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In Deutschland entspannt sich 2012 eine vehement geführte Kontroverse um kulturell-religiöse Vorhautbeschneidungen von männlichen Säuglingen und Jungen. Obwohl diese Kontroverse eine enorme Wirkung auf Jüdinnen/Juden hatte, blieb sie von der deutschsprachigen Antisemitismusforschung weitestgehend unbeachtet. Die Studie nimmt die Argumentationen der BeschneidungsgegnerInnen in den Blick und rekonstruiert die enthaltenen Judenbilder sowie deren Verhältnis zu antisemitischen Motiven. Die empirische Analyse basiert auf einem umfassenden Textkorpus, der sich aus medizinischen, psychoanalytischen und rechtswissenschaftlichen Publikationen sowie Artikeln aus Tageszeitungen, Online-Kommentaren und narrativen themenzentrierten Interviews mit BeschneidungsgegnerInnen zusammensetzt. Indem das Verhältnis von Antisemitismus und der Ablehnung von kulturell-religiösen Vorhautbeschneidungen präzise herausgearbeitet wird, lassen sich Facetten der Kontroverse als Ausprägungen eines gegenwärtigen Antisemitismus verstehen.

Ernest Gellner betrachtet den Nationalismus als eine Konsequenz moderner Industriegesellschaften und verortet dessen Genese in den sozialen und kulturellen Transformationen von den Agrar- zu Industriegesellschaften. Der historisch erfolgte Funktionswandel von Kultur und sozialer Organisation hin zu einer Verbindung beider Phänomene ist der Kerngedanke seiner Definition des Nationalismus. In Abgrenzung zu primordialistischen Theoretikern, die er als Sympathisanten des Nationalismus bezeichnet, ordnet er sich selbst den modernistischen Nationalismustheoretikern zu. Der Nationalismus ist daher kein Jahrhunderte altes Phänomen, wie es im wissenschaftlichen Mainstream noch bis in die 1980er Jahre angenommen wurde. Gellner steht somit in der langen Tradition der soziologischen Modernisierungstheoretiker wie Max Weber und Emile Durkheim, die aus eurozentrischer Perspektive irreversible und konvergente Modernisierungsprozesse beschrieben haben. Gellners Nationalismustheorie wurde vielfach kritisch rezipiert und mit empirischen Überprüfungen konfrontiert. Hierbei lassen sich drei häufig wiederkehrende Kritikpunkte identifizieren, die sich im Wesentlichen auf die funktionalistische Perspektive, auf den proklamierten Zusammenhang von Industrialisierung und Nationalismus sowie auf die Lücken in der Erklärungskraft für das Wiederaufleben von nationalistischen Gefühlen beziehen. (ICI2)

Gegenwärtige politische und wissenschaftliche Diskussionen um Antisemitismus in politischen Parteien fokussieren vor allem auf die Ränder des politischen Spektrums. Aus der Perspektive der Antisemitismusforschung stellt sich die Frage, inwiefern diese Wahrnehmung mit der Wirklichkeit korrespondiert. Zentrale Fragen sind unter anderem, wie sich der Antisemitismus in den unterschiedlichen politischen Parteien der Bundesrepublik artikuliert, inwiefern Unterschiede zwischen den antisemitischen Äußerungen in den einzelnen Parteien feststellbar sind, wie Parteien reagieren, wenn sich einzelne Mitglieder antisemitisch äußern, und welche Sanktionsmechanismen es gibt.Der Sammelband liefert Einschätzungen von Antisemitismus- und Parteienforscher(inne)n zu dem Thema und trägt der Erkenntnis Rechnung, dass antisemitische Äußerungen quer durch alle politischen Lager zu finden sind

Gegenwärtige politische und wissenschaftliche Diskussionen um Antisemitismus in politischen Parteien fokussieren vor allem auf die Ränder des politischen Spektrums. Aus der Perspektive der Antisemitismusforschung stellt sich die Frage, inwiefern diese Wahrnehmung mit der Wirklichkeit korrespondiert. Zentrale Fragen sind unter anderem, wie sich der Antisemitismus in den unterschiedlichen politischen Parteien der Bundesrepublik artikuliert, inwiefern Unterschiede zwischen den antisemitischen Äußerungen in den einzelnen Parteien feststellbar sind, wie Parteien reagieren, wenn sich einzelne Mitglieder antisemitisch äußern, und welche Sanktionsmechanismen es gibt.Der Sammelband liefert Einschätzungen von Antisemitismus- und Parteienforscher(inne)n zu dem Thema und trägt der Erkenntnis Rechnung, dass antisemitische Äußerungen quer durch alle politischen Lager zu finden sind