Wer an deutschen Hochschulen promoviert und wie die Wege zur Promotion aussehen, kann seit Jahren nur sehr bedingt beantwortet werden. Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) hat vor diesem Hintergrund drei Studien veröffentlicht, die einen neuen Überblick über das deutsche Promotionswesen geben. Die Studie "Wer promoviert in Deutschland?" nähert sich der in den letzten Jahren entstandenen Vielfalt an Promotionsstrukturen. Insbesondere werden die unterschiedlichen Möglichkeiten der Doktorandenerfassung aufgeschlüsselt. Grundlage ist eine Analyse der deutschen Promotionsordnungen, Fallstudien zu deren praktischen Umsetzungen an einzelnen Universitäten sowie eine Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen.
Inhaltsverzeichnis: Stefan Hornbostel: Resonanzkatastrophen, Eigenschwingungen, harmonische und chaotische Bewegungen (7-14); Wilhelm Krull: Bewertung, Begutachtung und Evaluation in Wissenschaft und Forschung (15-24); Axel Michaels: Evaluation als akademisches Ritual (25-32); Meike Olbrecht, Thamar Klein: SFB-Begutachtung: Entscheidungsfindung in Gruppen (33-46); Michèle Lamont: Pragmatic Fairness: production of the sacred while observing the rules (47-56); Eva Barlösius: Der Wandel der Ressortforschungseinrichtungen während des Evaluationsprozesses (57-68); Marc Torka: Institutioneller gleich handlungspraktischer Wandel? Das Beispiel von Begutachtungspraktiken bei der Evaluation wissenschaftlicher Einrichtungen (69-81) Silke Gülker, Dagmar Simon: Nach der Evaluation ist vor der Evaluation? Institutionelle Folgen von Forschungsbewertungen im internationalen Vergleich (83-93); Georg Rudinger, Norbert Hilger: Ausstieg aus dem CHE-Ranking (95-107).
"Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) begleitet das Begutachtungswesens der DFG längerfristig mit Studien. Die hier vorgelegte Untersuchung über die Fachkollegiaten bildet den Auftakt. Ziel der Befragung der gewählten 577 Kollegiaten war es, erste Erfahrungen mit dem reformierten Review-System der DFG zu resümieren und potentielle Problemfelder zu identifizieren. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich das neue DFG-Begutachtungssystem aus der Sicht der Kollegiaten bewährt hat. Rund 70 Prozent der Fachkollegiaten beurteilen das neue Verfahren positiv. Zugleich wird an einzelnen Punkten deutlich, dass der Reformprozess noch offene und umstrittene Fragen hinterlassen hat, die in der weiteren Ausgestaltung des Verfahrens berücksichtigt werden sollten. So empfindet ein Teil der Befragten das Auswahlverfahren der Gutachter durch die DFG-Geschäftstelle als nicht hinreichend transparent. Die Befunde weisen darauf hin, dass durch die Reform sensible Bereiche einer Forschungsförderungsorganisation berührt wurden. Denn bei Fragen danach, wer die Gutachter auswählt oder welches Gewicht das Votum der Gutachter im gesamten Entscheidungsverfahren haben soll, geht es nur vordergründig um technisch-organisatorische Probleme. Es handelt sich vielmehr um Fragen der Machtbalance, des Einflusses der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der Fairness und nicht zuletzt um das Ansehen, das eine Förderorganisation und ihre Gutachter genießen. In der Befragung des iFQ wurden darüber hinaus eine ganze Reihe von Themen angesprochen: wie zum Beispiel die finanzielle Entschädigung für die Arbeit der Kollegiaten und Gutachter, die Frage nach mehr Transparenz im Begutachtungsprozess, die Qualität der Gutachten, die Gutachterauswahl oder die Evaluation des DFG-Gutachtersystems sowie eine ganze Reihe von Fragenkomplexen, die bereits in der Allensbacher Hochschullehrerbefragung in den Jahren 1977/78 und 1983/84 thematisiert wurden (z.B. die Bedeutung ausländischer Gutachter)." (Autorenreferat überarb.)
In diesem Working Paper, das auf einen im Mai 2006 veranstalteten Workshop des iFQ zurückgeht, werden die Peer Review-Verfahren in der Forschungsförderung in Deutschland, der Schweiz und Dänemark diskutiert, deren Praktiken sich gerade mit Blick auf den Umgang mit Anonymität signifikant unterscheiden. Darüber hinaus geht es auch um neue Praktiken des Begutachtungsprozesses in wissenschaftlichen Zeitschriften, die gewährleisten sollen, dass neue Erkenntnisse möglichst zeitnah in der Scientific Community kommuniziert werden können, ohne auf eine ausreichende und angemessene Qualitätskontrolle und -förderung verzichten zu müssen." Inhaltsverzeichnis: Friedhelm Neidhardt: Fehlerquellen und Fehlerkontrollen in den Begutachtungssystemen der Wissenschaft (7-14); Stefan Koch: Die Begutachtungsverfahren der Deutsche Forschungsgemeinschaft nach Einführung der Fachkollegien (15-26); Martin Reinhart, Daniel Sirtes: Wie viel Intransparenz ist für Entscheidungen über exzellente Wissenschaft notwendig? (27-36); Jacob Kristoffer Hansen: The use of peer review in the Danish advisory and funding system (37-42); Ulrich Pöschl: Open Access & Collaborative Peer Review: öffentliche Begutachtung und interaktive Diskussion zur Verbesserung von Kommunikation und Qualitätssicherung in Wissenschaft und Gesellschaft (43-46).
In der vorliegenden Untersuchung wird der Frage nachgegangen, ob und wie sich die Ausgestaltung von Nachwuchsgruppenleiterprogrammen auf die Auswahlprozesse, die Zufriedenheit der Geförderten und den Karriereverlauf auswirken. Im Hintergrund der Untersuchung steht die Debatte um die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Beantwortet wird nicht zuletzt die Frage, inwiefern die Programme dazu beitragen bzw. beitragen konnten, die oft kritisierten Probleme des deutschen Hochschulsystems zu adressieren. Nach einer kurzen Darstellung des Untersuchungsdesigns werden in Kapitel drei die untersuchten Programme zunächst beschrieben und hinsichtlich ihrer Ziele und Zielgruppen sowie der zur Anwendung kommenden Auswahlkriterien und Förderkonditionen verglichen. Vor dem Hintergrund der Bewertung der aktuellen Situation der Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter durch diese selbst, widmet sich Kapitel vier der Frage, aus welchen Gründen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Förderung in einem der untersuchten Programme beantragten. Gefragt wird nach den Antragsmotiven der Antragstellenden und nach der Wahrnehmung des Antrags- und Auswahlprozesses. In Kapitel fünf werden die Antragstellenden der verschiedenen Programme untersucht und charakterisiert. Verglichen werden sie insbesondere hinsichtlich wesentlicher Merkmale ihres Bildungsweges. Die Situation der Geförderten während der Förderphase wird in Kapitel sechs untersucht. Von besonderem Interesse hierbei ist die Analyse und Bewertung der Erreichung und der Sicherstellung der frühen Selbstständigkeit der Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen, einem der wesentlichen Förderziele aller untersuchten Programme. Im siebten Kapitel gehen die Autoren der Frage nach, inwieweit die Professur für die Geförderten der verschiedenen Programme tatsächlich das angestrebte Karriereziel darstellt, wie schnell sie dieses Ziel erreichen und wie zufrieden sie insgesamt sowohl mit dem Verlauf ihrer beruflichen Entwicklung als auch ihrer aktuellen Position sind. Abschließend werden im achten und letzten Kapitel die Befunde zusammengeführt und die Programme vergleichend bewertet. (ICD2)
Wer an deutschen Hochschulen promoviert und wie die Wege zur Promotion aussehen, kann seit Jahren nur sehr bedingt beantwortet werden. Das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) hat vor diesem Hintergrund drei Studien veröffentlicht, die einen neuen Überblick über das deutsche Promotionswesen geben. Der Band versammelt verschiedene Beiträge der letzten iFQ-Jahrestagung. Die Autorinnen und Autoren wenden sich aus verschiedenen Perspektiven dem Wert des Doktortitels zwischen gesellschaftlichem Status und wissenschaftlicher Qualifikation zu.
Inhaltsverzeichnis: Stefan Hornbostel, Dagmar Simon: Der Ruck, die Reputation und die Resonanzen (5-8). I. Rückblick und alte/ neue Qualitätsdiskurse - Peter Th. Walther: Strukturreform und Personalpolitik als Vorraussetzung von Exzellenz? Das System Althoff historisch betrachtet (9-12); Ulrich Teichler: Exzellenz und Differenzierung: auf der Suche nach einer neuen Systemlogik (13-22); Sabine Maasen: Exzellenz oder Transdisziplinarität: zur Gleichzeitigkeit zweier Qualitätsdiskurse (23-32); Marcel Herbst: Zur Illusion der Reform (33-38). II. Kriterien und Verfahren - Ulrich Schmoch, Torben Schubert: Nachhaltigkeit von Anreizen für exzellente Forschung (39-50); Edgar Schiebel: Die Rolle von Science Maps in der österreichischen Exzellenzinitiative Wissenschaft (51-58). III. Effekte - Richard Münch: Die Schattenseite der Errichtung von institutionellen Leuchttürmen in der Wissenschaft: wie Konzentrationsprozesse die Produktivität pro Personaleinsatz verringern (59-68); Göran Melin: Sweden: towards a new R&D contract? (69-72); Georg Krücken: Die Transformation der Universität? Überlegungen zu den Effekten von Exzellenzprogrammen (73-80); Andreas Knie, Holger Braun-Thürmann: Katalysator des Wandels: die Wirkung der Exzellenzinitiative auf das Verhältnis von Wirtschaft und Wissenschaften (81-92). IV. Ausblick - Margret Wintermantel: Profilbildung und Exzellenzinitiative: Perspektiven der Differenzierung im deutschen Hochschulsystem (93-96); Matthias Kleiner: Exzellenzinitiative - nach der Entscheidung (97-105).
Im Frühjahr 2006 konzipierte das iFQ in Zusammenarbeit mit der DFG1 eine Studie zur Evaluation des Emmy Noether-Programms - einem der renommiertesten Förderprogramme für Postdoktoranden in Deutschland. Die Untersuchung wurde als Multitrait-Multimethod-Design angelegt und beinhaltete Onlinebefragungen aller Antragstellenden, Leitfadeninterviews mit einer Auswahl geförderter Nachwuchsgruppenleiter und -leiterinnen, bibliometrische Analysen der Publikationen der Antragstellenden aus vier Disziplinen (Medizin, Physik, Biologie, Chemie) und Textanalysen von Begutachtungsdokumenten. Aus den gesammelten Daten haben die Autoren versucht, ein Bild vom Verfahren, den geförderten und den nicht geförderten Antragstellenden, den Erfolgen und den Problemstellen - und ansatzweise von den Ursachen - für erfolgreiche Karrieren zu zeichnen. Dazu haben sie in der Mehrzahl der Fälle die Angaben, Aussagen und Einstellungen der geförderten Nachwuchsgruppenleiter und -leiterinnen mit denen der nicht erfolgreichen Antragstellenden verglichen. Ein deutlicher Unterschied zwischen bewilligten und abgelehnten Antragstellenden zeigte sich in der beruflichen Entwicklung nach der Förderentscheidung. Obwohl auch der überwiegende Teil der nicht geförderten Antragstellenden in der Wissenschaft verbleibt, erreichen die ehemaligen Nachwuchsgruppenleiter und -leiterinnen schneller und häufiger die attraktiven unbefristeten Positionen an den Hochschulen. So verwundert es nicht, dass die befragten Emmy Noether-Geförderten signifikant höhere Zufriedenheit mit Einkommen, Position und beruflichen Entwicklungsperspektiven zu Protokoll gaben als die abgelehnten Antragstellenden. Derartig deutliche Unterschiede zwischen erfolgreichen und abgelehnten Antragstellenden waren allerdings die Ausnahme in der Untersuchung. Bereits wenn man nach der Zufriedenheit mit der aktuellen Arbeitssituation insgesamt oder den Arbeitsinhalten fragt, zeigen sich keine Unterschiede mehr zwischen beiden Befragungsgruppen. Auch in der Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten - insbesondere der sogenannten "Soft skills" - unterscheiden sich beide Befragungsgruppen kaum. Ähnlich sind sich beide Gruppen aber nicht nur in der Selbsteinschätzung: Auch die Analyse der Publikationen der Antragstellenden und der Zitierungen dieser Publikationen ergab weder vor noch nach der Förderung klare Unterschiede zwischen Geförderten und Nichtgeförderten. Beide Gruppen publizieren auf hohem Niveau. (ICD2)
Rund zwei Jahre nach dem Start der ersten Exzellenzeinrichtungen legt das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) einen Bericht zur Implementierungsphase der Exzellenzinitiative (Graduiertenschulen und Exzellenzcluster) vor. Das iFQ hat im Zeitraum von Juli 2007 bis Mai 2008 Textanalysen der Förderanträge, Interviews mit Sprecherinnen und Sprechern der Schulen und Cluster, eine Stammdatenerhebung und eine Befragung aller maßgeblich beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Principal Investigators) durchgeführt. Auf dieser Grundlage konnten Eindrücke und Erfahrungen zur Umsetzung der Fördermaßnahmen gewonnen werden, sowohl hinsichtlich erster Erfolge als auch sich abzeichnender Problemlagen. In dem vorliegenden Bericht werden zunächst Grunddaten zu den beiden Förderlinien Graduiertenschulen und Exzellenzcluster präsentiert und dann die geplanten Maßnahmen auf Grundlage einer Analyse der Förderanträge der ersten Förderrunde systematisch dargestellt und den Zielen der Exzellenzinitiative für die beiden Förderlinien zugeordnet. In einem weiteren Kapitel werden die Strukturen, Organisationsweisen, Steuerungsinstrumente der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster sowie Kooperationen, wie sie sie mit externen Partnern etablieren, beschrieben. Anschließend werden Beobachtungen zur Umsetzung der Vorhaben in einigen wichtigen Feldern, wie beispielsweise zu Chancen interdisziplinärer Formen der Zusammenarbeit, zum Verhältnis von Konkurrenz und Kooperation sowie zu Anspruch und Realität bei der Stellenbesetzung dargestellt. Angesichts des kurzen Beobachtungszeitraums haben diese Analysen zum Teil noch vorläufigen Charakter. (ICD2)