Armuts- und Reichtumskonzepte und deren Operationalisierung in Deutschland: zwischen Beliebigkeit und Überforderung?
In: Armut und Reichtum an Verwirklichungschancen: Amartya Sens Capability-Konzept als Grundlage der Armuts- und Reichtumsberichterstattung, S. 47-70
Der Beitrag zur Armutsforschung untersucht die Fragen, (1) welche grundlegenden konzeptuellen und methodischen Unterscheidungen den Diskurs um die Definition und Messung von Armut/Reichtum kennzeichnen und (2) welche Fortschritte hinsichtlich der zuvor gestellten Diagnose in der empirischen Armuts- und Reichtumsforschung in Deutschland zu konstatieren sind. Der erste Abschnitt diskutiert, inwieweit Armut vornehmlich als absolute Armut oder eher durch den Wohlstand anderer, das Wohlstandsniveau der Gesellschaft (als relative Armut) zu charakterisieren ist. Der zweite Abschnitt erörtert, inwieweit Armut primär einen objektiven Tatbestand oder eher einen subjektiv empfundenen Zustand darstellt. Das dritte Kapitel geht sodann der Frage nach, inwieweit direkte oder indirekte Indikatoren besser geeignet sind, Armut in ihrer Vielschichtigkeit zu erfassen und zu quantifizieren. Im vierten Abschnitt werden Ansätze vorgestellt, die versuchen, durch die Kombination und Integration verschiedener Armutsmaße die Multidimensionalität des Phänomens einzufangen. Im fünften Kapitel werden schließlich die vorherrschenden Ansätze zur Operationalisierung von Reichtum in Deutschland skizziert. Im sechsten Abschnitt wird abschließend mit Blick auf den beklagten Mangel an Konsistenz in der empirischen Armuts- und Reichtumsforschung ein Fazit gezogen. (ICG2)