1918 hatte das neue südslawische Königreich seine Eisenbahnlinien von verschiedenen Reichen und Nationalstaaten geerbt. Bis daraus durch neue Strukturen und Erweiterungen ein "organisches", genuin jugoslawisches Eisenbahnnetz werden konnte, sollte es von da an fast sechs Jahrzehnte dauern. Der spektakuläre Abschluss dieser infrastrukturellen Aufbauphase erfolgte erst 1976 mit der Fertigstellung der anspruchsvollsten und teuersten neuen Strecke. Sie verband Belgrad und die montenegrinische Adriaküste. 25 Jahre an Planung und großem Auf und Ab beim Bau waren dem vorangegangen. Das Ganze war ein wahres Großprojekt der sozalistischen Epoche. Danijel Kežićs Buch untersucht das von vielen Problemen begleitete Geschehn planungs-, finanzierungs-, bau- und institutionengeschichtlich. Seine Betrachtung des Wirkens der am beteiligten Unternehmen liefert zudem gesellschaftsgeschichtlich prägnante Einblicke. Seine Analyse führt zugleich zu einem neuartigen Argument mit Blick auf die umfassende Dezentralisierung von Tito-Jugoslawien, die auch dessen späterer Auflösung einen wesentlichen Rahmen gab. Der Prozesse der Konföderalisierung Jugoslawiens in den 1960er Jahren wird dabei aus der ökonomischen Perpsektive analysiert und im Zuge dessen von Kežić, anders als in der bloß auf den politischen und verfassungsrechtlichen Rahmen blickenden vorherrschenden Literatur, vorab als Folge der diversen gescheiterten Wirtschaftsreformen erklärt.