Moralisch wirtschaften - ein Lehrstück?: skeptische Anmerkungen zum Projekt einer Unternehmensethik
In: Neuorientierungen in der ökonomischen Theorie: zur moralischen, institutionellen und evolutorischen Dimension des Wirtschaftens, S. 107-122
In inhaltlicher Hinsicht bietet die Unternehmensethik ein recht verschwommenes Bild: Weder lassen sich zentrale Themen ausmachen, noch Standards der Argumentation. Der Grund hierfür wird darin gesehen, daß die Unternehmensethik anders als beispielsweise die Medizinethik kein Prinzip aufweisen kann, das ihre Aufgaben klar umreißt. Der Autor zeigt, "daß dieser prinzipienlose Zustand prinzipieller Natur ist" und daß alle Versuche, der Unternehmensethik ein Prinzip zu stiften und sie dadurch zu einer Spezialethik zu machen, zum Scheitern verurteilt sind. Die Unternehmensethik wird vor folgendem Dilemma gesehen: Ethische Begründungen lassen sich nur dort sinnvoll einfordern, wo Menschen in der Lage sind, sich bezüglich ihrer Zwecksetzungen und Handlungen aufgrund der Einsicht in vorgetragene Gründe zu entscheiden. Demgegenüber macht der Rahmen ökonomischer Theorie deutlich, daß die Akteure in einem marktwirtschaftlichen System im Hinblick auf ihr ökonomisches Handeln kaum Freiheiten (zu ethisch relevanten Entscheidungen) besitzen. Die Vorstellung, daß zuerst nach ethischen Grundsätzen die Zwecke, anschließend nach technisch-ökonomischen Grundsätzen die Mittel zu bestimmen sind, läßt sich nicht aufrecht erhalten. "Ethik und ökonomische Rationalität berühren sich gelegentlich, und es ist nicht auszuschließen, daß sie auch zu widersprüchlichen Handlungsaufforderungen führen. In diesem Sinne werden sich die Prinzipien der Ethik und der Ökonomie wechselseitig zur Beschränkung." (ICD)