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"Seit 2011 fanden weltweit Demonstrationen statt, die sich unter der Bezeichnung SlutWalk artikulierten. Diese neue feministische Interventionsform nutzt dabei die ambivalente Strategie, sich den Begriff der slut visuell und sprachpolitisch anzueignen, um gegen Geschlechternormen zu protestieren. Der Beitrag skizziert das soziale Phänomen der SlutWalks und strebt an, diese Protestform feministisch zu kontextualisieren und die visuellen und sprachlichen Strategien als symbolische Politikformen zu erfassen. Hierzu wird Judith Butlers sprachpolitisches Modell der Resignifizierung hinsichtlich der Selbstbezeichnung slut erörtert. Diese Theoretisierung der sprachlich-subversiven Strategie wird auf der Ebene visueller und körperpolitischer Interventionen erweitert. Daran anschließend wird die Einbindung feministischer Diskurse in die neoliberale Ideologie unter dem Topos des Postfeminismus diskutiert." (Autorenreferat)

Sowohl Judith Butler als auch Pierre Bourdieu sprechen dem Körper eine privilegierte Rolle in Handlungszusammenhängen zu. Dabei besteht die grundlegende körpertheoretische Differenz darin, dass Bourdieu eine biologische Vorgängigkeit des Körpers annimmt, während Butler diese Prämisse prädiskursiver Körperkonstitution negiert. Trotz aller Differenzen scheint es jedoch sinnvoll, diese beiden Ansätze in ein produktives Spannungsfeld zu setzen, um den Körper in seiner ambivalenten und konfliktreichen Semantizität darzustellen und weiterführende Überlegungen zur Frage körperlicher Handlungsmacht und Widerspenstigkeit zu entwickeln. Die Autorin möchte erstens aufzeigen, wie der Körper zwar als Produkt kultureller Einschreibungen verstanden werden kann, ohne ihn jedoch als rein passive Einschreibungsfläche zu denken, und zweitens, dass diese Einschreibungen in sich widersprüchlich und ambivalent sind, da ihnen die Möglichkeit des performativen Scheiterns innewohnt. Damit formuliert sie die These, dass die körperliche Normierung bzw. Habitualisierung stets unvollständig und unabgeschlossen bleibt und folglich auch destabilisiert und umgearbeitet werden kann. Die Autorin entwickelt diese Argumentation entlang der Körpertheorien Butlers und Bourdieus, wobei das Hauptaugenmerk darauf liegt, zwischen beiden Positionen zu vermitteln anstatt sie gegeneinander auszuspielen. (ICI2)