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In sozialen personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen werden Geschichten gemeinsam gelebt, konstruiert und erzählt, denn soziale Dienste und Einrichtungen sind komplexe, offene Handlungsnetze interaktiver Praktiken, die auf narrativem Wissen beruhen. In den interaktiven Praktiken werden soziale Wirklichkeiten inszeniert, indem die teilnehmenden Akteure einerseits durch die Anwendung sozialer Skripts Handlungsroutinen erzeugen und sie andererseits die dabei unvermeidlich auftretenden Probleme durch narrative Sinnstiftungen in Form von Geschichten zu lösen versuchen. Die Bearbeitung sozialer Probleme besteht im Rahmen dieser Perspektive darin, lokale moralische Ordnungen zu (re-)produzieren, indem die beteiligten Personen sich auf der Basis ihres narrativen Wissens für ihr Handeln wechselseitig rechenschaftspflichtig machen und symbolisch sanktionieren. In dem Buch wird dieser Ansatz zunächst theoretisch erläutert und dann anhand von Fallbeispielen illustriert. Es wendet sich somit gleichermaßen an praktisch interessierte TheoretikerInnen und theoretisch interessierte PraktikerInnen.

Der Band bietet einen Überblick über soziologische Theorien zur Beschreibung und Erklärung sozialer personenbezogener Dienstleistungsorganisationen. Er zeigt damit alternative Perspektiven zu der von betriebswirtschaftlichen Managementkonzepten dominierten Sichtweise zur Gestaltung von Organisationen im 3. Sektor auf. Im Einzelnen werden folgende Ansätze von folgenden Autoren behandelt: Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen als rationale Handlungssysteme, als organisierte Anarchien, als ausgehandelte Ordnungen, als lose gekoppelte Systeme, als erfolgreich scheiternde Organisationen, als intermediäre Organisationen, als Institutionen, als Systeme sozialer Praxen, als Soziokulturen, als strukturell-funktionale Systeme, als autopoietische Systeme und als Systeme sozialer Kontrolle.

Um die strukturellen Besonderheiten der professionellen Organisation zu beschreiben, wird zunächst auf gesellschaftstheoretische Perspektiven eingegangen, die in der Soziologie die Diskussion über die professionelle Organisation geprägt haben (Weber, Parsons). Anschließend wird die Logik des professionellen Handelns erläutert und die für Professionen typische Organisationsform des Kollegiums mit seinen speziellen prozeduralen Prinzipien dargestellt. Nach der Beschreibung unterschiedlicher Varianten der professionellen Organisation (ausschließlich kollegiale, vorherrschend kollegiale, intermediär kollegiale Organisation) wird in einem letzten Abschnitt auf neuere Veränderungen dieses Organisationstyps eingegangen, die durch die Etablierung eines an ökonomischen Kriterien orientierten New Public Management bewirkt wurden. (ICE2)

Regeln bestimmen das Handeln der Akteure in Organisationen. Diese Aussage gehört zu den Selbstverständlichkeiten der Organisationssoziologie. Weit weniger selbstverständlich sind aber die Ansichten darüber, was Regeln eigentlich sind, wie die Befolgung von Regeln funktioniert und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Der Verfasser vertritt die Auffassung, dass Regeln, ihre Befolgung und ihre Wirkungen am besten als interaktiver Vollzug kollektiver Praxen zu verstehen sind. Um diese theoretische Perspektive zu erläutern, wird zunächst kurz skizziert, wie Regeln und ihre Befolgung in Organisationen oftmals verstanden wurden und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. Anschließend wird ein interaktonistisches, auf Emotionen basierendes Modell vorgestellt, das eine angemessenere Beschreibung und Erklärung der Regelproblematik liefert und das zugleich verdeutlicht, wie durch die Befolgung von Regeln soziale Realität konstruiert wird. Abschließend werden die Implikationen dieses Ansatzes für das Verständnis der Wirkmacht von Organisationen aufgezeigt. (ICE2)

"Based on the famous experiments of the psychologists Robert Solomon and Martin Seligman on avoidance learning and learned helplessness in which dogs were tortured with electric shocks, the article examines the role of emotion and identity in cruelty. Emotions are theorized as evaluative judgments about items that we regard as important for our well being, but do not fully control. Therefore they contain an inevitable reference to the self and are constitutive parts of role-identities. Empirical studies of the academic education of biological and medical professionals show how indifference to suffering and the suppression of compassion is part of the socialization process of scientists. This psychological make-up of emotional indifference is stabilized through the organization of social relations and spatial arrangements. Thus, in the laboratory a social world is created, in which dogs are seen as the carrier of scientific data, and where cruelties become rituals of sacrificing in the name of science. The article concludes with a reflection on self, time and indifference." (author's abstract)

Der Neoinstitutionalismus zeichnet sich dadurch aus, dass Kognitionen und nicht Normen oder formale Regeln als grundlegend für die Analyse von Organisationen aufgefasst werden. Neoinstitutionalistische Untersuchungen nehmen die kognitive Sinngebung als Ausgangspunkt und fragen dann danach, welche normativen Regeln und regulative Sanktionen mit der analysierten kognitiven Kodierung von Realität verbunden sind oder durch sie erzeugt werden. Wissen ist aus neoinstitutionalistischer Sicht durch drei Eigenschaften gekennzeichnet: Es ist selbstverständlich, erzeugt Realität und ist ein externer Sachverhalt. Die kognitive Dimension wird im Neoinstitutionalismus begrifflich unterschiedlich gefasst: als kulturelle Regel (John Meyer), als mimetischer Isomorphismus (Paul DiMaggio und Walter Powell), als Kategorisierung (Theresa Lant und Joel Baum) sowie als Prozess und Produkt (Lynn Zucker). Lynn Zucker betont die Notwendigkeit einer Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus und greift zu diesem Zweck auf den Ansatz von Berger und Luckmann zurück. Eine solche Mikrofundierung unterstreicht die zentrale organisationssoziologische Erkenntnis des Neoinstitutionalismus: Organisationen sind kollektive kognitive Konstruktionen. (ICE2).

Der Neoinstitutionalismus zeichnet sich dadurch aus, dass Kognitionen und nicht Normen oder formale Regeln als grundlegend für die Analyse von Organisationen aufgefasst werden. Neoinstitutionalistische Untersuchungen nehmen die kognitive Sinngebung als Ausgangspunkt und fragen dann danach, welche normativen Regeln und regulative Sanktionen mit der analysierten kognitiven Kodierung von Realität verbunden sind oder durch sie erzeugt werden. Wissen ist aus neoinstitutionalistischer Sicht durch drei Eigenschaften gekennzeichnet: Es ist selbstverständlich, erzeugt Realität und ist ein externer Sachverhalt. Die kognitive Dimension wird im Neoinstitutionalismus begrifflich unterschiedlich gefasst: als kulturelle Regel (John Meyer), als mimetischer Isomorphismus (Paul DiMaggio und Walter Powell), als Kategorisierung (Theresa Lant und Joel Baum) sowie als Prozess und Produkt (Lynn Zucker). Lynn Zucker betont die Notwendigkeit einer Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus und greift zu diesem Zweck auf den Ansatz von Berger und Luckmann zurück. Eine solche Mikrofundierung unterstreicht die zentrale organisationssoziologische Erkenntnis des Neoinstitutionalismus: Organisationen sind kollektive kognitive Konstruktionen. (ICE2)

"Thomas Klatetzki beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Legitimation und Delegitimation professionellen Handelns in Organisationen. Vor dem Hintergrund einer symbolisch-interpretativen Perspektive beschreibt er die Struktur professioneller Arbeit und skizziert die daraus resultierende Organisationsform des Kollegiums. Für Klatetzki liefert der Glaube an die Wissenschaft die Legitimationsgrundlage für das Handeln und den Status der Professionellen. Der im ,informationellen Kapitalismus' zu beobachtende epistemische und institutionelle Wandel des wissenschaftlichen Wissens hat seiner Auffassung nach Konsequenzen für die Konfiguration der professionellen Organisation. Indem wissenschaftliches Wissen vermehrt unter dem Gesichtspunkt des Nutzens und zunehmend weniger unter dem der Geltung betrachtet wird, kommt es zu einer Delegitimation der bisherigen professionellen Handlungspraxis. Professionswissen wird vermehrt durch Organisationswissen ersetzt: Die professionelle Kernaktivität der kognitiven Definition von Realität wird auf formale Vorgaben übertragen." (Autorenreferat)

Der Bezug zur Dienstleistungsmetapher verpflichtet soziale Einrichtungen darauf, zu definieren, welche Leistungen von ihnen erbracht werden. Angesichts des derzeit propagierten Verstaendnisses von Jugendhilfe als Dienstleistung fordert Thomas Klatetzki, eine Debatte darueber zu fuehren, welche Kriterien an Einrichtungen der Heimerziehung fuer eine Qualitaetsbeurteilung sinnvollerweise, d. h. im Sinne der Verwirklichung sozialer Werte, angelegt werden koennen. Dazu stellt der Autor zwei Modelle vor, auf deren Basis eine Bewertung der Leistung dieser Einrichtungen der Jugendhilfe vorgenommen werden kann. Das eine Modell basiert dabei auf oekonomischen Vorstellungen und passt somit problemlos zur Diskussion um Jugendhilfe als Dienstleistung. Das andere Modell liesse sich als normatives - und damit letztlich wohl politisches - Modell verstehen und basiert auf hierzulande wenig bekannten theoretischen Ueberlegungen zu Organisationen als Institutionen. (DJI/Sd).

Ausgangspunkt des Beitrags ist die Sorge, daß es sich bei den rassistischen Gewalttaten der letzten Zeit um die Aktivitäten von Gruppen handelt. Hiervon ausgehend wird ein Deutungsmuster der Wirklichkeit von Rassismus, Gewalt, Aggression und Rechtsradikalismus diskutiert, das zugleich ein Deutungsmuster für sozialpädagogische Interventionen in diese Wirklichkeit ist. Vorgestellt wird die Theorie des Intergruppenverhaltens: Je näher eine soziale Situation (aus der Sicht von Personen, die sich als Mitglieder einer Gruppe definieren) sich am Intergruppenpol des von interpersonellem Verhalten bis zu Intergruppenverhalten reichenden Kontinuums befindet, desto uniformer wird zum einen das Verhalten innerhalb der Gruppe und zum anderen das Verhalten einzelner Gruppenmitglieder gegenüber Personen der "out-group". Aus dem in dieser Theorie eingeführten Begriff der sozialen Identität in Verbindung zur Wahrnehmung sozialer Strukturen wird eine Erklärung für kollektive Gewalttaten Jugendlicher entwickelt. Von dem theoretischen Deutungsmuster ausgehend werden einige Schlußfolgerungen für das praktische Handeln in der Jugendsozialarbeit diskutiert. Insgesamt macht die Theorie deutlich, welche wichtige Rolle aktuelle gesellschaftliche Deutungsmuster spielen. (ICA)