Schwerpunktthema: Indigene und indianistische Diskurse und Praktiken in Bolivien
In: Psychosozial 39. Jahrgang, Heft 3 (2016) = Nr. 145
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In: Psychosozial 39. Jahrgang, Heft 3 (2016) = Nr. 145
In: Zeit - Sinn - Kultur
Das Geschichtsbewußtsein Jugendlicher ist in einem beklagenswerten Zustand - so ein gängiges Stereotyp. Daß dieses oft monierte Defizit keineswegs verallgemeinert werden kann, ist das Ergebnis der empirischen Studie von Carlos Kölbl, in der Formen historischer Sinnbildung unter Jugendlichen analysiert werden, die in mancherlei Hinsicht äußerst komplex und spezifisch modern sind. Damit ist der Band nicht nur in der Lage, die wissenschaftliche Diskussion um eine Entwicklungspsychologie historischer Sinnbildung durch neue Akzente zu bereichern. Er bietet darüber hinaus auch zahlreiche Anregungen für einen Geschichtsunterricht, der stärker an die historischen Kompetenzen und Interessen Jugendlicher anknüpft. Neben seinen empirischen Resultaten präsentiert der Autor eine informationsreiche Auseinandersetzung mit dem aktuellen Forschungsstand sowie grundlegende theoretische Überlegungen.
Societal understanding is not a monolithic block but an internally differentiated phenomenon. In this sense different developmental lines are presented and discussed. The domains of history, morals, law, economy, and politics are considered thereby. Alongside domain-specific developments also aspects encompassing the different domains are identified. Attempts to clarify the term societal understanding and remarks on educational efforts frame the text. ; Das Gesellschaftsverständnis ist kein monolithischer Block, sondern ein in sich differenzierter Phänomenbereich. In diesem Sinne werden unterschiedliche Entwicklungslinien gesondert dargestellt und diskutiert. Im Einzelnen geht es dabei um die Domänen Geschichte, Moral, Recht, Ökonomie und Politik. Neben bereichsspezifischen Entwicklungen werden auch bereichsübergreifende Aspekte identifiziert. Klärungsversuche im Hinblick auf den Begriff des Gesellschaftsverständnisses sowie Ausführungen zu Bildungsbemühungen rahmen den Text.
BASE
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 25/26, S. 29-35
ISSN: 0479-611X
"Nach Bemerkungen zur Komplexität historischen Erinnerns werden Heterogenität als schulischer Normalfall sowie empirische Befunde diskutiert. Abschließende Überlegungen gelten pädagogischen Möglichkeiten." (Autorenreferat)
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 6, Heft 2
ISSN: 1438-5627
Der Autor unternimmt eine Kartierung der psychologischen Methodenlehre, die diese weder in eine rein natur- noch in eine rein sozial- bzw. kulturwissenschaftliche Richtung einebnet. Vielmehr wird für eine nicht halbierte Methodologie sowie Methodik plädiert und dieses ehrgeizige Programm in Form des vorliegenden einführenden Lehrbuchs umgesetzt. Dabei zeichnet sich die Arbeit durch den dezidierten Einbezug (wissenschafts-) theoretischer Einsichten aus, nach denen man in anderen Methodenbüchern vergebens Ausschau hält. Zum Teil mag man sich etwas andere Akzentsetzungen wünschen und Kritik im Detail üben. Insgesamt ist die Lektüre des Buches aber in jedem Falle gewinnbringend.
In: Journal für Psychologie, Band 12, Heft 1, S. 25-49
Im Rahmen von Überlegungen zum Aufbau der historischen Welt bei Kindern wird gezeigt, dass sich Teile des Piaget'schen und Vygotskij'schen Werks für eine entwicklungspsychologische Analyse dieses Aufbaus fruchtbar machen lassen. Hierzu werden zunächst zwei Arbeiten des "frühen" Piaget ("Das Weltbild des Kindes", "Das moralische Urteil beim Kinde") auf einen potentiellen Beitrag zu einer Entwicklungspsychologie historischer Sinnbildung hin befragt. Darüber hinaus wird eine bislang kaum beachtete Studie Piagets ("Psychologie des Kindes und Geschichtsunterricht"), die sich unmittelbar mit Fragen der historischen Sinnbildung von Kindern auseinandersetzt, sowie ihre Aufnahme in Vygotskijs "Denken und Sprechen" rekonstruiert. Ebenso werden Möglichkeiten eines Rekurses auf strukturgenetische und kulturhistorische Grundbegriffe für die Zwecke einer Entwicklungspsychologie des Geschichtsbewusstseins diskutiert. Hieran schließt sich die Skizze einer spezifisch modernen geschichtlichen Semantik an, da der Erwerb dieser Semantik als wesentlich für die Ausbildung eines historischen Bewusstseins anzusehen ist. Die theoretischen Überlegungen werden abschließend durch ausgewählte empirische Analysen ergänzt, die sich auf den kindlichen Erwerb eines modernen historischen Bewusstseins richten.
In: Narrative inquiry: a forum for theoretical, empirical, and methodological work on narrative, Band 12, Heft 1, S. 29-35
ISSN: 1569-9935
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 2, Heft 2
ISSN: 1438-5627
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 1, Heft 2
ISSN: 1438-5627
In: Diskurse der Psychologie
Wie entwickelt sich das Gesellschaftsverständnis? Ausgehend von dieser Frage beleuchtet das vorliegende Buch aus entwicklungspsychologischer Perspektive, wie sich Strukturen, Formen und Inhalte politischen, ökonomischen, historischen, rechtlichen und moralischen Denkens entwickeln. Anhand theoretischer und empirischer Analysen setzen sich die Autor_innen unter anderem mit folgenden Themen auseinander: In welchem Verhältnis stehen kognitive Entwicklungen zu unterschiedlichen Formen gesellschaftlichen Handelns? Gibt es klar differenzierbare Pfade innerhalb der Entwicklung gesellschaftlichen Denkens - und wie sehen mögliche Zusammenhänge zwischen ihnen sowie zur allgemeinen kognitiven Entwicklung aus? Welche Konsequenzen für schulische und außerschulische Bildungsprozesse legen entwicklungspsychologische Einsichten nahe? Mit Beiträgen von Wolfgang Althof, Anna Bandt, Werner Greve, Andrea Kleeberg-Niepage, Carlos Kölbl, Morus Markard, Günter Mey, Gertrud Nunner-Winkler, Siegfried Preiser, Petra Sandhagen, Ali Wacker und Stefan Weyers
In: Gedächtnis und Erinnerung, S. 22-44
In: Journal für Psychologie, Band 11, Heft 1, S. 75-102
Es wird die Ansicht vertreten, dass es sich beim Geschichtsbewusstsein um einen im Kern psychologischen Begriff handelt. Zunächst wird auf die Polyvalenz des Begriffs "Geschichte" hingewiesen. Sie ist sowohl als ein symbolisch erzeugtes Konstrukt als auch als praktische Vollzugsform menschlicher Existenz zu verstehen. Eine Psychologie des Geschichtsbewusstseins darf also nicht allein auf historische Zeitkonstruktionen in einem engen Sinne des Wortes abstellen. Bei der näheren begrifflichen Auffächerung des Geschichtsbewusstseins in psychologischer Hinsicht kann dieses Bewusstsein als eine höchst voraussetzungsvolle personale Kompetenz expliziert werden, die sich in kommunikativen und diskursiven soziokulturellen Zusammenhängen empraktisch entwickelt. Dabei muss das historische Bewusstsein mit einem Mindestmaß an historischem Wissen operieren, weshalb eine Psychologie historischer Sinnbildung als ein weiterer Baustein in der Aufschlüsselung bereichsspezifischen Wissenserwerbs aufgefasst werden darf. Da es sich beim Geschichtsbewusstsein im Wesentlichen um eine historisch-narrative Kompetenz handelt, muss eine solche Psychologie darüber hinaus als narrative Psychologie, die es mit einer spezifisch pragmatischen Intelligenz zu tun hat, angelegt werden. Für eine adäquate psychologische Konzeptualisierung des Geschichtsbewusstseins sind, wie abschließend argumentiert und exemplarisch verdeutlicht wird, empirische Bemühungen ebenso wichtig wie theoretische Reflexionen.
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 2, Heft 2
ISSN: 1438-5627
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 2, Heft 3
ISSN: 1438-5627
Zunächst wird die These, Geschichtsbewusstsein sei eine anthropologische Kompetenz und Kategorie, auf den Prüfstand gestellt. Dabei wird ein Konzept modernen historischen Bewusstseins skizziert, das fortan als Arbeitsbegriff dient. Dieses Bewusstsein, so wird dargelegt, ist kein universeller anthropologischer Tatbestand, sondern ein Resultat der Entwicklung okzidentaler Kulturen und Gesellschaften. Von dieser Entwicklung, in der nicht zuletzt die Durchsetzung eines wissenschaftlichen Weltbildes und methodischen Denkens eine wesentliche Rolle spielte, sind längst eine Vielzahl von Gruppen und Individuen zutiefst geprägt. Deren Geschichtsbewusstsein ist modern, insofern es sich auf eine radikal temporalisierte und dynamisierte Welt bezieht und partielle Repräsentationen dieser Welt (implizit) an argumentative Geltungsansprüche bindet. Außerdem ist es eng mit der Möglichkeit selbstkritischer Reflexionen verbunden, die in der historisch vermittelten Begegnung mit Fremdem verwurzelt sind. Nach einem gerafften Überblick über wichtige Fragestellungen und den Stand der Forschung in verschiedenen Disziplinen werden erste, ausgewählte Ergebnisse einer umfassenderen, qualitativ-empirischen Studie vorgestellt. In den durchgeführten und analysierten Gruppendiskussionen mit Jugendlichen – hier speziell: dreizehn bis vierzehnjährigen Gymnasiasten – finden sich deutliche Indikatoren eines spezifisch modernen Geschichtsbewusstseins. Dieses Bewusstsein ist bei näherer Betrachtung in einem doch erstaunlichen Ausmaß wissenschaftlich-methodischen Rationalitätsstandards verpflichtet. Man mag dies als geglückte Implementation einer vernunftorientierten Lebensform in den Alltag von Jugendlichen begrüßen oder als Ausdruck einer Überformung pragmatischer Handlungs- und Lebensorientierungen durch szientifische Standards beklagen: fest steht erst einmal, dass die Verpflichtung, die Rekonstruktion vergangener Wirklichkeiten und geschichtlicher Geschehnisse und Zusammenhänge als intersubjektiv nachvollziehbare und rational begründbare Erkenntnisoperation auszuweisen und zu reflektieren, bei den von uns untersuchten Jugendlichen stark ausgeprägt ist. Ihr Denken weist sich auch in anderen Hinsichten als spezifisch "modern" aus. Dieser Befund wird – neben der Darstellung inhaltlicher Geschichtskenntnisse und Interessen der Jugendlichen – ausführlich dargelegt. Abschließend wird erörtert, inwiefern sich die zentralen Ergebnisse als Korrektur gegen die verbreitete Klage über ein angeblich defizitäres Geschichtsbewusstsein von Schülern verstehen lassen.