflösung tradierter Strukturen (Entgrenzung) in der fluiden Arbeitsgesellschaft stellt neue Anforderungen an die Navigationsfähigkeit der Subjekte. Berufspiloten können hier als paradigmatische Verkörperungen gelten; anhand ihrer Mobilität zeigt der Autor, wie sie mit multipel entgrenzten Arbeits- und Lebensbedingungen umgehen und technischer und betrieblicher Rationalisierung mit einer reflexiven Lebensführung begegnen. Im Ergebnis wird u.a. der Anpassungsdruck auf aktuelle Lebensführungsmuster deutlich. Huchler rückt vor allem die Gestaltbarkeit sozialen Wandels und die Frage nach der Verteilung verborgener Restrukturierungskosten in den Fokus. Dabei trennt er analytisch räumliche Mobilität von sozialer »Beweglichkeit« und entzaubert ein Stück weit den Mythos Mobilität. Empirischer Kern der Studie sind 40 qualitative Interviews und umfangreiches Datenmaterial zum deutschen Personenluftverkehr. – Das Buch wendet sich gleichermaßen an Arbeits- und Mobilitätsforscher/innen wie auch an Interessierte aus der Luftfahrt. Es öffnet mit seiner reichhaltigen Empirie den Luftverkehr für die Sozialwissenschaften, bietet einen tiefen Einblick in das (Arbeits-)Leben von Piloten, diskutiert aktuelle Entwicklungen im Luftverkehr und reflektiert Folgen des Wandels
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In dem Beitrag wird aufgezeigt, dass neuere subsymbolische KI in ihrer Funktionsweise Ähnlichkeiten zur indirekten Steuerung von Arbeit aufweist und zudem mit latenten strukturierenden Wirkungen einhergeht. Dabei unterscheiden sich die aktuell im Fokus stehenden Konzepte subsymbolischer KI von anderen KI-Ansätzen. Deshalb erfolgt zunächst eine Einordnung von KI im Kontext der Digitalisierung von Arbeit. Danach wird ein kurzer Überblick über verschiedene Ansätze betrieblicher Steuerung gegeben und in Bezug auf die Rolle von Technik bzw. KI zwischen einer technisch vermittelten Steuerung und einer in die Funktionsweise von Arbeitsmitteln eingeschriebenen Steuerung unterschieden. Sodann beschreibt der Autor die technikimmanenten steuernden Wirkungen subsymbolischer KI und hebt interessante Ähnlichkeiten zur nicht-technischen indirekten Steuerung von Arbeit hervor. Anschließend fasst er das Verständnis von Steuerung noch weiter und systematisiert latent strukturierende "Selektivitäten" von KI, um schließlich Gestaltungsbedarfe unter anderem für die Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit zu entfalten.
In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 9, Heft 1, S. 57-79
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle dem menschlichen Arbeitshandeln in den aktuellen, unter dem Etikett 'Industrie 4.0' diskutierten Entwicklungen und Zukunftsvisionen zukommt. Um auf diese Frage eine Antwort zu geben, wird knapp der aktuelle Diskurs zur Industrie 4.0 analysiert. Zudem wird ein theoretischer Begründungszusammenhang vorgestellt, der zeigt, dass und warum auch die 'intelligente Fabrik' als sozio-technisches System umfassend auf menschliche Arbeit angewiesen ist. Auf dieser Basis erfolgt eine Systematisierung aktueller konfligierender Leitbilder in der Diskussion um die Industrie 4.0 - auf den Ebenen Mensch, Technik und Organisation. Dabei werden entlang von drei den gegenwärtigen Diskurs prägenden Fragen kontrovers diskutierte Leitbilder identifiziert, die sich jeweils einem technik- und einem humanzentrierten Ansatz zuordnen lassen: 1) Führt die Digitalisierung zum kompletten Wegfall bestimmter Berufe und zu einer radikalen Polarisierung zwischen hohen und geringen Qualifikationen sowie Tätigkeiten oder handelt es sich um einen beschleunigten, aber kontinuierlichen und breit gefächerten Wandel, da manche Arbeitsanteile nicht ersetzbar sind? 2) Liegt die Zukunft der Technikentwicklung in einer Angleichung von Mensch und Technik oder in der Aufrechterhaltung einer funktionalen Differenz? 3) Führt die aktuelle integrative Vernetzung zu einer neuen, flexibleren, dezentralen Steuerung der Organisation oder liegt eine Re-Zentralisierung vor? Je nach Beantwortung dieser Fragen wird das Mensch-Technik-Verhältnis unterschiedlich gewichtet. Die gegenwärtig die Diskussion bestimmende technikzentrierte Perspektive betont den Wirkungsraum der Technik, während ein humanzentrierter Ansatz die Notwendigkeit menschlichen Handelns hervorhebt. Für Letzteres werden empirische Beispiele gegeben.
Inhaltsangabe:Einleitung: Das Stück, Titel: "New Economy", ist nicht vorbei, aber wir befinden uns mittlerweile im zweiten Akt. Die neuen Hauptdarsteller sind hier die Größen Umsatz und Gewinn. Eine euphorische und aktionsgeladene Szenerie des ersten Aktes wurde zurückgelassen und die Geschichte hat sich bis dato weit von ihrem Eingangsmotiv "Fantasie, Fun und Firlefanz ziemlich entfernt. [...D]as Leitmotiv zum zweiten Akt des Dot-com-Schauspiels heißt P2P, für: Path to Profitability." Die Akteure treten hierzu von der mittlerweile ramponierten Bühne der New Economy herunter und mischen sich unter das Publikum. Ab jetzt läuft das Stück "genau wie das richtige Leben in der Old Economy: Man muss profitabel arbeiten und nicht erst viel Geld verbrennen." Für die Mehrzahl der Zuschauer hat es den Anschein, das Theater habe sein Ende gefunden und "die Realität Einzug gehalten[. ... Viele] haben erst jetzt begriffen, dass die Regeln der Old Economy auch für die neue Wirtschaft gelten", dass das Publikum und die Schauspieler den gleichen Gesetzen unterliegen - das sollte daraus gelernt werden. Warum haben sich diese Orientierungen "aber um 180 Grad gedreht"? Waren die strategischen Kalkulationen der Analysten, der Investoren, der Unternehmer und der Professoren die Jahre zuvor unrealistisch oder gar irreal?" Soweit Ausschnitte aus der Einleitung dieser Arbeit. Sie beschäftigt sich, exemplarisch an der New Economy, mit der Frage, weshalb strategisches, rationales Handeln in Märkten radikalen Änderungen unterworfen ist und oftmals retrospektiv als unverständlich und irrational geschrieben wird. Um dieser Frage nachzugehen greift die Arbeit auf insgesamt 34 Experteninterviews zurück, welche in der Zeit von Mitte 2001 bis Anfang 2002 im Rahmen eines Forschungsseminars ["Soziologie der Internetfirma. Ein Blick auf die Hinterbühne der New Economy." Leiter: Stefan Kühl in Kooperation mit Alexander Schulze-Fielitz. Am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.] erhoben wurden. 22 der Interviews fanden in 11 verschiedenen Internet-Firmen der New Economy statt, welche 12 bis 300 Mitarbeiter beschäftigten. Weitere 12 Interviews wurden mit Vertretern von 9 Venture Capital Firmen gehalten, um eine andere Perspektive auf die Unternehmen zu ermöglichen und um der einflussreichen Rolle, welche das Risikokapital zu dieser Zeit gespielt hat, gerecht zu werden. Zusätzlich fanden, in Form von Sekundäranalysen, große Teile der Fachliteratur des untersuchten Zeitraums Verwendung. Anhand des auf diese Weise vertieften Einblicks entstand die Einsicht, dass sich die "hypeartige" Entwicklung der New Economy weder durch Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen, noch durch das strategische Handeln der einzelnen Unternehmen in ihrer vollen Ausprägung fassen lässt. Vielmehr bietet die Betrachtung der, der New Economy zugrundeliegenden, handlungsleitenden Annahmen eine Erklärung von wesentlich tiefgreifenderer Stärke. Diese Herangehensweise beweißt sich sowohl in der Analyse der Beziehungsverhältnisse zur "äußeren Umwelt" der Unternehmen (Mitbewerber, Medien, Kapitalgeber und Investoren usw.), wie auch darin, die Veränderung der inneren Arbeitsprozesse (Entscheidungsverhalten, Motivation, Klima usw.) zu fassen. Des weiteren deckt sie eine der Betriebswissenschaft völlig fremde Methodik auf, wie Unternehmen auf veränderte Unsicherheit und Komplexität im Markt reagieren und wie "flexibel" Vorstellungen rationalen Handelns in diesem Zusammenhang sein können. Um die Auswirkungen herrschender "Rationalitätsannahmen" auf das Handeln der einzelnen Unternehmen, Organisationen und Institutionen der New Economy theoretisch zu fassen, zu systematisieren und zu erklären, fand die noch junge Theorieperspektive des Neo-Institutionalismus Verwendung. Der Anspruch der Arbeit, eine Dynamik nachzuzeichnen, hat auch eine relativ großzügige bis gar erweiternde Auslegung der verwendeten Theorieperspektive des Neo-Institutionalismus zur Folge, da dieser nicht die Eigenschaft nachgesagt wird, Wandel konsistent fassen zu können. Insofern findet auch eine tiefergehende, oft eng am praktischen Beispiel orientierte Theoriediskussion statt. Nach Ausschnitten aus der soziologischen Diskussion des Rationalitätsbegriffs, folgt in 11 Seiten kapp eine Zusammenfassung der neo-institutionalistischen Theorie und eine Klärung der wichtigsten Begriffe. Auf eine kurze Erläuterung des methodischen Vorgehens folgt dann der Hauptteil der Arbeit, welcher die Entwicklung der New Economy anhand eines aus dem Interviewmaterial entwickelten typischen Unternehmens nachzeichnet und neo-institutionalistisch erklärbar macht. Hierbei wird sehr eng am original Interviewtext entlang vorgegangen, was einen starken Einblick in die jeweilige Situation der Personen und des Unternehmens gewährt. Genauer ist der Aufbau und teilweise auch der Inhalt noch aus der folgenden Gliederung ersichtlich. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung4 2.Rationalitätsmythen - theoretische Heranführung8 2.1Die Entwicklung entlang der Rationalität8 2.2Die wichtigsten Begriffe des Neo-Institutionalismus17 2.2.1Institutionelle Umwelten und das organisationale Feld17 2.2.2Rationalitätsannahmen sind Regeln und Ideologien18 2.2.3Isomorphismen18 2.2.3.1Isomorphismus durch Zwang19 2.2.3.2Isomorphismus durch mimetische Prozesse20 2.2.3.3Isomorphismus durch normativen Druck21 2.2.4Entkopplung bzw. lose Kopplung22 2.2.5Die vier Glieder und ihre Zusammenhänge24 2.2.6Mythen26 3.Rationalitätsmythen der New Economy28 3.1Methode und Vorgehen28 3.2Das Feld32 3.2.1Entstehung durch Technik, neue Begriffe, Inhalte und Visionen32 3.2.2Neue Akteure, welche sich gemeinsam wahrnehmen36 3.3Das New Economy Unternehmen am Anfang39 3.3.1Rationalitätsannahmen bzw. Mythen39 3.3.2Venture Capital finanziertes Unternehmensmodell und warum41 3.3.3Das Unternehmensmodell am Anfang43 3.3.4Die neo-institutionalistische Konstruktion44 3.3.4.1Vertrauen und guter Glaube extern45 3.3.4.2Zufriedenheit extern48 3.3.4.3Vertrauen und guter Glaube intern50 3.3.4.4Zufriedenheit intern54 3.3.4.5Anfang: Hohe Legitimität62 3.3.4.6Starke Isomorphismen64 3.3.4.7Niedrige bzw. hohe Entkopplung67 3.3.5Erfolg68 3.4Der Wandel68 3.4.1Die Blase bläht sich auf69 3.4.2Die Entkopplungen nehmen zu71 3.4.2.1Beispiele für Entkopplungen (Legitimation extern)72 3.4.2.2Beispiele für Entkopplungen (Legitimation intern)79 3.4.3Grenzen der Entkopplung84 3.4.4Misstrauen und Unzufriedenheit85 3.4.4.1Misstrauen und Unzufriedenheit extern85 3.4.4.2Misstrauen und Unzufriedenheit intern87 3.4.5Die Blase platzt93 3.4.6Letzte Rettungsversuche93 3.5Das Ende95 3.5.1Selbstbeschreibung96 3.5.2Zusammenfassende Neo-institutionalistische Betrachtung99 3.5.3Erklärungspotential des Neo-Institutionalismus106 3.5.4"Neue" Rationalitätsannahmen und Mythen107 3.5.5Verlierer/Gewinner?109 3.5.6Kritik Venture Capital-Logik110 3.6Zusammenfassung der Ergebnisse112 4.Schluss114 5.Anhang116 5.1Exkurse116 5.1.1Exkurs: Technische und Institutionelle Umwelten116 5.1.2Exkurs: Entstehung, Wandel und Ende von Mythen117 5.1.3Exkurs: Strategie122 5.2Die Annahmen von Meyer und Rowan126 5.3Methodik127 5.4Kritik an der Arbeit136 6.Literatur139
-- Einblicke in die Nutzung Künstlicher Intelligenz -- Künstliche Intelligenz als Bild und Mythos -- Normierung und Regulierung von Künstlicher Intelligenz -- Gesellschaftliche Risiken und soziale Dynamiken Künstlicher Intelligenz -- Künstliche Intelligenz im Kontext von Macht, Herrschaft und Demokratie -- Theoretische und methodische Zugänge zu Künstlicher Intelligenz.
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Die Arbeit von Flugbegleiterinnen/-begleitern und Pilotinnen und Piloten ist per se durch Mobilität gekennzeichnet. Dies begründet verschiedenartige Multilokalität, der jedoch individuelle Ansprüche des Flugpersonals und konkrete Anforderungen ihrer Lebenssituationen gegenüberstehen. Der dauerhafte Umgang mit Multilokalität greift daher auf erprobte Arrangements und individuelle Strategien zurück, mit den Chancen und Risiken der Multilokalität umzugehen, ohne jedoch gänzlich vor Problemen gefeit zu sein. Er ist gerahmt durch umfassende gesetzliche Regelungen und betriebliche Leistungen einerseits und Anpassungsleistungen der Beschäftigten andererseits. Auch sind das Nutzen von örtlichen Gegebenheiten und nicht zuletzt Kompensationsleistungen lokaler Personen essenziell. Multilokale sind an verschiedenen Punkten auf Lokalität, z.B. Dienstleistungen Lokaler angewiesen. Die Kooperation zwischen Multilokalen und Residenten ist jedoch wechselseitig zu strukturieren. Im Ergebnis stehen vermehrt atypische, individualisierte Lebensstile und Belastungen. Der Beitrag fokussiert Möglichkeiten des fliegenden Personals, Multilokalität in Arbeit und Leben zu integrieren und als Lebenswirklichkeit täglich zu gestalten.
In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 5, Heft 1, S. 78-99
In diesem Artikel wird ein gemeinsamer theoretischer Bezugsrahmen vorgeschlagen, mithilfe dessen sich die vielfältigen theoretischen Optionen und inhaltlichen Konzepte der Arbeits- und Industriesoziologie miteinander verbinden und neu interpretieren lassen. Den Bezugsrahmen bildet eine dynamische Heuristik sozialer Ordnungsbildung, in der soziale Mechanismen die entscheidende Rolle spielen: Markt, Herrschaft, Solidarität und Subjektivität. Es wird gezeigt, dass diese Mechanismen soziale Prozesse auf verschiedenen sozialen Ebenen bestimmen: auf den Ebenen der Gesellschaft, der Organisation, der Interaktion und des Subjekts. Arbeitssoziologische Konzepte wie "Entgrenzung", "Vermarktlichung" und "Subjektivierung" lassen sich in ihrer inneren Logik neu begreifen, wenn man sie als spezifische Ausprägungen allgemeiner sozialer Mechanismen und deren Mischungsverhältnissen betrachtet. Darüber hinaus verbindet die Heuristik Handeln und Struktur und eröffnet neue zeitdiagnostische Perspektiven.