AbstractFor the general public and for scientists, interpersonal political communication is highly important; however, surveys based on self-reports often lack satisfactory validity and reliability, because political talk is embedded in everyday conversations and thus hard to remember. Furthermore, different people are likely to ascribe different meanings to the term 'politics'. The present paper aims to further our understanding of what people perceive or do not perceive as political. To determine the factors influencing the general public's understanding of politics, we conducted a representative telephone survey among 804 citizens of a German city. The findings indicate that people's classification of conversations as political is determined by the characteristics of the discussed issues. Furthermore, some respondents did not mention all conversations that might influence their political opinions and behavior. Nonetheless, the matter might be relevant for research when people are asked about their political conversation behavior.
This study investigates how exposure to different news sources, propensity to vote (PTV) for a party and demographics are related to belief in conspiracy theories drawing on three repeated cross-sectional surveys in Germany 2017–2019. Results show that frequent exposure to alternative news sites and video-sharing platforms increased conspiratorial beliefs. Frequency of exposure to the quality press, public service TV news, and news aggregators diminished beliefs in conspiracy theories. Exposure to TV news, legacy media online, tabloids, social media, and user comments was unrelated to such beliefs. PTV for far left and right parties increased conspiratorial beliefs, moderate party preference reduced them.
ZusammenfassungIn den letzten Jahren haben viele Studien untersucht, welche Faktoren das Vertrauen in Medien beeinflussen können. Zu einigen dieser Faktoren gibt es vorläufige wissenschaftliche Erkenntnisse, die eine klare Richtung andeuten, zu anderen ist die Forschungslage eher heterogen. Wir überprüfen daher anhand einer Trendstudie mit Befragungsdaten aus den Jahren 2017, 2018 und 2019 mit je 1200 Befragten, welche Personenmerkmale sich in Deutschland über einen längeren Zeitraum als stabile Einflussfaktoren erwiesen haben. Dazu führen wir blockweise Regressionsanalysen im Zeitverlauf durch. Neben soziodemografischen Faktoren und der Mediennutzung gehören dazu die Einstellungen zu Politik, Verschwörungsglaube und interpersonales Vertrauen. Die Ergebnisse zeigen, dass alle Gruppen von Variablen mit Medienvertrauen im Zusammenhang stehen, dass ihr Einfluss jedoch unterschiedlich groß ist. In komplexeren Regressionsmodellen wird der Einfluss mancher Variablen vom Effekt anderer Variablen überlagert – dies könnte eine Erklärung für die bislang äußerst heterogene Forschungslage zu beispielsweise dem Einfluss der Soziodemografika auf Medienvertrauen sein. Die Ergebnisse verdeutlichen auch, welche Rezipientinnen und Rezipienten den Medien weniger oder gar nicht vertrauen.
Der Beitrag untersucht medienbezogene Einstellungen und das Ausmaß des Verschwörungsglaubens von Menschen mit AfD-Wahlpräferenz. Er greift die Debatte über Kampfbegriffe wie "Lügenpresse" und "Systemmedien" auf und erweitert die Radikalisierungsforschung um einen kommunikationswissenschaftlichen Zugang. Dafür verwendet er das Konzept des "Medienzynismus". Es bezeichnet ein Einstellungsmuster mit verschwörungsideologischen Zügen: Journalist*innen werden als Lügner und System-Kollaborateure betrachtet. Der Beitrag analysiert auch die Mediennutzung von Menschen mit AfD-Präferenz sowie ihre Einstellungen zu Gewalt. Die Basis bilden vier Bevölkerungsumfragen aus den Jahren 2016 bis 2019. Die Daten wurden in Regressionsanalysen und mit einem Strukturgleichungsmodell ausgewertet. Dabei zeigt sich die Radikalität der AfD-Gruppe: Bei ihr sind Medienzynismus und Verschwörungsglaube stark ausgeprägt. Dies geht mit einer überdurchschnittlichen Nutzung "alternativer" Medien und einem höheren Verständnis für die Anwendung von Gewalt einher. Die Studie findet keine eindeutigen Hinweise für eine sich verschärfende Radikalisierung im Zeitverlauf, aber auch keine Abschwächung. Die Befunde stützen Befürchtungen, dass der Verschwörungsglaube mit einer Affinität zu Gewalt verbunden und die Radikalisierung durch eine spezifische Mediennutzung gefördert werden kann.
Although there is a growing body of research on trust in the media, it is still unclear whether any kind of critical attitude toward the media is harmful to democratic societies. Building on approaches on cynicism and skepticism, we argue that there is a need to differentiate between two distinct determinants of media trust. One is based on observed shortcomings, such as the tendency of news media to exaggerate negative aspects. Being aware of these shortcomings and benevolently criticizing the media can be interpreted as constructive skepticism. The second determinant relies on unsubstantiated claims such as assuming a conspiracy of the media and political actors. Such sweeping denunciation can be interpreted as dysfunctional cynicism. Based on survey data, we show that cynicism is associated with lower media trust and skepticism is associated with higher media trust. The results have strong implications for democratic societies and their way of treating different forms of media criticism.
Der Beitrag untersucht medienbezogene Einstellungen und das Ausmaß des Verschwörungsglaubens von Menschen mit AfD-Wahlpräferenz. Er greift die Debatte über Kampfbegriffe wie "Lügenpresse" und "Systemmedien" auf und erweitert die Radikalisierungsforschung um einen kommunikationswissenschaftlichen Zugang. Dafür verwendet er das Konzept des "Medienzynismus". Es bezeichnet ein Einstellungsmuster mit verschwörungsideologischen Zügen: Journalist*innen werden als Lügner und System-Kollaborateure betrachtet. Der Beitrag analysiert auch die Mediennutzung von Menschen mit AfD-Präferenz sowie ihre Einstellungen zu Gewalt. Die Basis bilden vier Bevölkerungsumfragen aus den Jahren 2016 bis 2019. Die Daten wurden in Regressionsanalysen und mit einem Strukturgleichungsmodell ausgewertet. Dabei zeigt sich die Radikalität der AfD-Gruppe: Bei ihr sind Medienzynismus und Verschwörungsglaube stark ausgeprägt. Dies geht mit einer überdurchschnittlichen Nutzung "alternativer" Medien und einem höheren Verständnis für die Anwendung von Gewalt einher. Die Studie findet keine eindeutigen Hinweise für eine sich verschärfende Radikalisierung im Zeitverlauf, aber auch keine Abschwächung. Die Befunde stützen Befürchtungen, dass der Verschwörungsglaube mit einer Affinität zu Gewalt verbunden und die Radikalisierung durch eine spezifische Mediennutzung gefördert werden kann.
In den vergangenen Jahren wurde vermehrt darüber diskutiert, ob und in welchem Ausmaß das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in mediale Berichterstattungen abgenommen hat. Begriffe wie "Lügenpresse", grassierende Falschinformationen und die von vielen Beobachtern festgestellte gesellschaftliche Polarisierung verleiten zu dem Schluss, dass das Vertrauen in die etablierten Medien gesunken sein müsse. Aber lässt sich dies auch empirisch feststellen? Die Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen hat über mehrere Jahre hinweg Daten erhoben und ausgewertet. Ihre Ergebnisse und Schlüsse zeichnen erstmals ein systematisches, auf repräsentativen Meinungsumfragen basierendes Stimmungsbild zur Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Mediensystem und zur Berichterstattung für die Jahre 2015 bis 2020. Die Autorinnen und Autoren belassen es nicht bei der Darstellung der Forschungsergebnisse, sondern leiten daraus Vorschläge ab, wie das Medienvertrauen künftig gestärkt beziehungsweise zurückgewonnen werden kann.