Literatur als Mythenfabrik
Im Mittelpunkt steht I.V. Stalin als literarische Figur. Untersucht wird, wie das offizielle Stalinbild der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Texten der sowjetischen Literatur reproduziert wird. Erstellt wird eine Phänomenologie des literarischen Stalinkults, die beschreibt, mit welchen literarischen Verfahren die einzelnen Werke eine literarische Figur "Stalin" erschaffen und welche stereotypen Merkmale seinen literarischen Doppelgänger charakterisieren. Analysiert werden der historische Roman \(\it Chleb\) von Aleksej Tolstoj, fünf sowjetische Dramen, die I.V. Stalin als Held in Revolution und Bürgerkrieg zeigen, sowie die ab Mitte der dreißiger Jahre offiziell inszenierte sowjetische Folklore. In einem einleitenden Kapitel geht die Dissertation der Frage nach, warum Mitte der dreißiger Jahre ein realistisches Literaturverständnis kanonisiert wird und welche Funktion der Sozialistische Realismus für die Mythenkonstruktion des offiziellen Stalinkults hat.