Suchergebnisse

Daß die Großstadt ein Laboratorium sei, in dem in vivo die Konstitutionsprozesse beobachtbar seien, durch welche aus heterogenen Elementen eine neue soziale Gestalt entstünde: anhand welchen Beispiels wollte man eine solche Hypothese schon entkräften? Mit Shanghai sicherlich nicht. Die Stadt am Unterlauf des Yangzi ist in den letzten 150 Jahren zu einem Schauplatz wirtschaftlicher, pohtischer und kultureller Auseinandersetzungen geworden, der ohne Vorbild ist. Als Fischerdorf existiert der Ort zwar bereits seit etwa 1100 Jahren; seine eigentliche Geburtsstunde erlebte die "Stadt über dem Meer" (so lautet die Übersetzung des Namens) jedoch durch einen politischen bzw. militärischen Kniefall des geschwächten "Reichs der Mitte". Am 29.8.1842 wurde mit dem Vertrag von Nanjing der sog. Opiumkrieg beendet. Engländer und Franzosen sicherten sich in raffiniert gehaltenen Klauseln ein sehr weitgehendes Siedlungsund Handelsrecht. Guangzhou, Tianjin, Qingdao - viele bedeutende Städte wurden damit dem Zugriff des kolonialen Interesses gesichert. Und doch sollte Shanghai ihnen allen in kürzester Zeit den Rang ablaufen. [.]

"Mehr als an irgendeinem anderen Ort in Deutschland geht es in, Berlin um die Frage der Modernisierung der Stadt. Doch wo eine sich stetig erneuernde Diskussion um die Zukunft der Metropole, ihre Bedingungen und die Anforderungen, die ihre Bürger als Gesamtheit an sie stellen, notwendig wäre, huldigt man eher der suggestiven Kraft der historischen Kapitale. Fast alle konzeptionellen Anstrengungen des Städtebaus werden auf ein eng umgrenztes Areal, die Innenstadt, gerichtet. Jene Entwicklungen indes, die sich in den Vororten und Randzonen abspielen, nimmt man nur widerwillig zur Kenntnis. Diese massive Suburbanisierung passt offenkundig nicht ins gewünschte Bild. im scheinbar unkontrollierten Selbstlauf von Marktmechanismen, und von der zeitgenössischen Metropolendiskussion völlig unberührt, verlagern sich Wohnorte und Gewerbeflächen an die Peripherie. Vor diesem Hintergrund bleibt Kurt Tucholskys Feststellung, dass Berlin die Nachteile einer amerikanischen Großstadt mit denen einer deutschen Provinzstadt vereint, so schmerzhaft wie aktuell." (Autorenreferat)

"Am Beispiel des größten Ballungsraums Chinas, der Stadtregion Shanghai, erweist sich, daß die chinesische Planungspraxis der Jahre zwischen 1927 und 1992 keineswegs so unbeeinflußt von internationalen Entwicklungen blieb, wie die vielzitierte Maxime von der autozentrierten Entwicklung glauben machen möchte. Gleichsam als eine Gegenoffensive zu den von den Europäern dominierten Aktivitäten im Westen der 'Internationalen Niederlassung' wurde von der chinesischen Administration um 1927 ein umfassender Plan zur konzeptionellen (Neu-) Gliederung Groß-Shanghais lanciert, der funktional auf die neuen Erfordernisse der verkehrlichen und ökonomischen Infrastruktur reagierte und dessen architektonisches Kernstück ein neues Zentrum als Standort für die wichtigsten kommunalen Einrichtungen darstellte. Doch so konzentriert und umfassend die Planung von der ersten wirklich 'kommunalen' Regierung auch angegangen wurde: Durch den Bürgerkrieg und die japanische Invasion Ende der 30er Jahre mußte der 'Greater Shanghai Plan' Rudiment bleiben. Der große volksrepublikanische Neuanfang läßt sich weniger auf das Jahr 1949 datieren; vielmehr ist er auf die wirtschaftspolitische Readjustierung der Jahre 1956/57 zurückzuführen. Unter der Ägide der Pekinger Führung entwickelte die Stadt Shanghai eine zweigleisige Strategie. Einerseits nahm man eine umfassende Verwaltungsreform mit ganz erheblichen Eingemeindungen in Angriff. Gleichzeitig schuf man damit andererseits die Voraussetzungen, eine aktive stadt- und regionalplanerische Entlastungspolitik durch Satellitenstädte zu betreiben. Politische Kursschwankungen definierten jedoch in der Folge ein Spannungsfeld zwischen den Polen einer reaktiven Anpassungsplanung und höchst ideologisierten Ambitionen. Schlagworte wie 'Volkskommune' und 'Massenbewegung' beherrschten auch die städtebauliche Diskussion. Erst Ende der 70er Jahre fand man zurück zu den Ansätzen, die zwanzig Jahre zuvor formuliert worden waren. Es bleibt allerdings der jüngsten Vergangenheit vorbehalten, mit den ambitionierten Entwicklungsplan für den Osten Shanghais, den Bezirk Pudong, konzeptionell an den 'Greater Shanghai Plan' anzuknüpfen." (Autorenreferat)

"Wie die Haushalte in Deutschland wohnen, das ist heute wie zukünftig eine Frage des Wohnungsbestands, der Eigentümerstruktur, der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik, aber auch der Merkmale und Verhaltensweisen der Nutzer selbst." (Autorenreferat)